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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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eher neunzig Prozent, dass wir sterben, und dann wird alles zu Ende sein.///
    Bandicut starrte einen Moment lang verdutzt vor sich hin. /WARUM ZUR MOKIN HÖLLE HAST DU MIR DAS NICHT EHER GESAGT?/, donnerte er.
    ///Ich hatte … Angst, du würdest dich nicht auf die Mission einlassen.///
    /Du hattest Angst -/ Bandicut spürte, wie ihm der Atem aus den Lungen wich. /Du meinst, du … hast mich angelogen? Einfach frech angelogen?/
    ///Naja, ich … habe einige ungewisse Faktoren in meine Überlegungen mit einbezogen. Ich glaube, damit habe ich dich in die Irre geführt. Es tut mir Leid.///
    /Danke, Arschloch./
    ///Ich sagte, es tut mir Leid.
    Es wäre wirklich besser, John,
    wenn du die letzte Phase unserer Mission in der Erwartung angehen würdest,
    dass du umkommst.///
    Bandicut verkniff sich eine sarkastische Antwort. /Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wenn wir nicht sterben, wohin gehen wir dann? Alpha Centauri? Sirius? Wohin? Hab ich nicht das Recht, wenigstens das zu erfahren?/
    ///John, ich weiß es wirklich nicht.///
    /Wie kannst du das NICHT WISSEN?/, schrie Bandicut, der völlig die Kontrolle über seine Emotionen verlor.
    Er bekam keine Antwort.
    /CHARLIE?/
    Nach einem Moment wisperte das bibbernde Quarx:
    ///John, hast du denn nicht von Anfang an begriffen,
    dass du dein Leben für die Sache opfern würdest’?
    Dass nichts mehr so sein würde wie zuvor?///
    /Bist du verrückt?/ Bandicut schlug fest auf die Konsole. Vielleicht hatte das Quarx die Sachlage damals deutlich genug gemacht, aber das half ihm jetzt nicht dabei, sie zu akzeptieren.
    Das Quarx schwieg. Charlie hatte sich abgeschirmt und in sein ganz privates Fegefeuer zurückgezogen.
     
    ***
     
    In Abwesenheit der Quarx-Stimme sah Bandicut sich sowohl mit seiner schmerzlichen Einsamkeit als auch der Tatsache konfrontiert, dass alles für ihn seinen Sinn verlor. Er driftete einer Fugue entgegen, doch versank er nicht in ihr. Er beobachtete die Instrumente und die Sterne und tat für den Rest des Schiffstages kaum mehr, als mit den Fingern auf die Armlehnen seines Sitzes zu trommeln und dem vage hörbaren Chor aus Fuguenstimmen zu lauschen, die sich schon warmschrien, direkt hinter den Grenzen seines Bewusstseins.
    Schließlich trieb ihn der Hunger aus seinem Grenzzustand, und er bereitete sich zornig in der Kombüse eine einsame Mahlzeit zu. Er schob sich einige fade schmeckende Sojabällchen in den Mund und dachte an all das, was er zurückgelassen hatte, sogar an seinen Reisesack mit all den Fotos, Büchern, Erinnerungen …
    ///Deine Erinnerungen hast du noch immer. Die anderen Dinge waren lediglich Besitztümer.///
    Er schnaubte. /Du bist zurück, ja?/ Das Quarx mochte Recht haben, aber Bandicut wünschte sich sehr, eben jene Besitztümer zurückzuhaben. Er glaubte, sie könnten ihm Trost spenden, am Ende. Ganz zu schweigen von den Leuten, die er gern bei sich hätte.
    Und dieser Gedanke genügte, um ihn in eine echte Fugue rutschen zu lassen …
     
    ***
     
    Dakotas Stimme veranlasste ihn dazu, sich umzudrehen. »Onkel John?« Tränen rannen ihr aus den grünen Augen, als sie im Begriff stand, mit ihren Großeltern in den Zug zu steigen, kurz nach dem herzzerreißenden Begräbnis. »Wenn du wieder auf der Erde bist, kommst du mich dann besuchen?« Sie blickte flüchtig zu ihrer Großmutter, die schon in der Zugtür stand und sie zum Einsteigen drängte. Bandicut war das Herz schwer, als er seine Nichte sanft unters Kinn fasste. Er kam sich wie ein hoffnungslos tölpelhafter Onkel vor und wünschte, er könne ihr irgendwie zeigen, wie sehr er an ihr hing. »Klar mach’ ich das«, murmelte er. »Und ich will doch hoffen, dass du mich im Weltraum besuchen kommst, wenn du ein wenig älter bist. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, flüsterte sie.
    Er sah sie nur noch zweimal wieder, ehe er sich nach Triton einschiffte. Aber vor seiner Abreise richtete er den Treuhandfonds für sie ein, einem plötzlichen Impuls folgend, der im Nachhinein beinahe wie ein hellseherischer Akt wirkte.
    »Ich weiß, was du durchmachst«, murmelte Julie, neigte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Ich finde Dakota und erkläre ihr alles, keine Sorge. Und ich warte hier auf dich, ganz gleich, wie lange es dauert, bis du zurückkommst. Ich liebe dich, John …« ///Deine Tat muss dir Belohnung genug sein///,
    sagte Charlie, der die matten Grenzen seines Fuguentraums durchbrach.
    Bandicut zuckte zusammen. /Plattitüden, Charlie. Sag mir – wird überhaupt irgendjemand

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