01 - Nicht ohne meine Tochter
mir, »aber bis wann könnten Sie ausziehen?« »Wann wollen Sie das Haus haben?« »In zwei Wochen.« Das brachte mich ein bisschen aus der Fassung, aber sie waren einverstanden, unsere Hypothek zu übernehmen, und uns den Differenzbetrag bar auszuzahlen. Nach unseren Ausgaben würden wir mehr als zwanzigtausend Dollar übrigbehalten, und wir brauchten das Geld dringend. »In Ordnung.«, sagte ich. Als Moody wieder nach Hause kam und von dem Geschäft erfuhr, wurde er fuchsteufelswild. »Wohin sollen wir denn in zwei Wochen ziehen?« tobte er. »Wir brauchen das Geld.«, sagte ich fest. »Wir müssen dieses Geld haben.«
Wir stritten lange, konzentrierten uns auf das augenblickliche Problem, schöpften aber auch aus unseren verschiedenen Reservoirs von aufgestauten Enttäuschungen. Es war ein ungleicher Kampf, denn Moody hatte kaum noch Widerstandskraft für eine solche Auseinandersetzung. Er unternahm einen schwachen Versuch, seine Autorität als Familienoberhaupt zu behaupten, aber wir beide wussten, dass er auf den Thron verzichtet hatte. »Du hast uns in diese Situation gebracht.«, sagte ich wütend. »Wir werden nicht warten, bis wir nichts mehr besitzen. Wir verkaufen jetzt.« Ich zwang ihn dazu, den Verkaufsvertrag zu unterzeichnen.
Die nächsten zwei Wochen waren hektischer als alle vorherigen. Ich räumte alle Schränke und Schubladen aus und packte die Reste unseres Lebens in Alpena ein, obwohl ich nicht wusste, wohin wir jetzt gehen sollten. Moody half mir nicht dabei. »Pack wenigstens deine Bücher zusammen!«, sagte ich. Er hatte eine große Bibliothek, die sich in medizinische Wälzer und islamische Propaganda aufteilte. Eines Morgens drückte ich ihm ein paar Pappkartons in die Hand und sagte: »Du packst deine Bücher heute ein!« Am Ende des anstrengenden Tages, als ich spät von der Arbeit nach Hause kam, fand ich ihn lustlos herumsitzend, immer noch im Morgenrock, unrasiert und ungewaschen. Seine Bücher standen noch in den Regalen. Wieder ging ich in die Luft. »Ich verlange, dass du heute abend deinen Koffer packst. Morgen setzt du dich ins Auto und fährst nach Detroit, und du kommst mir nicht eher zurück, bis du eine Arbeit gefunden hast. Ich habe jetzt endgültig genug. So werde ich keine Minute länger leben.« »Ich kann keine Arbeit finden.«, wimmerte er. »Du hast es noch nicht versucht.« »Ich kann mir keine Stelle suchen, bis meine Suspension vom Krankenhaus nicht aufgehoben ist.« »Du musst ja nicht unbedingt Anästhesie machen. Du kannst als praktischer Arzt arbeiten.« Er war geschlagen und konnte sich nur noch mit fadenscheinigen Entschuldigungen zur Wehr setzen. »Ich habe seit Jahren nicht mehr als praktischer Arzt gearbeitet«, sagte er kleinlaut. »Ich will keine Allgemeinmedizin machen.«
Er erinnerte mich an Reza, der keinen Job in den USA annehmen wollte, wenn er nicht gleich Chef der Firma werden konnte. »Es gibt eine Menge Dinge, die ich tun muss, obwohl ich eigentlich nicht möchte.«, sagte ich, und meine Verärgerung wuchs. »Du hast mein Leben schon in so vielerlei Hinsicht zerstört. Ich will mit dir nicht mehr länger so leben. Du bist stinkfaul. Du nutzt die Situation aus. Du wirst nie eine Stelle finden, wenn du nur hier herumsitzt. Du musst dich aufmachen und danach suchen. Sie wird dir nicht von Gott gegeben werden. Jetzt mach dich auf den Weg und komm nicht eher zurück, bis du Arbeit gefunden hast oder...«, die Worte purzelten heraus, bevor mir klargeworden war, was ich sagte, »...oder ich lasse mich von dir scheiden.« Keine Frage, mein Ultimatum war ernstgemeint.
Moody tat, was ich ihm gesagt hatte. Am nächsten Abend rief er mich von Detroit aus an. Er hatte einen Job an der Klinik bekommen. Er würde am folgenden Montag, dem Tag nach Ostern, anfangen. Warum, fragte ich mich, hatte ich bloß so lange gewartet? Und warum hatte ich mich in der Vergangenheit nicht öfter durchgesetzt? Am Osterwochenende 1983 waren wir in heller Aufregung. Wir sollten am Karfreitag aus unserem Haus ausziehen, und Moody musste am darauffolgenden Montag in Detroit seine Stelle antreten. Am Mittwoch hatten wir immer noch keine Wohnung gefunden. Die Hektik war entsetzlich, und dennoch war ein befriedigendes Gefühl dabei. Wenigstens taten wir etwas.
Ein Kunde aus dem Büro, in dem ich arbeitete, er war stellvertretender Vorsitzender einer örtlichen Bank, hörte von unserem Dilemma und bot uns eine Übergangslösung an. Ihm war gerade ein Haus
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