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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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trat unser Gastgeber der letzten vier Stunden dicht an mich heran, sodass ich in dem trüben Licht die Umrisse seines Gesichts erkennen konnte. Er machte eine Geste, um Lebewohl zu sagen, und ich versuchte, ein Dankeschön zu übermitteln.
    Der alte Mann, unser Führer, hieß uns nun auf das Pferd steigen. Der »Mann, der wiedergekommen war« machte seine Hand hohl, sodass ich meinen Fuß daraufsetzen konnte, und der alte Mann schob mich auf den Rücken des Pferdes. Es gab keinen Sattel - nur eine Decke, die ich unter mir zurechtzurücken versuchte. Der »Mann, der wiedergekommen war« hob Mahtab vor mich aufs Pferd. Der Wind pfiff durch die vielen Schichten meiner Kleidung. »Versuche, den Kopf nach unten zu halten.«, sagte ich zu Mahtab. »Es ist so kalt.« Ich schlang meine Arme schützend um sie und griff nach vorne, um mich an der Mähne festzuhalten. Es war kein so großes Tier wie ein amerikanisches Pferd. Vielleicht war es eine Art Maulesel. Der alte Mann schritt schnell voraus, passierte das Hoftor und verschwand in der Dunkelheit. Der »Mann, der wiedergekommen war« nahm die Zügel und führte uns hinterher. Ich hatte seit Jahren nicht auf einem Pferd gesessen und war noch nie ohne Sattel geritten. Unter mir rieb sich die Decke am Fell und drohte herunterzurutschen und uns mit auf den gefrorenen Boden zu reißen. Ich hielt mich mit aller Kraft, die ich noch in meinem erschöpften Körper übrig hatte, an der Mähne fest. Mahtab zitterte in meinen Armen und konnte nicht mehr aufhören.
    Wir kamen nur langsam über ein freies Feld vorwärts. Häufig kam der alte Mann zurückgelaufen, um uns flüsternd zu warnen. Einige Eisfelder waren zu riskant, weil sie laut unter den Hufen des Pferdes krachen würden. In dieser Gebirgslandschaft hallte jedes Geräusch wie ein Gewehrschuss, und würde damit die unablässig patroullierenden Pasdar-Streifen alarmieren. Lärm war unser ärgster Feind. Allmählich ging es bergauf in ein Vorgebirge, das uns in noch steilere Berge führen sollte. Bald gab es keine ebenen Flächen mehr. Das Pferd suchte sich mühselig den Weg und schüttelte uns auf und ab und hin und her. Es war geschickt und tat ruhig seine schwere Pflicht. Möglich, dass es den Weg schon vorher gemacht hatte.
    Als wir auf den Kamm eines Hügels gelangten, torkelte das Pferd unerwartet auf die abwärts geneigte Seite hinüber, und wir verloren den Halt. Mahtab und ich fielen zu Boden, und noch im Fallen hielt ich sie an meine Brust gepresst, um sie vor dem Aufprall zu schützen. Wir krachten schwer auf das Eis und den Schnee. Der »Mann, der wieder gekommen war« half uns eilig auf die Füße und klopfte uns den Schnee von den Kleidern. Mahtab, deren Gesicht vom scharfen Wind brannte, und deren Körper wund, hungrig und erschöpft war, blieb stumm und entschlossen, stark genug, nicht laut zu weinen. Wir stiegen wieder auf, und ich versuchte, mich noch besser in der Mähne festzukrallen, während wir uns bergab auf unser unbekanntes Ziel zubewegten. Wir haben noch nicht einmal die rauhesten Berge erreicht, dachte ich. Wie soll ich diese verrückte Sache nur überstehen? Ich kann mich nicht einmal auf dem Pferd halten. Sie werden mich aufgeben. 
    Sofern das noch möglich war, wurde die Nacht noch kälter und düsterer. Die Sterne verschwanden. Ein böser, eisiger Schnee blies uns, vom rauhen Wind getragen, ins Gesicht. Hinauf und hinunter führte uns der Weg, bis die Hügel in Berge übergingen, einer bedrohlicher als der andere. Die Hänge hinauf war es weniger schwierig, weil wir dort vor dem Sturm geschützt waren. Bergauf ging das Pferd schnell, nur gelegentlich störten hindernde Eisflächen und pieksten die Zweige kleiner Sträucher.
    Die Abwärtshänge jedoch waren tückisch. Jedes Mal, wenn wir über einen Kamm kletterten, schlug uns der Wind mit voller Wucht ins Gesicht. Schnee prasselte auf unsere Haut wie Schrotkugeln. Hier war der Schnee besonders hoch, und wir kämpften uns durch Wehen hindurch, die zuweilen drohten, die Männer, die zu Fuß gingen, zu verschlucken. Meine Arme schmerzten. Meine Zehen waren taub. Am liebsten hätte ich geweint, mich vom Pferd fallenlassen und der Bewusstlosigkeit hingegeben. Ich hatte Angst vor Erfrierungen. Bestimmt würden wir nach dieser Schreckensnacht ein paar Zehen einbüßen. Die arme Mahtab konnte nicht aufhören zu zittern.
    Es war ein endloser Kampf, mich in Gedanken auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Ich hatte keinerlei Möglichkeit, zu

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