01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
eigenen Stuhl sinken. „Was gibt's?“
„Also.“ Ich stopfte meine Handtasche in die unterste Schublade, legte meine Hände vor mir ineinander und musterte ihn. „Wie geht es Ihnen denn so in der großen Stadt? Kommen Sie gut zurecht?“
„Ich war schon mal in New York. Genau genommen sogar schon ein paarmal.“
„Sie haben keine Probleme, irgendetwas zu finden? Orientierungspunkte, Polizeireviere, Geschäfte? Sie kommen mit allem klar?“
Er warf mir einen merkwürdigen Blick zu. „Ja.“ „Dann brauchen Sie also keine Assistentin?“
„Bieten Sie mir etwa Ihre Dienste an?“ Ich lächelte. „Genau das tue ich.“
„Dann stimmt das Gerücht also nicht.“ „Was für ein Gerücht?“
„Dass gebürtige Vampire unglaubliche Snobs sind, die sich ausschließlich mit ihresgleichen abgeben.“ Er grinste. „Sie möchten sich mit mir abgeben. Mir alles zeigen. Mir assistieren.“
„Bei einem Date“, stieß ich hervor. Nicht dass ich ihm nicht noch bei einer ganzen Menge anderer Dinge gerne assistiert hätte, aber das musste er ja nicht unbedingt wissen.
„Wann hatten Sie eigentlich zum letzten Mal eine richtige Verabredung?“, beeilte ich mich fortzufahren, sehr darauf bedacht, dass meine Lippen damit beschäftigt waren, Wörter zu bilden. Ansonsten wären sie möglicherweise in Versuchung geraten, anderweitig aktiv zu werden und auf eigene Faust zu handeln.
„Wie bitte?“
„Eine Verabredung. Sie wissen schon - zwei Leute an ein und demselben Ort, während sie gemeinsam irgendeine Art von Aktivität ausüben. Eine Verabredung.“
„Ich weiß, was das ist. Was ich nicht weiß, ist, was das mit meinem Fall zu tun haben soll.“
„Nichts.“
„Warum haben Sie mich dann herbestellt?“
„Sie sollten wirklich mal ein bisschen lockerer werden. Offener für neue Erfahrungen sein. Sehen Sie, ich habe da eine Kundin - eine Gewandelte -, die einfach wunderbar zu Ihnen passen würde -“
„Sie haben mich herbestellt, um mich zu verkuppeln?“
„Ich meinte ja nur, so ganz auf sich gestellt, läuft da nicht viel bei Ihnen - jedenfalls nicht mit dieser Einstellung -, und da die New Yorker Kidnapperszene im Augenblick ziemlich ruhig ist, dachte ich, Sie möchten sich sicher ein wenig die Zeit vertreiben.“
„Jetzt weiß ich, warum wir uns fernhalten.“ „Wie bitte?“
„Von euch gebürtigen Vampiren. Ihr seid nicht nur ein Haufen elitärer Snobs, ihr seid ja außerdem auch noch völlig durchgeknallt.“
Ich musste an meine Familie denken. Den Teil von wegen völlig durchgeknallt würde ich gar nicht bestreiten. „Nur zu Ihrer Information, wir halten uns von euch fern.“
„Süße, wenn ihr euch wirklich fernhalten würdet, dann gäbe es uns überhaupt nicht. Was glauben Sie, wie gewandelte Vampire überhaupt entstanden sind?“
„Es gibt immer ein paar faule Apfel.“
„Sind wir das nicht alle?“
„Nein, ich meinte, es gab bei uns ein paar faule Äpfel, und so sind Sie entstanden.“ Er starrte mich einfach nur an und meine Lippen zuckten. Also sprach ich eiligst weiter, um sie zu beschäftigen. „Ich wollte damit nicht andeuten, dass ich ein fauler Apfel bin. Ich meine, Ihrem Kommentar zufolge klang es so, als ob Sie dachten, ich hätte gesagt, dass ich ein fauler Apfel wäre und Sie -“
„Das wusste ich schon.“ Er grinste. Es war ein träges, sich langsam ausbreitendes, unbefangenes Grinsen, das meinem Seelenfrieden gefährlich wurde. „Faule Äpfel riechen nicht wie Zuckerwatte.“
Die Worte überschwemmten mich, wirbelten über meine Haut und reizten sie, als ob er mich tatsächlich berührt hätte. Aber das konnte er nicht. Er konnte nicht. Gewandelt. Gebürtig. Riesensuperübergroßes Doppel-Nein! Zum Teufel damit.
„Woher wissen Sie, wie ich rieche?“, fragte ich ihn. „Weil ich Sie riechen kann.
Verrückt, was?“ Allerdings. Gewandelte Vampire konnten gebürtige Vampire nicht riechen. Der „Duft“ war nur für das Paarungsverhalten wichtig, und er gehörte zu einer vollkommen anderen Art.
Sein Blick bohrte sich in mich und seine Nasenflügel blähten sich auf. Ich konnte praktisch fühlen, wie er mich einatmete. „Warm. Flauschig. Süß.“ Er schien von seiner Beobachtung sowohl überrascht als auch erfreut zu sein, und ich verspürte den plötzlichen Drang, mich über den Schreibtisch zu stürzen, um zu spüren, wie sich seine Lippen auf meine pressten.
Aber dann schüttelte er den Kopf und sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in seine übliche
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