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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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patrouillierten überall, aber ich gewann schnell den Eindruck, dass die Menschen in Tabriz eher ihre eigenen Herren waren als die Teheraner. Wie Teheran, nur in kleinerem Maßstab, bot auch Tabriz das gegensätzliche Bild von hochmoderner Architektur und vergammelnden Hütten. Im Iran trifft der Osten auf den Westen, und niemand weiß, welcher Lebensstil sich durchsetzen wird.
    Der Fahrer fuhr das Auto durch Hintergassen, bis er abrupt anhielt. In abgerissenen Sätzen befahl die Frau dem Jungen, auszusteigen. Ich verstand genug Farsi, um mitzubekommen, dass er seine Tante besuchen sollte. Er bekam die Anweisung, ihr nichts von uns oder unserem Vorhaben zu erzählen. Der Junge verschwand in eine kurze Gasse aber schon nach wenigen Minuten kam er zurück. Seine Tante sei nicht da, sagte er. Die Frau stieg aus und ging mit ihm in die Gasse, und das machte mich unruhig, ohne dass ich wusste, warum. Dann wurde mir klar, dass ihre Anwesenheit im Auto beruhigend auf mich gewirkt hatte, obwohl sie eine Fremde war. Die Männer waren freundlich, aber ich wollte nicht mit ihnen allein sein. Ich wollte eine andere Frau dabei haben. Mahtab wurde unruhig. »Mir geht es nicht gut.«, jammerte sie. Ihre Stirn war heiß. Sie sagte, ihr sei übel. Ich rutschte mit ihr auf die Beifahrerseite und machte die Tür gerade noch so rechtzeitig auf, dass sie sich in die Gosse übergeben konnte. Auch sie litt unter der Anspannung. Wir warteten unruhig ein paar Minuten, bis die Frau allein zurückkam. Die Tante sei zu Hause, berichtete sie, aber sie hatte das Klopfen des Jungen nicht gehört. Ich war erleichtert, dass die Frau bei uns bleiben würde. Wieder fuhren wir los. 
    Nur zwei bis drei Minuten später hielten wir an einer belebten Kreuzung. Es schien der Marktplatz zu sein. Unser Fahrer hielt direkt vor einem Polizisten, der den Verkehr regelte. »Zud hasch! Zud hasch! Machen Sie schnell! Beeilen Sie sich!«, sagte die Frau, als ein Mann auf dem Gehweg die Tür aufmachte und uns herauswinkte. Wir wurden in ein Auto gebracht, das direkt hinter uns stand, während unser erster Fahrer lebhaft mit dem Polizisten diskutierte, der ihm sagte, er dürfe hier nicht halten. Wenn das als Ablenkung geplant war, dann funktionierte sie prächtig. Noch ehe jemand merkte, was los war, waren Mahtab und ich im zweiten Auto verborgen. Mann, Frau und Tochter purzelten nach uns herein, und wieder sausten wir los und ließen unseren ersten Fahrer in seinem lautstarken Streit mit dem Polizisten zurück. Im Iran ist so etwas ohne Belang.
    Die Frau machte eine Handbewegung zu unserem neuen Fahrer hin, einem älteren Mann, vielleicht Mitte Sechzig. »Nicht mit diesem Mann sprechen.«, flüsterte sie. »Lassen Sie ihn nicht merken, dass Sie Amerikanerin sind.« Der Fahrer schien zwar ganz freundlich zu sein, aber wahrscheinlich war ihm nicht bewusst, dass er an einem internationalen Drama beteiligt war. Vielleicht lautete sein Befehl ganz einfach, uns von A nach B zu bringen. Vielleicht wusste er gar nicht mehr als das. Wir fuhren durch Tabriz und weiter in eine andere Stadt. Der Fahrer fuhr uns in einem scheinbar endlosen Kreis durch die Straßen. Um uns herum waren überall Zeichen des Krieges. Ganze Häuserblocks waren von Bomben zerstört. Jede Hauswand war von Kugeln durchlöchert. Soldaten patrouillierten überall. Nach einer Zeit hielten wir in einer Seitenstraße, hinter einem blauen Lieferwagen mit zwei Männern. Der Mann auf dem Beifahrersitz stieg aus, kam zielstrebig zu unserem Auto und sprach mit unserem Fahrer in einer fremden Sprache, die ich in meiner Aufregung für Türkisch hielt.
    Der Mann ging wieder zum Lastwagen, der schnell davonfuhr. Unser Auto fuhr hinterher, verfuhr sich aber bald im Verkehr. Eine Weile kreisten wir in der Stadt umher. Warum dauert das so lange?, fragte ich mich. Lass uns voranmachen. Es war Samstag, der Tag, an dem ich mit meinem Anwalt zu Moody kommen sollte. Wie lange würde er warten, bis ihm bewusst war, dass ich ihn überlistet hatte? Wann würde sein Zorn so gewaltig werden, dass er mich bei der Polizei anzeigte? Oder hatte er das schon getan? Ich konnte es nicht wissen.
    Ich dachte an Amahl. Ich hatte bisher keine Möglichkeit gehabt, ihn, wie gebeten, anzurufen. Er musste sich Sorgen machen. Und was war mit Joe und John und meinen Eltern im fernen Michigan? Würde Moody sie anrufen? Würden sie anrufen, um mir von Dad zu erzählen? Was würde Moody ihnen sagen? Würden Sie sich plötzlich um Mahtabs

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