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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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der Oberfläche dieses Körpers, auch wenn das Quarx sich im Stasis-Schlaf befand und erst Jahrtausende später wieder erwachen würde, vom Translator geweckt. Der Translator hingegen schlief niemals. Unablässig führte er Messungen durch, überwachte das innere Sonnensystem und die Evolution des vernunftbegabten Lebens auf dem dritten Planeten, der unverkennbar gezeichnet war von den Veränderungen seiner Biosphäre – anfangs noch schrittweise, dann abrupt.
    Beobachtbare Ereignisse zeichnete der Translator auf, angefangen bei Vulkanausbrüchen über Atomexplosionen bis hin zu den kleinen Schiffen, welche die Atmosphäre der Welt verließen. Er studierte alle möglichen Ereignisse, ob sie nun eindeutig von Bedeutung waren oder nicht, und auf seine eigene methodische Weise zog er Schlüsse aus den Ereignissen, die er studiert hatte.
    Vieles von dem, was Charlie wusste, hatte er direkt vom Translator erfahren. Seit seinem Erwachen hatte er jahrelang die Wiederholungssendungen des Erdenfernsehens gesehen. Der Translator zeichnete sie alle auf, solange die TV-Signale in den Weltraum ausgestrahlt wurden, bis schließlich Laser- und Optifaser-Übertragungen die kostenlose Show größtenteils beendet hatten. Solchen Sendungen verdankte er viel von seinem Wissen über die menschliche Kultur.
    Zudem hatte das Quarx Anhaltspunkte darüber gewonnen, warum es selbst hier war, welchem Ziel sein eigener Einsatz diente. Bandicut konnte nur staunen: Wie war es möglich, dass das Quarx seine eigenen Missionsziele nicht kannte? Aber man hatte es nicht zum ersten Mal auf eine Mission geschickt, bei weitem nicht, und es musste die Mission zuvor erst völlig begreifen, ehe es sich an die Umsetzung begeben konnte.
    Und Bandicut wunderte sich noch über eine zweite Tatsache, während er all diese Informationen in einem großen wirbelnden Strom aufschnappte: Das Quarx schien gar nicht genau zu wissen, wie der Translator viele der Dinge vollbrachte, an denen das Quarx selbst teilhatte. Aber wenn es für Millionen von Jahren im Translator überlebt hatte, musste es dann nicht wissen, wie die Maschine funktionierte? Nein, nein, nein, flüsterte eine quarxische Stimme, beinahe unhörbar in der Unterströmung. Ich bin kein Meister dieser Wissenschaft. Das Quarx verstand es, den Translator zu benutzen, aber das Gerät war nicht seine Maschine, noch nicht einmal quarxischen Ursprungs.
    Aber woher … wie … war Charlie in eine solche Zeit und an solch einen Ort gelangt? …
    - shift -
    Die Bilder veränderten sich wie ein gähnender Strudel. Bandicut erhaschte Blicke auf Dutzende von Welten, Dutzende von Wirten in früheren quarxischen Leben … die Wahrnehmungen erinnerten an aufflackernde Holo-Karten … und dann beruhigte sich das Bild und füllte sich mit den Klängen und Eindrücken anderer Wesen, außerirdischer Geschöpfe, die auf eben diesem Mond hier gelebt hatten. Waren die Metallablagerungen auf Triton etwa auf diese Wesen zurückzuführen? Ihre Schritte umhallten den Translator, ihr Treiben und ihre Stimmen waren nichts als unverständliches Gemurmel. Einen Moment lang dachte Bandicut erschrocken, die Wesen seien jetzt auf Triton …
    … dann aber wurde ihm bewusst, das diese Szene weit, weit in der Vergangenheit lag, lange bevor Triton in dieses Sonnensystem gestürzt war. Er sah den Neptunmond so, wie er einst gewesen war – nicht einfach in der Vergangenheit, sondern in einer weit entfernten Zeit, als sich auf der Erde gerade die ersten primitiven Lebensformen entwickelten. Dies war Triton vor Äonen, in einem anderen Sternensystem, in einer anderen Wirklichkeit.
    Er sah Triton im Krieg.
    In beängstigender Stille beobachtete er, wie lange, matte Lichtstreifen auf die verfallene Landschaft des Nachbarplaneten fielen: die Mutterwelt. Bandicut erkannte, dass die Lichtstrahlen von der Oberfläche Tritons kamen und dass es sich bei ihnen nicht um Schürflaser handelte. Vielmehr stammten sie von Waffen, schrecklichen Waffen, und die Strahlen überzogen die Mutterwelt mit Vernichtung. Die Streifen der Zerstörung flössen und wallten über die Planetenoberfläche wie Flutwellen, unter denen die Zivilisation zerfiel, zerschmolz, verdampfte.
    Doch war der Konflikt nicht auf die Planetenoberfläche begrenzt: Im Weltraum wütete der Krieg ebenfalls – zwischen dem Planeten und seinem Mond sowie auf der Mondoberfläche. Raumschiffe jagten in wilden Flugmanövern aneinander vorbei, durchstießen sich gegenseitig mit ihren Lanzen aus

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