01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
stellte definitiv eine Ablenkung dar. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht in der Stimmung für chinesisches Essen gewesen war.
Also, wenn dieser Typ mit Cowboyhut und Stiefeln hier aufmarschiert wäre, das wäre natürlich etwas ganz anderes gewesen.
Ich war konzentriert, nicht tot.
Jedenfalls nicht wirklich.
„Du kommst gerade richtig“, verkündete meine Mutter, als sie am Sonntagabend die Tür öffnete. „Dein Vater hat gerade seine Golfschläger hervorgeholt. Oh, und bitte sag nichts über seine Hand. Er und diese Frau von nebenan haben sich heute Abend ein wenig gezankt, als dein Vater draußen war, um die Hecke zu schneiden. Er hat da einen kleinen Schnitt. Nichts, was ein bisschen Schlaf nicht wieder in Ordnung bringen würde, aber natürlich muss er sich jetzt bis morgen früh damit abfinden.“
Okay, es war nicht so, dass ich einfach hätte wegbleiben können. Meine Eltern würden mich enterben, wenn ich mich nicht blicken ließe. Schlimmer - sie würden allen ihren Freunden erzählen, was für eine undankbare Tochter ich sei, was wiederum bedeuten würde, dass ich auf das kleine Rinnsal von Kunden hätte verzichten müssen, die mir meine Mutter geschickt hatte.
Dies hier war also rein geschäftlich.
„Habt ihr denn keinen Gärtner, der die Hecken schneidet?“
„Dein Vater weiß, wie leicht Viola die Fassung verliert, und er möchte Mr Wellsprings auf gar keinen Fall irgendeiner Gefahr aussetzen. Es ist so schwierig, einen guten Gärtner zu finden.“
„Dad hat einfach Spaß daran, Viola auf hundertachtzig zu bringen“, erklärte ich.
„Er lässt sich nur nicht gerne unterkriegen, Liebes. Viola Hamilton ist ein Biest und dein Vater hat nicht vor, sich ausgerechnet von einem Werwolf das Fell über die Ohren ziehen zu lassen. Diese Hecken stehen auf unserer Seite der Grundstücksgrenze, und je schneller sie das begreift, umso besser.“
Meine Eltern wohnen nun schon seit achtzig Jahren neben Viola. Wenn sie das bis jetzt nicht kapiert hatte, so würde sie es wohl auch in Zukunft nicht tun.
Das versuchte ich also meiner Mutter beizubringen, die mir aber nur einen Sei-ruhig-und-komm-rein-Blick zuwarf.
Rein geschäftlich.
Ich bemühte mich, das während der nächsten Stunde nicht zu vergessen, während meine Brüder nach und nach eintrudelten und ich meinem Vater zusah, wie er seine neuesten Einlochtechniken mit verbundener rechter Hand vorführte.
Aber wir sprechen hier über eine Stunde. Für eine Technik, die ungefähr drei Sekunden in Anspruch nahm. Und das bedeutete, dass ich langsam zu schielen begann und .so kurz davorstand, mich vom nächsten Balkon zu stürzen und zurück nach Manhattan zu rennen - ohne jede Rücksicht auf meine geliebten Manolo-Blahnik-Stilettos -, als mein letzter und jüngster Bruder endlich auftauchte.
Wie meine anderen Brüder besaß auch Jack das wie immer blendende Aussehen der Marchettes, mit dunklem Haar und dunkelbraunen Augen und einer sexy Ausstrahlung, die die Frauen veranlasste, sich ihm reihenweise zu Füßen zu werfen.
Oder seinen Seesack für ihn zu tragen.
„Wo soll ich ihn hintun, Jack?“ Sie war ein Rotschopf und sie war ein Mensch und sie sah Jack an, als ob er das größte und verlockendste Stück Schokoladenkuchen auf der Speisekarte wäre.
Anmerkung: Jack war der einzige Bruder, der immer jemanden mitbrachte.
Meine Mutter runzelte missbilligend die Stirn. Mein Vater schüttelte den Kopf und grinste. Offensichtlich zog sich die Jungs-sind-halt-Jungs-Mentalität quer durch alle Rassen- und Kulturgrenzen.
„Mom möchte dich am liebsten umbringen, und ich auch.“
Ich umarmte Jack und ignorierte mit Mühe den Drang, fester zuzudrücken und ihm dabei ein paar Rippen zu zerdrücken. Aber dann hätte er vermutlich angefangen, mich zu zerquetschen, und am Ende hätten wir uns wie die Kinder kämpfend auf dem Boden gewälzt und die traditionelle Jagd wäre wegen diverser Knochenbrüche und durchstoßener Organe und dem dringenden Bedürfnis, sich im Schlaf zu regenerieren, ruiniert gewesen.
Auf der anderen Seite - was waren schon ein paar qualvolle Schmerzen und ein paar zusätzliche Stunden Schlaf, wenn ich mich dadurch vor der Jagd drücken konnte?
„Was?“, fragte er. „Magst du Tammy nicht?“ Er sah zu der Frau hinüber, die auf der anderen Seite des Zimmers gerade ihren Mantel auszog, wobei sie ihn keine Sekunde aus den Augen ließ. Er lächelte, sie aber hätte fast auf der Stelle einen Orgasmus gehabt.
„Tammy ist mir
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