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01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ich es normalerweise." Draußen ertönte ein Knall, doch sie zuckte nicht einmal zusammen. Es folgte ein gellendes Geschrei, das jedem Indianertrupp bei der Kaperung eines Trecks zur Ehre gereicht hätte. Der Hund stimmte ein ohrenbetäubendes Bellen an, und kurz darauf schlug etwas auf der Veranda auf, das ohne Weiteres ein Elefantenbein hätte sein können.
    „Im Bad sind frische Handtücher."
    „Danke. Darf ich fragen, was das ist?"
    „Was?"

    Zum ersten Mal entdeckte er echten Humor in ihren Augen. Die Verletzlichkeit war verschwunden.
    Er sah eine Frau, die wusste, wer sie war und was sie wollte. „Es klang wie ein feindlicher Uberfall."
    „Ein Überfall, genau das ist es." Sie durchquerte den Raum, hielt inne, als die Tür unten aufgerissen und wieder zugeworfen wurde, was die Bilder an den Wänden erzittern ließ.
    „Mom! Wir sind da!"
    „Meine Kinder meinen immer, sie müssten sich ankündigen. Der Himmel weiß, warum. Sie entschuldigen mich, ich muss den Teppich im Wohnzimmer retten."
    Und damit ließ Alana Dorian mit seinen Gedanken allein.

2. KAPITEL
    lana folgte den Wasserspuren vom Eingang zur Küche. „Hi, Mom." Beide Jungen strahlten sie an.
    Die Schule war vorbei und die Welt wieder in Ordnung.
    „Hi, ihr zwei." Ein paar feuchte Bücher lagen auf der Frühstücksbar. Vor dem Kühlschrank, wo die zwei Jungen standen, hatte sich schon eine kleine Pfütze gebildet. Die Kühlschranktür stand sperran-gelweit offen, und die kalte Luft wetteiferte mit der Hitze vom Feuer. Alana überblickte den Schaden und stufte ihn als gering ein. „Chris, das da auf dem Boden, das sieht aus wie dein Mantel."
    Scheinbar überrascht blickte der Jüngste hin.
    „Tommy Harding hat wieder Ärger im Bus gekriegt."
    Er hob seinen Mantel auf und hängte ihn auf einen Kleiderhaken bei der Hintertür. „Er muss zwei Wochen lang vorn sitzen."

    „Er hat Angela angespuckt", verkündete Ben beifällig. „Direkt ins Haar."
    „Na wunderbar." Im Vorbeigehen hob Alana Chris'
    nasse Handschuhe auf und gab sie ihm. „Ich nehme an, du hast nichts damit zu tun."
    Ben goss sich Saft in ein Glas, was nicht ohne Kleckerei ablief. „Ich habe nur gesagt, dass sie hässlich ist."
    Chris, sonst immer aufseiten der Unterdrückten, mühte sich mit seinen Stiefeln ab. „Klein und hässlich."
    „Ekelhaftes Gesicht", fügte Ben noch hinzu.
    „Chris und ich haben einen Wettlauf vom Bus aus gemacht. Ich habe ihm einen Vorsprung gegeben, aber ich habe doch gewonnen."
    „Glückwunsch."
    „Ich hätte fast gewonnen." Chris kämpfte mit dem zweiten Stiefel. „Und ich habe schrecklichen Hunger."
    „Nimm ein Plätzchen."
    „Ich habe gesagt, schrecklich hungrig."
    Mit seinem runden, blassen Gesicht sah Chris wie ein kleiner Engel aus. Sein blondes Haar lockte sich bis fast über die Ohren, und mit seinen haselnussbraunen Augen strahlte er zu Alana hoch.
    Seufzend gab sie nach. „Zwei." Er war einfach ein Herzensbrecher.
    „Ich sterbe vor Hunger." Ben hatte seinen Saft hinuntergestürzt
    und wischte sich mit der Hand über den Mund. Ihr kleiner Tollkopf. Sein Haar hatte sich zu einem Hellbraun verdunkelt und umrahmte widerspenstig sein Gesicht. Seine Augen waren dunkel und verschmitzt.
    „Zwei", betonte Alana auch für ihn. Sie konnte sich darauf verlassen, dass die zwei ihre Grenzen kannten. Sie war der Boss. Noch.
    Ben steckte eine Hand in die Keksdose, die wie eine Ente aufgemacht war. „Wessen Wagen ist das?
    Er ist nicht schlecht."
    „Der Schriftsteller, erinnerst du dich?" Alana holte ein Wischtuch aus dem Schrank und beseitigte schnell die Pfützen auf dem Boden. „Mr. Crosby."
    „Der, der das Buch über unseren Dad schreiben will?"
    „Genau."
    „Verstehe gar nicht, warum jemand etwas über einen lesen will, der tot ist."
    Da war es wieder. Bens deutliche Ablehnung seines Vaters. War es Chucks Schuld gewesen, oder hätte sie sich nicht weigern dürfen, ihr Kind zu sämtlichen Rennbahnen zu schleppen? „Dein Vater war sehr berühmt, Ben. Er wird immer noch bewundert."
    „Wie George Washington?" Chris stopfte sich sein letztes Plätzchen in den Mund.
    „Nicht ganz so. Und jetzt geht ihr hoch und zieht euch um. Stört Mr. Crosby nicht. Er hatte eine anstrengende Fahrt und ruht sich wahrscheinlich aus."
    „Okay." Ben warf Chris einen vielsagenden Blick hinter dem Rücken seiner Mutter zu. „Wir sind mucksmäuschenstill." Und damit verschwanden die beiden schon in Richtung Treppe.
    „Lass die Treppe nicht knarren", warnte

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