01 - So nah am Paradies
Leben ausbreiten und an ihn glauben.
Sie öffnete die Eingangstür. Sie musste mit Dorian sprechen, und sie musste schnell mit ihm sprechen, bevor sie den Mut verlor und ihrem Vorsatz nicht mehr treu bleiben konnte.
Als Dorian dann aus der Küche kam, riss sie sich zusammen. „Dorian." Sie nahm ihre Tasche von der einen in die andere Hand. „Wir müssen miteinander sprechen."
„Ja. Aber das wird wohl warten müssen."
„Das geht nicht. Ich ..." Aus den Augenwinkeln heraus sah Alana eine Bewegung, die sie zur Treppe hinsehen ließ. Maddy stand dort, barfuß, die Hände tief in den Taschen einer weiten Hose vergraben. Sie lächelte, als kenne sie jedes Geheimnis der Welt.
„Maddy!" Alana hatte den Namen noch nicht ganz ausgesprochen, als sie auch schon auf sie zustürzte und sich ihrer Schwester in die Arme warf. Zuerst lachten beide, und dann redeten beide durcheinander. Doch irgendwie gelang es ihnen in diesem wilden Wortschwall, Fragen zu stellen und zu beantworten.
„Ihr zwei seid euch ja schon immer ins Wort gefallen." Carrie stand oben an der Treppe. Sie sah genauso beherrscht und elegant aus wie vorhin, als sie aus der Limousine gestiegen war. Doch dann stürmte sie mit einem Freudenschrei nur so die Treppe hinunter.
„Ihr beide." Alana hielt ihre Schwestern im Arm und drückte sie an sich. Die eine duftete nach einem unbeschwerten, frischen Parfüm, die andere nach einem verführerischen, geheimnisvollen. „Wie habt ihr das geschafft?"
„Ich bin von der Show abgesprungen", sagte Maddy lachend. „Mein Ersatz wird mir dafür ewig dankbar sein."
„Und wir haben die Schlussszenen letzte Woche abgedreht." Carrie zuckte gleichmütig die Schultern.
„Ich habe meinen Favoriten einsam
zurückgelassen." Sie trat einen Schritt zurück und legte die Hand
unter Alanas Kinn. „Unglaublich", meinte sie halblaut. „Nicht eine Spur von Make-up. Dafür könnte ich dich hassen."
Alana drückte beide wieder an sich. „Oh, wie freue ich mich, euch zu sehen."
Es war eine Spur, eine winzige Spur von Verzweiflung in ihrer Stimme. Doch sie reichte. Über Alanas Kopf warf Carrie Dorian einen Blick zu. Ihre Augen waren blau - sehr dunkel und sehr intensiv blau.
Auch Maddy war hellhörig den feinsten
Stimmungen gegenüber, und auch sie spürte die Spannung. Ihrer Meinung nach war es immer am besten, davon abzulenken. „Komm, lass uns in die Küche gehen. Wie wäre es mit einem Kaffee?" Ihre Augen hatten nicht das lebhafte Blau von Carries oder das dunkle Grün von Alanas. Ihre hatten eine ganz eigentümliche warme Schattierung ins Goldbraun.
Dorian betrat hinter den Frauen die Küche.
„Mom, Dad." Überrascht starrte Alana ihre Eltern an, die es sich an der Frühstücksbar bequem gemacht hatten.
„Wird auch Zeit, dass du nach Hause kommst, Mädchen." Frank lächelte sie jungenhaft an. Dann öffnete er weit und einladend die Arme. „Gib uns einen Kuss."
„Was macht ihr hier?" Alana legte den Arm um jedes Elternteil und atmete den altvertrauten Duft ein - eine Mischung aus Pfefferminz und Chanel. Ihr Vater konnte ohne Pfefferminz keinen Tag überstehen. Und ihre Mutter würde eher barfuß gehen, als auf ihr Parfüm zu verzichten. „Es gibt im Umkreis von zwanzig Meilen kein einziges Theater."
„Ferien." Ihr Vater gab ihr noch einen schallenden Kuss. „Wir hatten die Wahl: hier oder Paris."
Molly kommentierte die Bemerkung mit einem nicht gerade zurückhaltenden Schnauben, dann schenkte sie sich Kaffee ein. „Wo sind die Jungen?"
„In der Schule. Sie kommen kurz nach drei."
„Immer hinter Büchern." Frank schüttelte den Kopf. „Es ist eine Tragödie."
„Behalt das lieber für dich, sie stimmen dir nur zu gern zu."
Maddy ging zum Herd, um Kaffee aufzusetzen.
„Alana fragt sich bestimmt schon, wie sie weitere vier Personen drei Tage lang durch
füttern soll. Alana, gibt es einen besonderen Trick bei diesem Herd? Die Flamme will einfach nicht angehen."
„Drück den Knopf hinein, bevor du ihn drehst.
Und ihr könnt wirklich bleiben?" Alana sah ihre Mutter dabei an, denn sie wusste, wer tatsächlich das Sagen hatte.
„Wir sind zwischen zwei Engagements." Molly tätschelte Alanas Arm. „Wenn du uns unterbringen kannst, bleiben wir bis zum Ende der Woche."
„Natürlich kann ich euch unterbringen." Alana drückte ihre Mutter erneut an sich. Sie konnte es immer noch kaum glauben, dass alle gleichzeitig hier zusammen sein konnten. „Wenn doch auch Terence hier wäre."
Von Frank kam ein
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