01 - Neptun kann warten
keinem Menschen ANTUN! Charlie, du Scheißkerl … /
///Ich wollte das Ablenkungsmanöver ja auch eigentlich erst in einer Simulation durchspielen,
aber wir hatten keine Zeit.
Wir MUSSTEN es gleich durchführen.///
/Du Bastard, du kannst nicht … /
///John, wir BRAUCHEN DIESES SCHIFF! Wir haben jetzt keine Zeit, über meine Methoden zu … ///
/Keine Zeit?!/, brachte Bandicut würgend hervor, dann verschlug es ihm endgültig die Sprache. Er fühlte sich krank. Nicht nur Charlie hatte die Kollision verursacht; schließlich war er, John Bandicut, ins Datennetz eingeklinkt. Sobald die Ursache des Unfalls ermittelt worden wäre – womit das System vermutlich bereits beschäftigt war –, würde John Bandicut derjenige sein, den man beim Namen nannte, und John Bandicut wäre auch derjenige, den man zur Rechenschaft zöge. /Himmel, Charlie!/, flüsterte er.
///John – TRENNE DIE VERBINDUNG.’///
Alles bewegte sich, und er sah ein weiteres Schema: Das Datennetz versuchte die Quelle für die veränderten FSZ-Navigationsbefehle aufzuspüren. Die Suchlinien führten direkt zu seiner Com-Kabine, obgleich Charlie sich bemühte, sie fehlzuleiten. /Verdammt, Charlie!/ Er trennte die Verbindung, riss sich das NeuroLink-Headset vom Kopf und starrte ungläubig auf die Com-Konsole, als erwarte er, dass sie jeden Moment platzen würde vor lauter aufblinkenden Lichtern und heulenden Sirenen.
Charlie ließ rasch ein Bild in Bandicuts Kopf aufflimmern: Die Wegbeschreibung von der Com-Kabine zum Umkleideareal in der Sektion für Weltraumarbeiten.
///LOS!///
Er bewegte sich eilig voran, wobei er sich den Reisesack an den Brustkorb presste, sich von einer Wand zur nächsten stieß und auf diese Weise durch die einander kreuzenden Korridore zum Umkleideareal schwebte. /Ich kann’s nicht glauben, Charlie. Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast!/ Als er die WA-Sektion fand, war er verzweifelt.
///Es war die einzige Möglichkeit. Jetzt hör mir zu – du musst dir einen Anzug schnappen.
Gib dich als Mitglied des Schadenskontrollteams aus.
Und halte dich bereit, meine Anweisungen zu befolgen, und zwar ohne zu zögern.///
/Warum zur Hölle sollte ich …?/
///Du musst mir vertrauen. Bitte, John!///
Bandicut hatte keine Antwort für ihn parat. Bislang hatte er dem Quarx vertraut, und nun war es ein wenig spät, die Vertrauenswürdigkeit des Außerirdischen erneut zu überdenken.
Im Umkleideareal herrschte Chaos. Mindestens ein Dutzend Männer und Frauen versuchten hektisch, so schnell wie möglich zum Rettungseinsatz nach draußen ins All zu kommen. Die Leute schrien wild durcheinander, und niemand achtete auf Bandicut, als dieser seinen Reisesack in einen Spind stopfte und sich seinen Weg durch das Durcheinander zum Ausrüstungslager suchte. Er schnappte sich einen Druckanzug, der in etwa seiner Größe entsprach, und trieb wieder zum Spind zurück. Während er sich den Raumanzug anlegte, stand er mit dem Gesicht zum Spind, in der Hoffnung, dass niemand seine Anwesenheit bemerkte – weder die Arbeiter, noch die Sicherheitskameras an den Wänden.
»He – komm mal kurz her, ja?«
Vorsichtig wandte er den Kopf. Der Mann gleich rechts von ihm trieb senkrecht im Raum und hielt den Helm in den Händen. Er hatte Bandicut angesprochen. Mit dem Daumen deutete er sich über die Schulter auf seinen Lebenserhaltungstornister und sagte: »Überprüf mal die Statusanzeigen, ja? Meine Frontanzeigen funktionieren nicht, und ich hab jetzt keine Zeit, daran herumzudrehen. Sag mir einfach, ob ich zwei Stunden im All bleiben kann.«
Bandicut ächzte nervös und ließ sich über die linke Schulter des Mannes treiben, wo er die Abdeckklappe für die Direktanzeigen öffnete. Er schielte auf die winzigen grünen Ziffern, die darauf angezeigt wurden. »Ja«, sagte er schließlich. »Sieht ganz gut aus … wenn du kein allzu großer Sauerstofffresser bist, solltest du etwa zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten draußen bleiben können.« Bandicut trieb wieder zum Spind zurück.
»Danke.« Der Mann wandte sich ab, doch über seiner Schulter erschien ein anderer Mann; trotz seines teilweise angelegten Raumanzugs waren seine scharf umrissenen Gesichtszüge und sein schlaksiger Körperbau zu erkennen. Der Name »Jensen« stand in Schablonenschrift auf seinem Anzug; er sah aus wie ein Vorarbeiter oder Aufseher.
»Moment mal«, sagte Jensen und starrte Bandicut mit durchdringenden dunklen Augen an, »das will ich noch mal überprüfen!«
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