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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Staub bedeckt.
    Tauric sprang an Alael vorbei und führte seine Klinge in einem mächtigen Hieb gegen den Hals des Ritters zwischen Helm und Halsberge. Der Schlag hallte so laut, als hätte er einen Felsbrocken getroffen, und Tauric fühlte den Aufprall bis in den Griff seines Schwertes.
    Der graue Ritter wich zurück, schien Tauric erst jetzt zu bemerken und griff nach der Waffe an seiner Hüfte. Es knirschte, und Staub rieselte zu Boden, als er ein rostiges Breitschwert zückte. Er flüsterte seltsame Worte und griff an.
    »Gib acht, Tauric!«, rief Alael hinter ihm.
    Tauric parierte die behäbigen, aber kraftvollen Schläge, konnte jedoch seinerseits keinen Hieb landen. Er wich langsam dorthin zurück, woher sie gekommen waren, um den Geist von Alael wegzulocken, doch in diesem Moment ertönte ein Schrei, und zu seinem Entsetzen tauchte eine zweite aschgraue Erscheinung auf. Sie trug eine Robe mit einer Kapuze, schwebte durch die Luft, und hielt Alael, die sich heftig wehrte, in ihrem eisernen Griff. Der graue Ritter schien jedes Interesse an Tauric zu verlieren und schwebte seinem Gefährten nach, der Alael zu der geöffneten Tür auf der Empore trug, welche die beiden vorher bemerkt hatten.
    Tauric stürzte zu der Wendeltreppe und nahm drei Stufen auf einmal. Mit gezücktem Schwert stürzte er hinter Alaels Entführern her, die durch einen kurzen Gang auf einen Außenbalkon schwebten. Tauric folgte ihnen, stolperte jedoch in der Dunkelheit über etwas, stürzte kopfüber zu Boden und versuchte, mit den Händen den Fall aufzufangen. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seine gesunde Hand, aber er ignorierte ihn, sprang auf, raffte sein Schwert vom Boden und lief hinaus auf den Balkon.
    Weit oben hoben sich gegen den Nachthimmel zwei graue Gestalten ab, die zur Spitze des Hohen Turmes schwebten und darin verschwanden. Voller Enttäuschung hämmerte Tauric den Knauf seines Schwertes gegen die steinerne Brüstung. Jetzt spürte er den stechenden Schmerz in seiner Linken. Bei dem Sturz hatte er sich die Handwurzel aufgeschlagen, und das Blut benetzte die Handfläche. Tauric keuchte, doch sein Verstand funktionierte klar und ruhig. Ich muss dort hinauf, dachte er und schob sein Schwert in die Scheide. Irgendwie muss ich dort hinauf.
    Er wollte wieder in den Saal laufen, doch erneut stieß sein Fuß gegen das Hindernis, über das er zuvor gestolpert war. Jemand stöhnte im Schatten, und erschreckt begriff Tauric, dass er über ein Bein gestürzt war.
    »Wer ist da?«, fragte er und trat einen Schritt zurück. »Wer seid Ihr?«
    Einen Augenblick später antwortete die keuchende Stimme eines Mannes. »Nicht mein … es sagt, es ist nicht mein …«
    Der Mann zog sein Bein zurück und kroch stöhnend auf Knien und einer Hand aus dem dunklen Schatten. Mit der anderen presste er etwas gegen seine Brust. Er hielt inne, lehnte sich ein wenig zurück und hob den Kopf. Tauric hielt den Atem an. In dem spärlichen Licht erkannte er trotz der versengten und von Brandblasen übersäten Haut Dow Korrens Gesichtszüge.
    »Nicht… mein …!«, stieß er noch einmal hervor, fiel vornüber auf das Gesicht und blieb still liegen, als er seinen letzten Atemzug tat. Das Ding, das er gehalten hatte, rollte aus seiner Hand. Es war ein eiförmiger Gegenstand, den Tauric lange betrachtete, bevor er ihn mit seiner gesunden Linken aufhob. Als er ihn anfasste und das Blut von seinen Fingerspitzen die Oberfläche berührte … … flammte in seinem Hirn eine Sonne auf.
    Und durch seinen Körper dröhnte eine Stimme wie von tausend Flüssen.
Dies ist nicht für dich bestimmt!
    In dem schwankenden, holpernden Karren war es finster und stank nach schlecht gegerbten Tierhäuten. Gilly lag mit dem Gesicht nach unten in einem Stapel dieser Häute und hätte dem Kutscher sehr gern mitgeteilt, was er von ihm hielt. Aber er war an Händen und Füßen gebunden, und in seinem Mund steckte ein Knebel aus schmutzigen Lumpen, der sein Knurren und seine Flüche erstickte.
    Ich hätte es schlechter treffen können, sagte er sich. Wenn sie mich nicht geknebelt hätten, müsste ich es nicht nur riechen, sondern auch noch schmecken. Oder ich könnte mit einem Schwert in der Hand auf den Bastionen der Stadt stehen und darauf warten, dass sich kreischende Mogaun-Horden auf mich stürzen.
    Er konnte nicht herausfinden, was draußen vorging. Nachdem Hegrouns Geist von Yasgur Besitz ergriffen hatte und Tauric geflohen war, hatte man ihn auf ein Pferd gesetzt, an den Sattel

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