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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Vergangenheit überstehen?
    Von lenkte das Motorrad auf die Autobahnabfahrt und schaltete einen Gang herunter. »Wir sind fast da!«, rief er.
    Stearns hatte Dante ein Monster genannt, aber die wahren Monster waren die Leute hinter dem Bad-Seed-Projekt – Dr. Johanna Moore und Dr. Robert Wells. Kein Wunder, dass Johanna Moore den Studenten an der FBI-Akademie derart viel beibringen konnte und ihre Fallanalysen jedes Mal unheimlich akkurat erschienen. Sie hatte schließlich in Wahrheit geholfen, die Mörder zu erschaffen, über die das FBI dann später Profile erstellen sollte.

    War Bad Seed in Dantes Fall gescheitert oder erfolgreich gewesen? Der Mord an den Prejeans verstörte Heather, aber wenn man wusste, welche Qualen er durch dieses Paar und die anderen neunundfünfzig Pflegeeltern hatte erleiden müssen – die schlimmsten, die Louisiana zu bieten hatte –, war er irgendwie auch nachvollziehbar. Gleichzeitig hatte sie bisher immer geglaubt, es gäbe für Mord keine Entschuldigung. Doch ein Grund existierte meist zweifelsohne.
    In diesem Fall – man hatte einen Jungen bewusst bis an die Grenzen des Erträglichen gebracht – sah Heather nur Grautöne, obwohl man sie dazu erzogen hatte, ausschließlich Schwarz und Weiß zu sehen. Man hielt sich ans Gesetz oder man brach es. Ganz einfach. Aber war es wirklich so einfach?
    Hätte Dante einfach davonlaufen und die anderen Kids ihrem Schicksal überlassen können? Wenn das Projekt erfolgreich gewesen wäre, hätte Dante nur an sich selbst gedacht und die anderen zu seinem Vorteil benutzt. Er hätte sich nie wegen eines kleinen Mädchens in Gefahr gebracht. Er hätte nie wegen ihr geweint. Er wäre nie allein in ein Schlachthaus gegangen, um einen Freund zu retten und sich gegebenenfalls selbst zu opfern.
    Ich muss ein Versprechen einlösen.
    Aber wenn das Projekt gescheitert wäre, hätte er nie einen Mord begangen.
    Die Lichter des Flughafens leuchteten vor ihnen in der kalten Luft auf. Heather sah über Vons Schulter, als er wieder schneller wurde. In Gedanken kehrte sie zu einem ihrer letzten Unterhaltungen mit Collins zurück. Fünf Tote in einer Kneipe. Brandstiftung. LaRousse und Davis – tot.
    Die beiden waren mit einem Haftbefehl für Prejean unterwegs …
    Das kleine Arschloch dreht sofort durch.

    Böses Blut zwischen Dante und LaRousse.
    Heathers Muskeln verkrampften sich. Ihre Gedanken gingen in eine Richtung, die ihr nicht gefiel. Was war, wenn Jays Tod und Dantes Unfähigkeit, ihn zu beschützen, sein Scheitern, ihn am Leben zu halten, dieselben Impulse in ihm auslösten wie Chloes Tod? Was war, wenn das Projekt doch erfolgreich gewesen war und Ronin die richtigen Stressfaktoren eingesetzt hatte, um Dante zum Überkochen zu bringen?
    Was war, wenn Dante in der Kneipe gewesen war? Was, wenn er dort seine ersten Schritte auf dem Weg eines Serienmörders gemacht hatte? Einem Weg, den er nun weiter verfolgen wollte?
    Heather schlang die Arme enger um Vons Taille. Sie hoffte, dass sich ihr Bauchgefühl zur Abwechslung irrte und ihr Instinkt falsch lag.
    Er hat die Prejeans getötet und ihr Haus in Brand gesteckt.
    Von wurde wieder langsamer und schaltete zwei Gänge herunter, als er die Harley auf die Abflug-/Ankunfts-Spur lenkte, die zum Flughafen führte. Das Motorrad knatterte, und das Geräusch hallte wie ein leises Donnergrollen von den Gebäuden wider. Einige Leute blickten sich überrascht um, als sie den Ton hörten. Von parkte die Maschine am Bordstein und drückte den Motorradständer nach unten.
    Heather stieg ab. Sie öffnete den Riemen ihres Helms, setzte ihn ab und gab ihn dem Nomad. Vons windzerzaustes Haar fiel wieder nach unten und schimmerte im Licht des Flughafens wie dunkle Seide.
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte Von und schob sich die Sonnenbrille auf die Stirn. »Sie brauchen einen Leibwächter, und ich bin gerne bereit, diese Rolle zu übernehmen, Süße.«
    Heather sah in die grünen Augen des Mannes. Die Halbmond-Tätowierung glänzte wie Eis.

    »De Noir wird da sein. Aber vielen Dank.«
    »Nichts gegen Lucien, aber Ihr Schutz wird nicht sein Hauptanliegen sein.«
    Heather zog eine Braue hoch. »Aber Ihres schon?«, fragte sie.
    »Ja – wegen Dante«, antwortete der Nomad. »Ich weiß, Sie bedeuten ihm viel.«
    Heather schluckte. »Er bedeutet mir auch viel«, antwortete sie. »Aber die Sonne geht bald auf, und Sie werden in Schlaf fallen.«
    »Wenn ich wegdösen sollte, verpassen Sie mir einfach einen Schlag, und zwar nicht zu

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