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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Sie mir vertrauen.
    Wie oft hatte er diese Worte schon gehört? Von Sterblichen wie von Nachtgeschöpfen, leere, bedeutungslose Worthülsen: Vertrau mir.
    Aber bei Heather war es anders. Er hatte in sie hineingeblickt, und sie hatte seinen Blick erwidert – frei und direkt, nichts verbergend. Als er ihr in die blauen Augen geschaut hatte, waren die tobenden Stimmen in seinem Inneren für einen Augenblick verstummt.
    Deshalb hatte er auch die Hände hinter den Rücken genommen und sich Handschellen anlegen lassen.
    Die Decke knarrte. Lucien bewegte sich auf seinem Ausguck auf dem Dach, von wo aus er in die Nacht schaute. Er lauschte ihrem Rhythmus, den Dante auch manchmal hörte und im Gleichtakt mit dem Rauschen des Blutes in seinen Adern wahrnahm.
    Heather rutschte auf dem Ohrensessel hin und her. Ihre Lippen zogen sich leicht zusammen, und ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Träumte sie schlecht? Dante richtete sich auf
die Knie auf und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Adrenalin verfeinerte ihren Duft. Sie runzelte die Stirn. Ihre Miene wirkte aufgeregt, vielleicht sogar verängstigt. Schweißperlen zeigten sich am Haaransatz.
    »Heather.« Dante schüttelte sie sanft an der Schulter. »Heather, aufwachen.«
    Sie zuckte zusammen und riss die Augen auf. Dann setzte sie sich auf, schlug Dantes Hand beiseite und schob die Decke von ihren Beinen, die sich wie eine Pfütze auf dem Boden ausbreitete. Sie hielt beide Hände zusammen, als halte sie eine Pistole.
    »Nicht!«, flüsterte sie. »Nicht in das Auto steigen …«
    »He«, sagte Dante. »Es ist alles in Ordnung.«
    Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. Dann beugte sie sich vor, stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und den Kopf in die Hände. Sie atmete tief durch. Langsam ließ das panische Pochen ihres Herzens nach.
    Einen Augenblick später richtete sie sich auf. Ihr Gesicht war bleich wie das eines Nachtgeschöpfs. Ihre Pupillen hatten sich sichtbar geweitet und waren mit einem strahlenden Blau umrandet.
    »Vous êtes blême comme une morte«, sagte Dante. »Ein Alptraum?«
    Heather blickte ihn an. Ihr Herz begann, noch schneller zu pochen. Ihr stockte einen Augenblick lang der Atem. Dante spannte sich an und begann, die Fäuste zu ballen. Beinahe hätte er den Blick abgewandt, da er nicht die enttäuschende Mischung aus Bewunderung, Leidenschaft und Verwirrung sehen wollte, die er in fast allen Augen entdeckte, die ihn anschauten. Aber sie hielt seinen Blick fest, und ihr Herz begann sich ebenso wieder zu beruhigen wie ihre Atmung. Sie sah in ihn hinein.
    »Ja«, wisperte sie. »Ein Alptraum.«

    »Damit kenne ich mich aus.«
    Heather neigte den Kopf zur Seite und sah ihn fragend an. »Das glaube ich«, sagte sie. »Wie geht es Ihrem Kopf?« Sie fasste nach ihrer eigenen Schläfe.
    »Ganz gut«, murmelte er und zuckte dann die Achseln.
    Heather sah sich suchend um. Ihr Blick blieb an der Couch hängen. »Wo ist er geblieben?«, fragte sie und sprang auf.
    »Der Assistent des Voyeurs?«, fragte Dante. Heather nickte. »Er war weg, als ich herunterkam.«
    »Seine Sachen sind auch nicht mehr da«, stellte sie enttäuscht fest. »Die, die Sie aus seinen Taschen geholt haben.«
    Sie begann, den Sessel abzusuchen, in dem sie geschlafen hatte. Mit den Fingern glitt sie zwischen die Kissen und die Rückenlehne und kniete sich hin, um darunter zu schauen. »Sein Handy auch«, sagte sie und schob sich das Haar aus dem Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet. »Es lag auf der Armlehne.«
    Dante verstand, was sie damit sagen wollte. »Dann hat er sich also über Sie gebeugt, als Sie schliefen, nicht wahr?«
    Heather nickte mit zusammengepressten Lippen. Enttäuschung und erneute Erschöpfung zeigten sich auf ihrer Miene. »Ich wollte ihm raten, sich einen weniger widerlichen Chef zu suchen, aber …«
    » Bon à rien, alle beide«, sagte Dante und stand auf. »Ein perfektes Paar.«
    Sie lächelte für einen kurzen Augenblick, und er merkte, dass ihr Geist auf einmal schutzlos weit offen war. Er hätte hineingehen und jeden ihrer Gedanken betrachten können – wenn er gewollt hätte.
    Aber wenn jemand ungebeten in sein Bewusstsein eingedrungen wäre, sich durch die Barrieren gekämpft oder ihn irgendwie verführt hätte, um sich zu nehmen, was er wollte …
Dante spannte sich an. Nein, er hatte kein Bedürfnis, in Heathers schutzloses Inneres zu blicken.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte sie. »Könnten wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört

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