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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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anderen wollte sie mit diesem Mr. Jordan ein Wörtchen über die Gefahren heimlichen Schnüffelns auf fremden Grundstücken reden.
    Sie schloss die Augen. Erschöpfung zog sie in die Tiefe wie Betonschuhe. Pensacola. Nachdem er kurz vor Sonnenaufgang Gina getötet hatte? Ein weiteres Opfer am selben Tag?

    Jack the Ripper hatte zwei Frauen in einer Nacht getötet, mit nicht einmal einer Stunde zwischen den beiden Verbrechen. Man hatte ihn nie erwischt – zumindest offiziellen Angaben zufolge.
    Sie war fast sicher, dass man auch den Cross-Country-Killer noch nicht gefasst hatte. Weder offiziell noch inoffiziell.
    Heather versank in einem dunklen Ozean. Ihre Betonschuhe zogen sie bis zum Grund hinab. Irgendwo in der Dunkelheit sang Leigh Stanz, dessen heisere Stimme durch das Wasser wogte.
    I long to drift like an empty boat on a calm sea
    I don’t need light
    I don’t fear darkness …
    Solltest du aber, dachte Heather und sank und sank und sank …
     
    Sie torkelt am Rand des Highways entlang, hat den Daumen ausgestreckt und blinzelt ins Dunkel. Ihr Auto wollte nicht anspringen, weshalb sie es auf dem Parkplatz einer Kneipe stehen ließ. Sie muss dringend heim. Sie machte nur einen kurzen Zwischenstopp, um etwas zu trinken, während sie ein paar Dinge erledigte. Die Kinder waren beim Fußballtraining, beim Gitarrenunterricht oder bei den Pfandfindern, und sie hatte endlich einmal einige Augenblicke für sich.
    Das Nächste, was sie weiß, ist, dass es dunkel um sie ist und der Mond am Himmel steht. Ihre neuen Bekannten versuchen, sie dazu zu überreden, noch zu bleiben, und einen Moment lang zieht sie das in Betracht. Doch dann reißt sie sich von den fordernden Händen ihrer Freunde los und flieht in die kühle Oktobernacht. Sie kann ihr Mobiltelefon nicht finden. Hat sie es auf der Arbeit gelassen? In der Kneipe?

    Sie lässt den Wagen gezwungenermaßen stehen und beschließt, per Anhalter zu fahren. Sie stolpert, ein Absatz verfängt sich am unebenen Asphaltrand der Straße. Sie lacht. Gut, dass sie nicht Auto fährt. Immerhin etwas Gutes an der Sache. Sie leckt sich die Fingerspitzen und zeichnet damit eine unsichtbare Linie in die Luft. Sie zieht ihren Schuh aus und betrachtet den Absatz.
    Scheinwerfer durchdringen die Nacht. Sie streckt den Schuh statt des Daumens raus und balanciert dabei lachend auf einem Bein. Der Wagen hält an, die Reifen knirschen auf dem Kies des Seitenstreifens, der Auspuff stößt eine Abgaswolke aus, der Geruch von Benzin in der Luft.
    Sie schwankt, als sie versucht, ihren Schuh wieder anzuziehen. Sie hüpft ein paar Schritte rückwärts, ehe sie auf den Hintern plumpst. Sie wirft den Kopf zurück und lacht lauthals. Gut, dass sie sich keinem Alkoholtest unterziehen muss. Noch etwas Gutes, was die Sache hat. Sie zieht eine weitere unsichtbare Linie in die Luft. Dann zieht sie den anderen Schuh aus und steht auf, wobei sie nur ein klein wenig schwankt. Sie klopft sich den Schmutz vom Hintern, als der Fahrer die Autotür öffnet.
    Ein Mann steigt aus. Der Motor läuft noch. Etwas schimmert düster in seiner Hand.
     
    Dante stand unter der Tür, die Hände auf beiden Seiten des Rahmens abstützend. Wallace – Heather – schlief zusammengerollt im Sessel, ihr Kopf war nach links gesackt. Ihr rotes Haar fiel ihr ins Gesicht und berührte ihre halb geöffneten Lippen. Ihr Atem ging langsam und entspannt. Kerzenlicht flackerte orange und golden über ihr Antlitz.
    Wunderschön, dachte er. Leicht zu vergessen, dass sie ein Bulle war.
    Barfuß schlich er in den Salon und nahm eine zusammengefaltete Wolldecke von der Rückenlehne der leeren Couch, schüttelte
sie auf und breitete sie dann über die Frau. Seine Armbänder klirrten leise, doch sie rührte sich nicht.
    Er setzte sich im Schneidersitz ihr gegenüber auf den Boden. Sie hatte sich für ihn eingesetzt – vor den anderen Bullen. Sie hatte sogar diesen kleiner Scheißer mit der Waffe angegriffen. Warum setzt sie sich für mich ein? Was soll das? Er atmete ihren frischen Regenduft ein und nahm einen Hauch von Flieder und Salbei wahr. Dann lauschte er dem tiefen, regelmäßigen Schlag ihres Herzens.
    Schlafend sah sie jünger aus als die achtundzwanzig oder dreißig Jahre, auf die er sie schätzte. Schlafend, zusammengerollt und warm war sie kein Bulle und keine FBI-Agentin, sondern eine Frau mit einem pochenden Herzen und stählernem Rückgrat. Eine Frau, die bisher Wort gehalten hatte.
    Vertrauen Sie mir. Ich möchte nur, dass

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