01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
Stück. Alle männlich. Eingeschränkt attraktiv, wenn man auf diesen Typ stand. Oder wenn man am selben Tag einem gewissen Ty Bonner begegnet war und sie unwillkürlich mit ihm verglich. Obwohl dieser Vergleich eigentlich unfair war, weil Ty einfach nur total heiß war, mit seinem wilden Äußeren und dem durchdringenden Blick (dahinschmelz) ..
Das hatten wir doch alles schon, ermahnte ich mich. Zurück zum Geschäftlichen.
Drei war gut. Eigentlich sogar großartig, wenn man bedachte, dass ich nur selten, wenn überhaupt, gewandelte Vampire traf, da die nun mal dazu neigten, sich in einer vollkommen anderen gesellschaftlichen Schicht zu bewegen. Einer geradezu antisozialen Schicht. Und deshalb kam es für mich einem wahr gewordenen Traum gleich, nun gleich drei von der Sorte unter demselben Dach zu entdecken (auch wenn selbiges dafür bekannt war, solche Wesen zu beherbergen).
Zumindest falls sie einsam gewesen wären oder dem ganzen Partnervermittlungskonzept offen gegenüber gestanden hätten. Aber es waren jüngere Vampire - zwanzig, vielleicht dreißig Jahre alt - und sie waren immer noch damit beschäftigt, sich auf den Hunger einzustellen, der mit der Transformation in ihnen erwacht war. Was bedeutete, dass sie nur mit einem einzigen Ziel in den Club gekommen waren: potenzielle Hauptgerichte unter die Lupe zu nehmen.
Esther brauchte einen gewandelten Vampir, der begriff, was es bedeutete, älter zu werden und der Ewigkeit vollkommen allein ins Gesicht zu schauen.
Er musste ja nicht unbedingt eine Schönheit sein, aber er sollte weltgewandt und robust sein, um ihr eher empfindsames Wesen auszugleichen. Und er sollte eine gewisse Reife aufweisen. Jemand, der schon vor langer, langer Zeit gewandelt worden war. Ein Mann, der Tod und Zerstörung aus eigener Erfahrung kannte. Ein Mann, der ihre Vorliebe für Western zu schätzen wusste.
Ein Vampir wie Ty Bonner.
Ty?
Der Gedanke ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich konnte praktisch fühlen, wie seine Visitenkarte in meiner metallenen Handtasche von Fernanda Niven, die in diesem Augenblick über meiner Schulter hing, vibrierte.
Ty und Esther?
Na schön, es klang vielleicht nicht ganz so cool wie, sagen wir mal, Ty und Lil.
Aber es könnte funktionieren. Ty und Es. Ty und Essie. Ty und Estha. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, zog ich mein Handy und Tys Karte hervor. Ich tippte die Nummer ein und hörte gleich darauf seine Voicemail-Ansage.
„Hier ist Ty. Sie wissen schon, was zu tun ist.“ Piiieeep.
„Hier ist Lil. Lil Marchette. Ich hatte gehofft, Sie könnten nächste Woche mal in meinem Büro vorbeikommen. Ich würde nämlich gern mit Ihnen über etwas reden. Sagen wir sieben Uhr? Dienstag?“ Ich beendete das Telefonat mit einem Drücken der roten Hörertaste und ließ das Handy wieder in die Tasche gleiten. Ich hatte eigentlich Montag sagen wollen, mochte aber nicht zu ungeduldig erscheinen.
Auf der anderen Seite ... Wieso war mir das wichtig? Schließlich war es doch nicht so, dass ich an ihm interessiert war.
Denn das war ich nicht.
„Wenn du Wert darauf legst, dass ich mich nicht daneben benehme, sollten wir jetzt besser gehen.“ Es war Nina Zwei. Ihre Augen strahlten heller, als ich sie je gesehen hatte, und ihre Stimme klang tiefer als gewöhnlich. Ich erkannte sofort den Hunger - und mein eigenes Herz klopfte aufgeregt.
„Ich dachte, du hast schon vorher gegessen.“
„Hab ich ja auch, aber hier geht's um einen unverhofften Geldregen und ein traumhaftes Portfolio. Ich brauche echt einen Drink.“
„Dieses Horten von Geld ist nicht gesund“, sagte Nina Eins, die gerade zu uns trat. Bei jeder ihrer Bewegungen tanzten ihre roten Ohrringe. „Sparen, sparen, sparen. Also wirklich, das untergräbt doch unsere ganze Kultur.“
„Was nicht gesund ist, das ist: mit welcher Besessenheit du jeden einzelnen Penny ausgibst, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.“
„Es gibt keine Konsequenzen.“
„Was ist mit morgen? Was ist mit einem finanziellen Polster?“
„Ich habe einen Treuhänderfonds. Ich brauche kein finanzielles Polster.“
„Aber das ist das Geld deines Vaters, nicht deines.“
„Du brauchst wirklich dringend einen Drink. Du weißt ja schon gar nicht mehr, was du redest.“
„Hey, hey. Könntet ihr beide mal kurz einen Waffenstillstand schließen? Ich versuche hier nämlich zu arbeiten.“ Ich teilte meine letzte Visitenkarte aus, zusammen mit der wortlosen Suggestion, der Empfänger möge sich beeilen und
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