01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
Hautfarbe.
Aber es stellte sich heraus, dass er ein feiner, anständiger junger Mann ist.“
Von seinem Gucci-Hemd war ein Ärmel glatt abgerissen worden, der Rest hing in Fetzen an ihm herab. Sein Arm war voller Kratzer und sein Haar wirr: er sah so sexy aus wie noch nie. Offensichtlich war ich nicht die Einzige, die so dachte.
„Was sagtest du noch mal, womit er sein Geld verdient?“
„Grundstücke.“
„Willst du damit sagen, er ist Immobilienmakler?“
„Ich will sagen, er ist Immobilienbesitzer. Ihm gehört ein Großteil Frankreichs.
Er ist Francois Deville. Von den Devilles.“
Meine Mutter und mein Vater strahlten.
Ich versuchte mich aufzurichten. Schmerz durchzuckte mich und ich kämpfte gegen eine Welle von Übelkeit an.
„Immer mit der Ruhe.“ Mein Vater streckte die Hand aus und half mir in eine aufrechte Position hoch, während ich dafür sorgte, dass das feuchte Handtuch nicht verrutschte.
Ich blickte mich um. Der Ballsaal war in einem erbärmlichen Zustand. Die Band hatte aufgehört zu spielen und ihre Instrumente angesichts der Gefahr einfach im Stich gelassen. Überall umgestürzte Tische. Hier und dort lagen die Trümmer eines Stuhls. Die übrig gebliebenen Gäste standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich im Flüsterton. Die Getränkebrunnen waren ebenfalls umgefallen. Überall flitzten Kellner umher, beseitigten die Trümmer und räumten auf, was von dem prächtigen Saal noch übrig geblieben war.
Mein Blick fiel auf Wilson und Nina Zwei (und blieb dort hängen). Nirgends eine Spur von Ayala oder vom Steueranwalt. Nur diese beiden inmitten des Chaos, das zurückgeblieben war. Er lag auf dem Boden, sie kniete neben ihm.
Sie hielt seinen Kopf in ihrem Schoß und streichelte beruhigend über seine Stirn.
„Fünfzig Jahre lang ist bei der jährlichen Soiree alles wie am Schnürchen gelaufen. Bis heute Abend.“ Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Ich hab dir doch gleich gesagt, dass diese Partnervermittlungssache ein gewaltiger Fehler ist. Ich hab's ihr gesagt“, wiederholte meine Mutter an meinen Vater gerichtet, bevor sie sich wieder mir zuwandte. „Ich hoffe, du weißt, dass du für all das verantwortlich bist, Lilliana. Du und deine lächerliche Firma.“
Wilson ergriff Nina Zweis Hand und ich lächelte. „Du hast recht. Ich bin verantwortlich.“
Verdammt noch mal, das war ich, und ich hätte gar nicht stolzer sein können.
Ich musste unbedingt schlafen.
Auf dem Weg zurück in die Stadt zerrte die Erschöpfung an meinen schmerzgeplagten Sinnen. In die Tischdecke hatte ich mich wie in einen Sarong eingewickelt. Das Handtuch auf meiner Schulter war durch einen großen Verband ersetzt worden, den mir Dr.
Sheridan freundlicherweise verpasst hatte, der Leibarzt meiner Mutter, der einen Hausbesuch - oder in diesem Fall eher einen Ballsaalbesuch - gemacht hatte, sobald meine Mutter ihn alarmiert hatte.
Ich hatte Francis in Geneva Grays Händen zurückgelassen. Das war ein erfolgreicher Single und zugleich die Leiterin seines neuen Fanclubs. Auch wenn sie so aussah, als wäre sie bereit, ihn in einem Happen zu verschlingen, schien er ihr doch mehr als gewachsen zu sein. Der Kampf hatte wohl die niederträchtige Seite seiner Persönlichkeit freigelegt und sein Schneckenhaus regelrecht geknackt.
Endlich.
Meine Mutter und mein Vater hatten noch bleiben und bei den Aufräumarbeiten helfen müssen - mit anderen Worten: Sie schrieben dem Personal vor, was es zu tun hatte. Jack und Rob waren nicht mehr aufgetaucht, seit sie den Werwolf nach draußen begleitet hatten. Ich wusste, dass ihre wilde Seite dermaßen gereizt worden war, dass sie unbedingt einen Teil dieser Energie wieder loswerden mussten. Und wie? Mit jeder Menge anständigem Sex.
Max sah aus, als müsste er gleich platzen. Mit wilder, verbissener Miene fuhr er mich nach Hause. Aber er war der Älteste und hatte sich am besten unter Kontrolle, darum gelang es ihm, die fünfundvierzigminütige Fahrt zu überstehen, ohne spontan in Flammen aufzugehen. Ich wusste allerdings: Sobald ich aus dem Auto ausgestiegen war, würde er sich auf die Jagd begeben und eine Frau finden, die ihm dabei half, diese ganze Vampirenergie zu verbrauchen. Das Mädchen hatte wirklich Glück. Es gab Sex. Es gab Vampirsex. Sie stand definitiv kurz davor, die denkwürdigste Nacht ihres Lebens zu verbringen.
Ich verspürte allerdings einen Hauch Eifersucht. Schließlich schien heute Nacht jeder Sex zu haben - außer mir. Dann erwischten
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