01 - So nah am Paradies
gesehnt - etwas, das bei den O'Haras nicht so leicht zu finden ist."
„Darum wollte sie diesen Besitz."
Carrie warf ihre Zigarette auf den Boden und ließ sie dort weiterglimmen. „Chuck hat ihn nach einer besonders üblen Affäre mit einem Mädchen gekauft, das einfach noch zu jung war, um es besser zu wissen. Doch kaum hatte er ihn gekauft, war er ihm schon wieder lästig. Er hat Alana klar und deutlich zu verstehen gegeben, wenn sie den Besitz behalten und für seine Instandsetzung sorgen wollte, müsste sie es schon allein machen."
„Hat sie Ihnen das erzählt?"
„Nein, Chuck hat es mir gesagt." Sie warf ihm einen merkwürdig ironischen Blick zu. „Er düste nach Los Angeles und dachte, es sei besonders aufregend, die Fänge nach der Schwester seiner Frau auszustrecken. Charmant. Geben Sie mir noch eine Zigarette."
Er gab ihr Feuer.
„Nun, er war nicht mein Typ. Und auch wenn meine Moralvorstellungen häufig zweifelhaft erscheinen, habe ich doch Grundsätze. Er hat sich betrunken und mir alle Probleme gebeichtet, die er mit seiner kleinen Frau zu Hause hatte. Sie war ihm zu normal und durchschnittlich und hatte sich auf dieser Farm vergraben, während er Besseres mit seinem Geld vorhatte. Und wenn sie das verdammte Dach repariert haben wollte, dann sollte sie es selbst hinkriegen. Und wenn sie die Installationen unbedingt auf den Stand des 20. Jahrhunderts bringen wollte, dann sollte sie sich eben allein Gedanken darüber machen. Ihn interessierte das alles überhaupt nicht. Und dann
hatte sie noch diese spinnerte Idee, Pferde zu züchten. Er lachte sie
((
aus.
Carrie merkte, dass sie vor innerer Erregung zu schnell gesprochen hatte, und sofort fand sie wieder zu einer beherrscht langsamen Sprechweise zurück.
„Ich habe ihn nicht hinausgeworfen, weil ich alles hören wollte. Ich war in der Zeit zu sehr mit meiner Karriere beschäftigt gewesen. Zu beschäftigt, um für Alana genügend Zeit zu haben, obwohl ich irgendwie gespürt habe, dass bei ihr die Dinge nicht zum Besten standen."
„Was glauben Sie, warum er Ihnen das alles erzählt hat?" Dorian bemühte sich, seiner Stimme nicht anmerken zu lassen, wie sehr er sich betroffen fühlte.
Ihr Blick wurde hart. „Offensichtlich dachte er, es würde mich ebenso wie ihn amüsieren." Dann lächelte sie wieder und zog ruhiger an ihrer Zigarette. „Wie auch immer, ich bin ihn losgeworden. Dann habe ich Maddy angerufen, und wir fuhren hierher. Alana lebte in einem Haus, das ihr über dem Kopf zusammenzufallen drohte. Chuck gab ihr keinen Pfennig, und so hat sie Teilzeitjobs angenommen, zu denen sie Ben mitnehmen konnte.
Aber sie wollte einfach nichts von Ratschlägen wissen, die sie zu einer Scheidung geführt hätten."
„Warum?" Zum ersten Mal berührte Dorian sie ganz leicht, nur eine Hand auf ihrem Arm, trotzdem spürte sie seine innere Bewegtheit. „Warum ist sie bei ihm geblieben?"
So, das ist der springende Punkt, erkannte Carrie.
Er sorgte sich um Alana, und das machte es wiederum für sie schwierig, ihre Ablehnung ihm gegenüber aufrechtzuerhalten. „Ich denke, die Antwort
sollte Alana Ihnen geben, aber ich kann Ihnen so viel sagen: Alana besitzt ein großes Maß an Hoffnung, und sie hat daran geglaubt, dass Chuck sich ändern würde. In der Zwischenzeit stand das dringende Problem an, das Haus bewohnbar zu machen. Wir sind nach Rich- mond gefahren und haben ihren Schmuck verkauft. Chuck war in den ersten Monaten ihrer Ehe großzügig gewesen, und es brachte ihr genug ein, um sich über Wasser zu halten. Ich habe ihren Nerz gekauft." Sie verschwieg, dass sie ihn sich damals eigentlich gar nicht hatte leisten können. „Später scherzte sie, dass sie ein Bild von mir gesehen habe, auf dem ich ihr Dach trug."
„Sie hat den Nerz verkauft, um das Dach zu reparieren", murmelte er.
„Es lagen viele Reparaturen an. Und es hat mich damals gewundert, wie hartnäckig sie an der Farm festgehalten hat. Doch wenn ich sie jetzt hier sehe, so wird mir klar, wie richtig es für sie und die Kinder ist." Sie warf ihre Zigarette fort. „Nachdem Chris geboren wurde, entwickelte sich alles zum ganz Schlimmen. Chuck hat seine Affären rücksichtslos ins Licht der Öffentlichkeit gestellt. Ich glaube sogar, er wollte Alana dadurch zur Scheidung drängen. Und als sie es tat, als sie es endlich tat, da hat er wohl erst erkannt, welcher Verlust ihm drohte."
„Habe ich Sie richtig verstanden, dass Alana die Scheidung eingereicht hat?"
„Ja. Sie
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