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01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Grün-Blau-Schattierungen eigentlich das Auge beleidigen müssten. Doch bei ihr wirkte es hell und fröhlich, genau wie ihr frecher, rotblonder Haarschopf. Die Schwester neben ihr war das Paradebeispiel kühler, beherrschter Schönheit, angefangen bei der langen, silberblonden Mähne, bis zur Spitze ihrer Krokopumps. Neben beiden standen eine zierliche, gut aussehende Frau von ungefähr fünfzig und ein drahtiger, kleiner Mann, der theatralische Gesten in Richtung Stall machte.
    Maddy war die Erste, die auf Dorian zutrat. „Hallo, wir sind Al- anas Familie." Ihr Gang drückte den Schwung der geborenen Optimistin aus.
    Ihre Schwester folgte ihr mit den langsamen, verführerischen Bewegungen der geborenen Sirene.
    „Dorian Crosby." Carrie streckte ihm gerade die Spitzen ihrer Finger entgegen. „Wir sind uns schon einmal begegnet."

    „Miss O'Hara." Wenn er je einer Frau begegnet war, die ihm am liebsten ein Messer zwischen die Rippen gebohrt hätte - und eine, die auch ganz exakt die richtige Stelle getroffen hätte -, dann war sie es.

Dorian wandte sich Maddy zu.
    „Sie sind der Schriftsteller." Sie warf ihrer Schwester einen belustigten, wissenden Blick zu.
    „Alana hat uns gesagt, dass Sie hier sind. Das sind unsere Eltern."
    „Frank und Molly O'Hara." Frank ergriff Dorians Hand und schüttelte sie überschwänglich.
    „Molly und Frank", meldete sich lächelnd seine Frau. Dorian konnte sehen, von wem Alana ihr Aussehen geerbt hatte.
    „Immer um unseren Auftritt besorgt." Frank küsste seine Frau leicht auf die Wange, bevor er sich wieder Dorian zuwandte. „Wo ist mein Mädchen?"
    „Alana musste einige Besorgungen machen."
    Dorian glaubte fest an erste Eindrücke, und er fühlte sich sofort zu dem kleinen, quirligen Mann mit dem breiten Lächeln und der wohlklingenden Stimme hingezogen.
    „Besorgungen." Frank legte einen Arm um seine Frau und drückte sie. „Typisch unsere Alana."
    „Und ganz untypisch für den Rest von uns. Hallo."
    Molly reichte Dorian nicht die Hand, schenkte ihm aber ein Lächeln. „Sie müssen der Schriftsteller sein. Alana hat uns erzählt, dass sie sich doch dazu entschlossen hat, das Buch zu genehmigen."
    Sie hätte gar nicht mehr sagen müssen, um ihre Missbilligung auszudrücken. Doch Dorian spürte, dass diese sich auf das Projekt und nicht auf ihn persönlich bezog. „Ich weiß nicht genau, wann sie wieder nach Hause kommt, aber ..."
    „Kein Problem." Frank klopfte ihm
    freundschaftlich auf die Schulter und ging an ihm vorbei ins Haus. Sein Gang war so leicht, so natürlich, dass Dorian darüber zunächst nicht bemerkte, dass Frank einfach die Gepäckstücke auf der Veranda übersehen hatte. Maddy schnappte sich dafür zwei schwere Taschen und zwinkerte Dorian zu.
    „Er ist ganz schön raffiniert, nicht wahr? Komm, Carrie, genau wie in alten Zeiten."
    Carrie warf einen abschätzenden Blick auf das Gepäck und wählte schließlich eine kleine Ledertasche.
    „Sie kommt nach ihrem Vater", urteilte Molly und bückte sich nach einem Koffer.
    „Ich mache das schon", wollte ihr Dorian zuvorkommen. Doch Molly lachte nur und schleppte den Koffer selbst.
    „Ich habe Gepäck geschleppt, seit ich denken kann. Machen Sie sich um mich keine Gedanken. Sie werden mit dem Rest alle Hände voll zu tun haben, das kann ich Ihnen versprechen. Setz Kaffee auf, Frank", rief sie dann unvermittelt.
    Mit einem Schulterzucken ergriff Dorian das restliche Gepäck und folgte ihr. Es schien ein interessanter Nachmittag zu werden.
    Dorian vertraute ihr nicht. Alana war sich darüber im Klaren. Es hatte nur keinen Sinn, sich darüber aufzuregen. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihn zwar nicht angelogen hatte, ihm gegenüber aber auch nicht ganz ehrlich gewesen war. Und Dorian Crosby war ein Mann, der die ungeschminkte Wahrheit verlangte.
    Er hatte sie mit seinen Zweifeln und
    Verdächtigungen verletzt. Und sie hatte von ihm Vertrauen verlangt. Dabei war sie bisher nicht in der Lage gewesen, ihm Vertrauen zu schenken. Sie wollte seinen Beistand, aber sie zögerte, ihm ihren anzubieten. Und vor allem
    wollte sie seine Liebe, und doch konnte sie zu ihren Gefühlen ihm gegenüber noch nicht stehen.
    Vielleicht war es an der Zeit, Dorian zu geben, was für ihn am wichtigsten zu sein schien: vollkommene Ehrlichkeit.
    Als Alana in die Zufahrt zum Haus einbog, hatte sie sich entschieden, Dorian alles zu erzählen. Ohne Vertrauen war Liebe nichts weiter als ein leeres Wort. Sie würde vor Dorian ihr

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