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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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heiser.
    »Ich will ja auch nicht, dass Sie einem Bullen vertrauen«, antwortete sie. »Ich möchte, dass Sie mir vertrauen.«
    Dante schaute sie lange an. Plötzlich wurde ihr schwindelig, und sie glaubte, sich um ihre eigene Achse zu drehen. Gerade als sie begann, panisch zu werden, ließ das Gefühl nach.
    Ohne ein weiteres Wort zog Dante seine Handschuhe aus und warf sie auf einen Sessel. Dann drehte er sich um, die Hände auf dem Rücken.

8
DER UNSCHÖPFER
    Mit scharfem, metallischem Klicken schlossen sich die Handschellen um Dantes Handgelenke. Alte Dämonen, die er nicht einmal zu benennen wusste, reckten ihre hässlichen Häupter. Gedanken wie trockene Wüstenluft brannten in seinem Bewusstsein. Spreng die Handschellen. Lösch sie aus. Alle. Du wirst über den Balkon geflohen sein, ehe ihr Blut aufhört zu fließen. Willstesbrauchstestueswillstesbrauchstes …
    Dante senkte mit angespannten Muskeln den Kopf, während er versuchte, nicht auf die Stimmen zu hören.
    Durch den Duft von Ginas Blut nahm er einen Hauch von Benzin und verbranntem Fleisch wahr. Er hörte das Knistern von Flammen. Aber nicht hier. Ein andermal. An einem anderen Ort. Ihm lief ein eiskalter Schauder über den Rücken. Vor seinen Augen verschwamm das Zimmer.
    »He«, sagte Agent Wallace. »Atmen Sie. Einfach atmen. Ein, aus … ein, aus … los, versuchen Sie es doch.«
    Er lauschte der tröstlichen, leisen Stimme der Agentin. Dann tastete er nach Lucien und berührte über ihre Verbindung dessen wartendes Bewusstsein.
    Gina ist tot. Stell Kaution, sobald die anderen wieder wach sind.
    »Atmen Sie, Dante. Haben Sie Medikamente bei sich?«
    Kaution stellen? Kind, warum hast du dich verhaften lassen?

    Willesbraucheestueeswillesbraucheesverbrennees …, entwischte es ihm, ehe er seinen Gedanken Einhalt gebieten konnte.
    Psst …
    Plötzlich breitete sich ein kühlendes Licht in Dantes Bewusstsein aus, vereiste seinen Schmerz und brachte die Stimmen zum Verstummen. Er zuckte zusammen, als Agent Wallace nach seiner Brille fasste und sie sanft herabzog. Er wandte den Kopf ab, denn das helle Morgenlicht vernebelte ihm die Sinne. Sie fasste ihn am Kinn und drehte seinen Kopf so, dass er sie ansehen musste.
    »Nehmen Sie irgendwelche Medikamente?«
    »Morphium. Manchmal Opium«, entgegnete er und sah ihr durch seine Wimpern hindurch in die Augen. Dämmerungsblau, dachte er, wenn die Sterne herauskommen.
    Sie erwiderte seinen Blick und runzelte die Stirn. Rotes Haar umrahmte ihr Gesicht und kringelte sich an ihren Schläfen. »Hätten Sie nicht wenigstens ein zugelassenes Medikament nennen können?«, flüsterte sie und schob ihm die Sonnenbrille wieder auf die Nase. »Gütiger Himmel.«
    Dante zuckte die Achseln. »Sie haben gefragt. Ich lüge nie.«
    »Vielleicht sollten Sie das aber manchmal.« Agent Wallace schüttelte den Kopf.
    »Führen Sie ihn ab«, sagte Arschloch – LaRousse. »Sperren Sie ihn ein. Er wird garantiert in kürzester Zeit selig schlummern.«
    Dante warf einen Blick über die Schulter. Arschloch zwinkerte ihm hasserfüllt zu.
    Er weiß, dass ich ein Nachtgeschöpf bin.
    »Einen Augenblick.« Agent Wallace zog ihm die Kapuze über den Kopf und stellte sicher, dass sie sein Gesicht bedeckte. »Wir wollen schließlich nicht, dass Sie in Flammen aufgehen oder so«, murmelte sie, und für einen Augenblick zeigte sich auf ihrem Gesicht ein flüchtiges Lächeln.
    »Merci beaucoup«, flüsterte er.

    Ihre Fürsorge überraschte ihn. Sie brachte ihn sogar fast aus der Fassung. Die Frau verhielt sich nicht wie ein Bulle – jedenfalls nicht ständig –, selbst wenn sie damit beschäftigt war, Nachtgeschöpfe mit Durchsuchungsbefehlen aus dem Schlaf zu reißen. In ihrem Blick lag kein Spott, kein Hohn. Er beobachtete, wie sie sich abwandte und durch das Zimmer zum Bett ging.
    Die kühle Morgenluft spielte mit Ginas Haar und ließ den Strumpf, der um ihren Hals geknotet war, ein wenig hin und her wehen. Dante sah sie ein letztes Mal an.
    Wir müssen jetzt gehen, Hübscher. Morgen wieder?
    Er hatte nicht geantwortet. Jetzt war es ein bisschen zu spät. »Ja«, flüsterte er. »Morgen wieder.«
    Er folgte LaRousses Handlanger auf den Flur und die Treppe hinunter. Eis schmolz, und die Schmerzen setzten wieder ein. Schweiß trat auf seine Stirn.
    Wir …
    Wo war eigentlich Jay?
     
    Müdigkeit erfüllte Dante, ein Bedürfnis nach Schlaf , das ihn fast einnicken ließ, obwohl er entschlossen war, wach zu bleiben. Er setzte sich mit

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