01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
Miene, die so viel wie Komm schon, versüß mir den Tag ausdrückte. Er stand auf.
„Sollten Sie zufällig auf irgendwelche richtigen Informationen stoßen, rufen Sie mich an.“
„Sie ist wirklich nett“, stieß ich hervor, während er sich schon zur Tür gewandt hatte. Nett? Was erzählte ich da eigentlich? „Ihr Orgasmus-Quotient ist einfach fantastisch.“ Er warf mir einen eigentümlichen Blick zu. Da fiel mir wieder ein, dass (a) gewandelte Vampire sich nicht fortpflanzen konnten, was bedeutete, dass (b) Orgasmus-Quotienten ihnen völlig schnurzpiepegal waren. „Sie ist vollkommen kaltblütig und blutdürstig.“ Schon viel besser, Lil.
Weiter so!
Was soll ich sagen? Ich war verzweifelt. Nervös. Wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich.
Wegen Ty Bonner.
Nein.
Wegen Esther, rief ich mir ins Gedächtnis zurück. Ich wollte unbedingt jemanden für sie finden, und im Augenblick war Ty meine einzige Hoffnung.
Es ergab durchaus Sinn, dass ich nach Strohhalmen griff und mich wie ein Vollidiot aufführte, wenn ich zusehen musste, wie mein einziger halbwegs aussichtsreicher Kandidat zur Tür hinausmarschierte.
„Warten Sie!“ Ich bewegte mich dermaßen schnell, dass ich ihn beim Arm packte, noch bevor er die Hand nach der Türklinke ausstrecken konnte. „Es muss sich doch schrecklich einsam anfühlen, immer aus dem Koffer zu leben.“
„Ich mag es, aus dem Koffer zu leben. Und ich bin gern allein.“ Er legte seine Hand auf meine. „Aber ich mag es nicht, wenn sich jemand in mein Leben einmischt.“
„Ich würde es nicht einmischen nennen.“
„Wie würden Sie es dann nennen?“
„Geschäft. Mein Geschäft. Ich bin schließlich Partnervermittlerin.“
„Sie sind ein Vampir“, betonte er.
„Erzählen Sie mir doch mal was Neues.“ Bitte, flüsterte eine Stimme. Mein Blick klebte an der winzigen Narbe.
„Sie sind verrückt.“ Er grinste. „Niedlich, aber trotzdem völlig verrückt.“
„Das wusste ich schon“, rief ich ihm hinterher. „Das von wegen niedlich, meine ich.“ Niedlich?
Kätzchen waren niedlich. Schlafanzüge mit Teddybären drauf und dazu passende Söckchen waren niedlich. Ich hingegen war ein brandheißer, begehrenswerter, modisch vorbildlicher, vor Leben sprühender Vampir.
Ich lächelte.
Sicher, es war nicht gerade die Art von Beschreibung, die ich gewöhnt war, aber es war ... nett. Irgendwie.
„Ihre Mutter ist auf Leitung eins“, ertönte Evies Stimme über die Gegensprechanlage.
Mein Lächeln verblasste.
Auf dem Weg zurück hinter meinen Schreibtisch erwog ich verschiedene Optionen. Ich könnte einfach nicht abheben und sie schmoren lassen, bis sie irgendwann aufgab. Oder ich könnte abheben und gleich wieder auflegen und schwören, es sei niemand in der Leitung gewesen. Oder ich könnte mich mit dem
Brieföffner erstechen und diesen lahmen Ausreden ein Ende setzen. Oder ich könnte mich wie eine Erwachsene benehmen und ihr ganz genau sagen, wie ich mich fühlte - nämlich, dass mir mein Leben gefiel und ich keinen Ewigen Gefährten brauchte (jedenfalls keinen, den sie mir ausgesucht hätte) und dass sie sich einfach da raushalten sollte.
Ich holte tief Luft, ließ mich auf meinen Stuhl sinken, setzte mein strahlendstes Gesicht auf (nur für den Fall, dass an dieser ganzen Sache von wegen Big Brother und so doch was dran und meine Mutter der Obermacker von dem Verein war) und griff nach dem Telefon.
„Wegen der Drinks müssen wir leider absagen“, stieß ich hervor, sobald ich das Telefon ans Ohr gedrückt hatte. „Weil es kein ,wir' gibt.“ Am anderen Ende der Leitung war lediglich eine dramatische Pause zu hören, während sie abwartete. Ich kann ihn nicht leiden. Sag es einfach. „Ich kann ihn nicht leiden.“ Geschafft. Das war doch gar nicht so übel. Abgesehen davon, dass die Pause immer noch anhielt, abwartend und beängstigend. Und bevor ich mich bremsen konnte, fügte ich hinzu: „Ich kann ihn nicht leiden, weil er ein mieser, gemeiner Betrüger ist. Er hat eine andere.“
„Wilson?“ Der Name war kaum mehr als ein Aufkeuchen. „Seit wann?“
Seit morgen Abend. „Das geht wohl schon seit einer ganzen Weile so.“
„Liebes, du weißt doch ganz genau, dass sich einige Männer ganz gern ein paar Schafe halten.“
„Sie ist aber kein Schaf, Mom. Sie ist seine ... Sie hat einen mordsmäßigen Orgasmus-Quotienten. Damit kann ich echt nicht mithalten.“
„Nun ja, ich schätze, damit ist es wie mit allem anderen: Wer es nicht
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