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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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angezogenen Knien in eine Ecke der Arrestzelle und döste immer wieder ein, während er den Gesprächen seiner Mithäftlinge lauschte.
    »Da sagt also diese Hoodoo-Tante: Pass auf … weißt du …«, erklärte Schweißgeek, der auf einer Bank auf der anderen Seite der Zelle saß, mit einer hohen schrillen Stimme; irgendwie erinnerte er Dante an einen Pingpongball unter dem Einfluss von Aufputschmitteln.
    »Halt’s Maul«, knurrte Fiesling, der neben ihm auf der Bank kauerte.
    Der besoffene Sumpfbewohner klammerte sich an den Toilettensitz und übergab sich … erneut … er würgte derart heftig,
dass er dafür eine Art mitleidsvolles Knurren Fieslings erntete. Schweißgeek würgte ebenfalls, als er das laute Platschen hörte, mit dem die Kotze im Klo landete, und sich ein unangenehm saurer Gestank in der Zelle ausbreitete.
    Da man Dante seine Sonnenbrille und das Sweatshirt mit der Kapuze zusammen mit seinem Gürtel und seinem Schmuck abgenommen hatte, war er froh, dass die Zelle kein Fenster hatte, auch wenn etwas frische Luft jetzt ganz gutgetan hätte. Er schloss die Augen, und sein Kopf sackte herab.
    Dante riss den Kopf wieder hoch und zwang sich, die Augen zu öffnen. Er blinzelte ins fluoreszierende Licht. Bleib wach!
    Schweißgeek redete ungerührt von den Unterbrechungen durch Sumpfbewohner und Fiesling einfach weiter. »Auf den Umformer, den Unschöpfer, sagt sie.«
    »Wen interessiert das, du Scheißkerl?«
    Eine kleine bräunliche Kakerlake rannte aus einem Spalt in der Wand und eilte auf den Schatten zu, der durch Dantes angewinkelte Knie entstanden war. Er fing das Tier ein und hielt es in der hohlen Hand. Die zarten Beinchen und Fühler strichen über seine Haut.
    Konzentrier dich. Komm schon … bleib wach …
    Ein schwaches blaues Leuchten zeigte sich zwischen seinen Händen, und trotz seiner Bemühungen schloss er die Augen. Ein Lied lockte ihn: das Lied der Kakerlake, eine ununterbrochene Welle, vom Rhythmus ihrer DNS untermalt. Dante nahm den Rhythmus auf und veränderte die Melodie. Noch immer lockte ihn der Schlaf . Für einen Augenblick döste er ein, und der Rhythmus wurde schwächer, bis ein anderes Lied sein Bewusstsein durchdrang – der chaotische Rhythmus von Alpträumen und Zorn.
    Ein Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf: ein kleines Mädchen, ein plüschiger Orca – schwarz-weiß-rot gepunktet … tiefrot …

    Fort.
    Wieder schlich sich Schmerz in Dantes Bewusstsein. Es gab so viel, woran er sich nicht erinnern konnte. Jedesmal, wenn er es versuchte, setzte die Migräne ein und lähmte alles andere.
    Dante öffnete die Augen und hielt seine noch immer einen Hohlraum bildenden Hände zwischen seine Stiefel. Blaues Licht fiel auf seine Schnürsenkel und Schnallen und glitzerte auf der harten schwarzen Oberfläche des Wesens, das er nun losließ. Was früher eine Kakerlake gewesen war, hastete nun miauend von seinem Schöpfer davon.
    Dante schlug ein-, zweimal mit dem Kopf gegen die Wand. Er hatte alles so verdammt falsch gemacht. Er schloss krampfhaft die Augen. Mit bebenden Händen berührte er seine Schläfen. Schweiß benetzte seine Finger.
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Bäh! Mach es tot!«
    Der hämmernde Lärm mehrerer trampelnder Füße erschütterte Dantes Körper von der Wirbelsäule bis in den Schädel. Schmerz flammte wie eine Supernova in ihm auf – weiß, heiß und gewaltig. Der Schlaf knockte ihn aus und stieß ihn hinab in die innere Nacht.
     
    »Also … Tod durch Erwürgen?«, fragte Heather.
    »Inoffiziell, ja«, entgegnete Adams. »Sicher kann ich das allerdings erst nach der Autopsie sagen.«
    Er schob Ginas Leichnam, der mit einem Tuch bedeckt war, wieder in das Kühlfach zurück. Die Klappe schloss sich mit einem lauten Klicken, das im ganzen Raum widerhallte.
    Heather bemerkte die Müdigkeit in den Augen des Pathologen, die seine Mundwinkel herabzog. Seine Nackenmuskeln waren verspannt. Der bevorstehende Mardi Gras und ein Serienmörder in der Stadt versprachen eine geschäftige Woche
für die Gerichtsmediziner im Big Easy. Sie beneidete Adams nicht um seinen Job.
    »Wann werden Sie die Ergebnisse der Spermaproben haben?«, fragte sie und richtete die Aufmerksamkeit auf die rechteckige Stahlklappe, hinter der Gina lag.
    Der CCK kommt Dante näher. Warum treibt er Spielchen?
    »Wahrscheinlich Mitte der Woche. Ich melde mich bei Ihnen.« Adams’ Stimme klang leise und angespannt, fast wütend.
    Heather sah auf. Seine Brauen waren zusammengezogen, und er

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