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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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und mein Leben genauso große Sorgen machen müssen wie um Dads? Würde es in der nahen Zukunft drei Beerdigungen in meiner Familie geben? Lasst uns schnell machen!, hätte ich am liebsten gerufen. Endlich verließen wir die Stadt und fuhren auf einer Landstraße nach Westen. Die Stunden vergingen in Schweigen, nur von einem Vorfall unterbrochen. »Nakon!«, knurrte der Fahrer. Er guckte sich nach Mahtab um. »Nakon! Lass das.« »Du stößt gegen seinen Sitz.«, sagte ich zu Mahtab. Ich zog ihre Beine auf unseren Sitz.
    Wir fuhren weiter. Schließlich hielten wir irgendwann am Nachmittag an einem verlassenen Haus an einer Landstraße. Ein Laster hielt unmittelbar hinter uns - derselbe, den wir in der Stadt gesehen hatten. Er musste uns gefolgt sein. Mahtab und ich erhielten die Anweisung, in den Lastwagen zu steigen, und als wir umgestiegen waren, raste das Auto davon und ließ uns mit einem neuen Fahrer und einem weiteren fremden Mann allein. Der Fahrer sah eher wie ein Indianer aus als ein Iraner. Sein blauschwarzes Haar war sorgfältig geschnitten und frisiert, und hohe, markante Backenknochen beherrschten grobe, brütende Gesichtszüge. Seine düstere Miene machte mir Angst.
    Der andere Mann, der in der Mitte der Fahrerkabine saß, sah freundlicher aus. Er war groß und schlank, hatte eine selbstbewusste Haltung. Als der Lastwagen rückwärts aus der Auffahrt des verlassenen Hauses fuhr, lächelte er und sagte in Farsi: »Mein Name ist Mosehn.« Wir fuhren ein kurzes Stück, nur ein paar hundert Meter, und bogen dann in einen Weg ein, der in ein winziges Dorf führte. Kleine Hütten lagen verstreut, und obwohl es bitterkalt war, huschten Kinder draußen ohne Schuhe und in dünnen Kleidern herum. Wir kamen plötzlich zum Stehen, und unser Fahrer sprang aus dem Wagen. Er rannte zu einer Steinmauer und zog sich daran hoch, sodass er darüber hinwegschauen konnte. Der Weg war frei; er winkte uns heran. Mosehn rutschte auf den Fahrersitz und fuhr den Lastwagen zentimeterweise vor. Ein Metalltor flog auf, und wir rasten hinein. Hinter uns wurde das Tor sofort verschlossen. »Zud hasch! Zud hasch!«, sagte Mosehn.
    Mahtab und ich stürzten uns aus dem Wagen in einen matschigen Hof voller Hühner und Schafe. Wir stolperten hinter Mosehn her in eine Art Scheune in der Mitte des Hofes. Einige der Tiere folgten uns hinein. Die Betonwände der Scheune verstärkten noch die Kälte, die uns in die Knochen fuhr und uns unfreiwillig zum Zittern brachte. Mein Atem blieb als eisige Wolke in der Luft hängen, als ich flüsterte: »Jetzt musst du schüchtern sein, Mahtab. Nicht übersetzen, wenn ich dich nicht dazu auffordere. Zeig nicht, dass du etwas verstehst. Tu so, als wärst du müde, als wolltest du schlafen. Wir wollen nicht, dass diese Leute etwas über uns erfahren.« Ich schlang meine Arme um mein Kind, um uns beide aufzuwärmen, und sah mich in der Scheune um. Lange Bahnen von grellbuntem Stoff lagen auf dem Fußboden verstreut und waren wie Flickendecken ohne Futter zusammengeheftet. An den Wänden lagen Decken. Die Männer brachten einen Kerosinofen herein, machten ihn an, zogen den Stoff an den Ofen heran und forderten uns mit einer Handbewegung auf, uns zu setzen. Während sie arbeiteten, stieß einer von ihnen an den Ofen, sodass ein bisschen Kerosin auf den Stoff spritzte. Ich machte mir Sorgen, dass die Decken Feuer fangen könnten.
    Wir setzten uns so nahe an den Ofen wie möglich und zogen kalte, feuchte Decken um uns. Der kleine Herd nützte fast nichts gegen die betäubende Kälte. Der Geruch von Kerosin lag in der Luft. Ich konnte nicht stillsitzen und nicht entscheiden, ob es mit oder ohne die feuchten Decken wärmer wäre. Wir harrten der Dinge, die da kommen sollten. »Ich komme später wieder.«, versprach Mosehn. Dann gingen er und der andere Mann fort. Bald trat eine Frau in die Scheune. Sie trug kurdische Kleidung, die sich so wohltuend von den farblosen Kleidern der Teheranerinnen unterschied. Sie trug viele Schichten bunter Röcke übereinander, die an der Taille eingefasst und gerafft waren und so weit fielen, dass ihre Hüften sehr ausladend wirkten. Ein etwa einjähriges Baby war auf ihren Rücken gebunden. Es hatte den gleichen großen Kopf und die gleichen breiten Züge wie unser düsterer Fahrer. Ich dachte mir, er sei wohl dessen Sohn.
    Die Frau war ein Studienobjekt für permanente Bewegung. Sie machte sich daran, Sabzi zu säubern, und ging dann nach draußen. Durch die offene

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