01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
die Hand aus. Mit einer rauen Fingerspitze fing er eine frische Träne auf. Ich erschauerte bei dem Gefühl.
„Leg dich hin“, murmelte er.
Mmm ... Ich hatte schon gedacht, er würde mich nie darum bitten.
Er half mir dabei, mich wieder hinzulegen. Und gerade, als ich die Augen schloss, bereit für seinen Kuss, fühlte ich einen Luftzug, als er fortging. Dann hörte ich, wie sich die Tür des Kühlschranks öffnete und wieder schloss. Gläser klirrten. Und dann war er wieder da.
Die Matratze neigte sich zu einer Seite und ich fühlte seinen harten Oberschenkel an meinem Körper.
„Trink das hier.“ Er schob seine Hand unter meinen Nacken und half mir dabei, meinen Kopf zu heben. „Das hilft dir dabei, wieder zu Kräften zu kommen.“ Er hielt mir das Glas an die Lippen und mein Blick saugte sich an seinem Handgelenk fest. Blaue Venen zeichneten sich unter der Haut ab, pulsierten mit einer Lebenskraft, die mir weitaus schneller helfen würde als das Zeug in Flaschen, an das ich mich allmählich gewöhnt hatte. Sein Puls hallte in meinem Kopf wider und tief in mir knurrte es hungrig.
„Mach schon“, sagte er.
Ich blickte ihn an und erkannte in den Tiefen seiner Augen, was er meinte. Er wusste, was ich dachte, und er dachte genau dasselbe.
Ich leckte mir über die Lippen und fühlte, wie meine Eckzähne meine Zunge streiften. Sein Puls pochte immer lauter in meinen Ohren und alles in mir verkrampfte sich.
Ich würde es nicht tun, versprach ich mir. Ich konnte nicht. Ich war aus härterem Holz geschnitzt.
Aber dann brannte es wie Feuer in meiner Schulter, der Schmerz war unerträglich und direkt vor mir und -
Meine Lippen schlossen sich über seinem Handgelenk und ich nahm, was er mir anbot.
Das köstliche heiße Nass füllte meinen Mund und rann mir die Kehle hinunter. Ich fühlte seine Lebenskraft mit Lichtgeschwindigkeit durch mich hindurch pulsieren. Sie breitete sich bis in meine Finger und Zehen aus. Raste zu der Wunde in meiner Schulter. Die Qualen ließen nach und wurden durch eine andere Art von Schmerz ersetzt. Einer, der genauso wild war, aber viel tiefer ging.
Er schmeckte noch wesentlich köstlicher, als ich erwartet hatte. Süß. Kräftig.
Dekadent. Nach mehr. Mmmm.
„Ahhh ...“ Sein tiefes Stöhnen hallte in meinen Ohren wider und katapultierte mich in die Wirklichkeit zurück.
Ich blickte auf und sah ihn neben mir sitzen, den Kopf zurückgeworfen, die Augen geschlossen, während ich mich von ihm nährte. Seine Finger umschlossen noch immer das Glas. Ich saugte stärker. Er stöhnte erneut und seine Knöchel färbten sich weiß. Das Glas zerplatzte. Mein frisches weißes Laken war plötzlich rot gesprenkelt.
Ups.
Nicht ups, weil ich mir gerade meine Lieblingsbettwäsche ruiniert hatte.
Sondern ups, weil ich ein feierliches Gelöbnis gebrochen hatte, das ich mir selbst gegeben hatte, und all meine Überzeugungen und Werte über Bord geworfen hatte, für ein paar Sekunden sofortiger - wenn auch wirklich erstklassiger -Befriedigung.
Großes ups.
Ich zog mich zurück und leckte über meine Lippen. „Es .. es tut mir wirklich leid. Ich hätte das nicht ... ich meine, sonst ...“ Ich wischte mir über den Mundwinkel. „Ich meine ... ach verdammt, ich weiß auch nicht, was ich meine.“ Ich schüttelte den Kopf und griff nach dem Tischtuch, das ich abgelegt hatte, bevor ich unter meine Decken gekrochen war, und zog es mir bis zum Hals, während ich gleichzeitig das besudelte Laken nach unten auf meine Füße zuschob.
Tys starke Hände streiften meine Kniekehle, während er sich vorbeugte, um mir zu helfen. Er knüllte das Laken zusammen und verschwand damit in der Küche.
Als er wiederkam, hatte ich es geschafft, diesen ganzen Vorfall meinem Delirium zuzuschreiben, hervorgerufen durch einen schier unerträglichen Schmerz, was so viel heißt wie: vorübergehende Vampirunzurechnungsfähigkeit.
„Also, was tust du eigentlich hier?“
„Die Polizei hat eine Leiche gefunden.“
„Laura?“
„Sie glauben schon, aber sie können sich nicht absolut sicher sein, ehe sie nicht die zahnärztlichen Unterlagen zum Vergleich haben. Es sieht so aus, als ob derjenige, der die Leiche entsorgt hat, zuerst versucht hat, sie zu verbrennen.“
„Das ist eklig.“
„Ja.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Auch wenn natürlich niemand die Entführung zu einem Mord hochstufen will, so hofft die Polizei doch, dass es sich tatsächlich um Laura handelt. Eine Leiche ist
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