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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Die Rüstung deutete darauf hin. Sie bestand aus einem ärmellosen Lederharnisch, der dunkelbraun eingefärbt war und mit dichten Reihen von groben Bronzeplatten, die mit Nieten an dem Leder befestigt worden waren, verstärkt wurde. In den Augen der Mogaun hatte diese Rüstung gewiss einmal großartig ausgesehen, ein Wahrzeichen der Macht und Autorität ihres Trägers. Doch jetzt war sie zerfetzt und schmutzverkrustet, von Schlamm und Blut verschmiert, und viele Bronzescheiben fehlten oder waren halb herausgerissen worden. Wer dafür auch immer verantwortlich gewesen sein mochte, hatte sich viel Mühe gegeben, die Rüstung und ihren Träger zu vernichten, um damit ein Zeichen zu setzen.
    Das Schlimmste war jedoch die Art der Hinrichtung. Man hatte dem Mogaun ein Glied nach dem anderen abgetrennt, bis nur noch der Torso und ein halber Arm übrig geblieben waren. Das war eine besonders grausame und qualvolle Todesart, und Mazaret ahnte, wer dafür verantwortlich war, wenn er auch nicht wusste, aus welchem Grund es angeordnet worden war.
    Er presste die Lippen zusammen, um sich vor dem Gestank zu schützen, stieg ab und führte sein Pferd zu den Toren. Dort standen fünf Wachen in schweren Lederwämsen, die gelangweilt die Reisenden musterten, die sich durch das Tor drängten. Einer von ihnen starrte Mazaret jedoch bösartig an und grinste, machte jedoch keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Mazaret wusste aus Berichten, dass der Kriegsherr Begrajic Söldner angeheuert hatte, die Oumetra besetzten und die Ordnung aufrecht erhielten. Wer war wohl ihr Kommandeur? Viele so genannte Freie Kompanien durchstreiften das ehemalige Kaiserreich. Sie setzten sich alle aus brutalen Schlägern und Verbrechern zusammen und standen zudem ausnahmslos im Sold der Mogaun oder der Akolythen.
    Es knarrte hölzern, als die Tore hinter ihm zuschwangen und mit einem lauten Schlag der Balken vorgelegt wurde. Mazaret führte den Grauen weiter und versuchte, sich zu orientieren. Oumetra war zum größten Teil aus einem dunklen, Blauschimmernden Stein erbaut worden, der vor beinahe einem halben Jahrtausend aus Steinbrüchen in Dalbar geholt worden war. Die Stadtgründer hatten ihre Mauern und Hallen und Türme in großem Maßstab entworfen, ebenso Straßen und Plätze. In den Jahrhunderten seit der Gründung der Stadt waren diese geräumigen öffentlichen Plätze durch die Erfordernisse einer wachsenden Bevölkerung unter billigeren Gebäuden aus Holz oder Ziegeln fast gänzlich verschwunden. Manchmal hatte man auch Bauwerke aus Steinen errichtet, die aus den zerstörten Städten in den Östlichen Hügeln gerettet worden waren.
    Die Straßen bildeten nunmehr finstere, schmale Schluchten, deren Düsternis nur von Lampen in den Fenstern oder den Laternen vor einem Schankhaus erhellt wurden. Der Gestank von Abwässern war allgegenwärtig, und Mazaret hielt sich von den Gossen fern, während er einer größeren Straße folgte, die in den Stadtkern führte. Er suchte nach einem Wirtshaus namens »Mond und Amboss«, in dem er einen Agenten des Erden Mutter -Ordens treffen sollte. Er folgte den Anweisungen zweier säuerlich dreinblickender Städter und gelangte an eine niedrige Tür unter einem verwitterten Schild, auf dem der Viertelmond und der Amboss eines Waffenschmiedes zu erkennen waren.
    In einer kurzen Gasse neben dem Wirtshaus befand sich ein Stall, wo er sein Pferd abstellte, es tränkte und fütterte. Mit den Satteltaschen über der Schulter betrat er das Wirtshaus durch die Hintertür und folgte einem niedrigen Gang bis zum Schankraum. Der Lärm und die bierselige Wärme hüllten ihn ein, während er sich zur Theke hindurchdrängte. Nach einem lauten Wortwechsel mit dem Wirt zahlte er für den Stall, ein Zimmer für die Nacht und einen Humpen des dunklen Bieres, stellte sich dann in eine Ecke des Raumes neben ein verschlossenes Fenster und trank langsam den Gerstensaft. Während er wartete, beobachtete er die Gäste. Den lautesten Lärm machten eine Gruppe von Soldaten und ihre Metzen, die neben der Tür saßen. Immer wenn ein Söldner eine grobe Bemerkung machte oder ihrer weiblichen Begleitung ein lautes Kichern entlockte, erstarben die Gespräche der übrigen Gäste einen Moment. Einige schüttelten den Kopf und auf den Gesichtern, die von der Quelle des Tumultes abgewendet waren, zeigte sich die blanke Mordlust, bis sich das allgemeine Stimmengewirr aufs neue erhob. Mazaret spürte die schwelende Wut im Schankraum, von der die Atmosphäre

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