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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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aus einer fanatischen Familie stammen. Das wird genau überprüft.«
    Khanom Schahien war politisch deutlich gegen die Amerikaner eingestellt. Aber im Laufe unseres erzwungenen Beisammenseins begann sie, mich trotz meiner Nationalität zu mögen. Eines Tages nach einem leisen Gespräch mit Khanom Schahien sagte Mrs. Azahr zu mir: »Wir möchten wirklich gern etwas für Sie tun.« »Okay,«, sagte ich und wagte den entscheidenden Sprung, »lassen Sie mich das Telefon benutzen.« Mrs. Azahr sprach mit Khanom Schahien. Die Schulleiterin hob den Kopf und klickte mit der Zunge. Nein. Sie murmelte ein paar Worte, die Mrs. Azahr übersetzte: »Wir haben Ihrem Mann versprochen, dass wir Ihnen niemals gestatten würden, das Gebäude zu verlassen oder das Telefon zu benutzen.« Damit wurde mir wieder einmal klar, dass diese Frauen genauso wie ich in einer Falle saßen, den Gesetzen einer Männerwelt unterworfen, verärgert, aber gehorsam. Ich schaute mich im Zimmer um und begegnete den Blicken aller anwesenden Frauen. Ich sah nichts als tiefes Mitgefühl.
    Es war an einem für die Jahreszeit ungewöhnlich warmen und sonnigen Herbsttag, als Moody, wenn auch widerwillig, Mahtabs Bitte nachgab, mit uns in den Park zu gehen. Wir mussten nur ein paar Häuserblocks weit gehen, aber Moody maulte über die Entfernung. »Wir können nur ein paar Minuten bleiben.«, sagte er. Er hatte viel zu tun, das wusste ich: Zeitunglesen, das Geschnatter im Radio in sich aufsaugen, Nickerchen machen. Wir erreichten die Schaukeln und Rutschen im hinteren Ende des Parks, und Mahtab quietschte vor Freude, als sie ein kleines blondes Mädchen erblickte, das vielleicht vier Jahre alt war, Shorts und ein Oberteil und genau die gleichen Turnschuhe trug, die Mahtab aus den USA mitgebracht hatte.
    Ein Pärchen stand an der Seite der Schaukel und beobachtete sie. Die Mutter war eine hübsche junge Frau, und blonde Haarbüschel sahen unter ihrem Rusari hervor. Sie trug einen beigen Trenchcoat - im Gegensatz zu den iranischen Mänteln - mit Gürtel. »Sie ist bestimmt Amerikanerin.«, sagte ich zu Moody. »Nein.«, knurrte er. »Sie spricht Deutsch.« Als Mahtab zur Rutsche rannte, um mit dem Mädchen zu spielen, ging ich trotz Moodys Protest schnell zu der Frau hinüber. Sie unterhielt sich mit einem Iraner, aber sie sprach wirklich Englisch. Ich stellte mich vor, während Moody argwöhnisch daneben stand. Sie hieß Judy. Ihr im Iran geborener Ehemann war Bauunternehmer in New York City und war dort geblieben, während Judy mit ihren Kindern in den Iran gekommen war, um die Großeltern zu besuchen. Sie hatten bereits die Hälfte ihres zweiwöchigen Urlaubs hinter sich. Wie ich sie um ihr Flugticket, den Pass, das Ausreisevisum beneidete! Aber ich konnte ihr nichts davon erzählen, solange Moody argwöhnisch neben mir stand.
    Judy stellte uns dem Iraner, ihrem Schwager Ali, vor. Sobald Ali erfuhr, dass Moody Arzt war, erzählte er, dass er gerade versuchte, ein Visum für den Besuch der Vereinigten Staaten zu bekommen, um dort ein Herzleiden behandeln zu lassen. Judy fügte hinzu, dass sie in der nächsten Woche nach Frankfurt fliegen und sich dort in der amerikanischen Botschaft bemühen würde, ein Visum für ihn zu bekommen. Sie wollten gern den Rat eines iranisch-amerikanischen Arztes hören. Plötzlich kam sich Moody sehr wichtig vor und wandte seine Aufmerksamkeit ganz von mir ab und sich selbst zu. Die Mädchen sprangen von der Rutsche herunter und beschlossen, zu schaukeln. Judy und ich folgten ihnen. Sobald ich außerhalb von Moodys Hörweite war, verschwendete ich keine Zeit. »Ich werde hier gefangen gehalten.«, flüsterte ich. »Sie müssen mir helfen. Bitte gehen Sie zur amerikanischen Botschaft in Frankfurt und erzählen Sie denen, dass ich hier bin. Sie müssen irgendetwas unternehmen, um mir zu helfen.« 
    Moody und Ali kamen langsam in unsere Richtung. Sie unterhielten sich immer noch. Judy folgte meinem Blick, und wir entfernten uns etwas weiter von den Männern. »Er lässt nicht zu, dass ich mit anderen Menschen spreche.«, sagte ich. »Ich bin hier eingesperrt und habe gar keinen Kontakt mehr zu meiner Familie.« »Wie kann ich denn helfen?«, fragte Judy. Ich überlegte einen Moment. »Lassen Sie uns weiter über den Arztberuf sprechen«, schlug ich vor. »Es gibt seinem Ego Auftrieb, wenn man ihn über solche Themen reden lässt.« »Das ist gut.«, sagte Judy. »Wir müssen sowieso dieses ärztliche Visum für Ali

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