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01 - Suche bissigen Vampir furs Leben

01 - Suche bissigen Vampir furs Leben

Titel: 01 - Suche bissigen Vampir furs Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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großartigen Garderobe. Ich fühlte mich in diesem Augenblick vollkommen und ganz und gar erfüllt, selbst wenn es in meiner Magengegend so ein seltsam leeres Gefühl geben mochte.
    Misstrauisch, rief ich mir noch einmal ins Gedächtnis. Ich musste einfach misstrauisch sein, wenn ich zum Telefon griff und Ty anrief. Nicht durstig.
    Oder verzweifelt. Oder erregt. Oder leer.
    Also drehte ich mich um und stieg zu meiner Wohnung hinauf. Ich versuchte zu ignorieren, wie meine Brustwarzen sich an der Spitze meines BHs rieben, und wie meine Knie bei jedem Schritt zitterten. Und dass meine Haut juckte und sich ganz gespannt und lebendig anfühlte.
    Vor meiner Wohnung blieb ich kurz stehen und lauschte auf die Frühnachrichten, die aus dem Fernsehgerät meiner Nachbarin an mein Ohr schallten. Aber sie waren gerade beim Wetter und nicht bei den Verschollenen in der Region, deshalb hörte ich natürlich nichts über die vermisste Frau.
    Drinnen ging ich am blinkenden Anrufbeantworter vorbei, schälte mich aus meinen Klamotten und holte mir eine Flasche Blut aus dem Kühlschrank. Ich machte mir weder die Mühe, mir ein Glas zu nehmen, noch kochte ich mein Abendessen. Ich ließ einfach nur den Korken knallen und hob die Flasche an meine Lippen. Das war natürlich nicht gerade sehr kultiviert - meine Mutter würde Hackfleisch aus mir machen, wenn sie sähe, wie ich direkt aus der Flasche trinke. Aber ich konnte einfach nicht anders.
    Ich war auf einmal durstiger, als ich es seit sehr langer Zeit gewesen war.
    Und verzweifelt. Und erregt. Und leer. Vergiss es.
    Ich trank die Flasche halb aus, bevor ich den Korken wieder hineinstopfte. Ich machte den Fernseher an und schaltete auf CNN. Dann machte ich alle Lichter aus, kontrollierte die Jalousien und kroch mit der Fernbedienung in mein superweiches Bett.
    Ich schloss allerdings nicht die Augen und schlief ein, obwohl ich vollkommen erschöpft war. Stattdessen starrte ich so lange auf den Bildschirm, bis endlich ein Bild des vermissten Mädchens gezeigt wurde. Sie war nicht gerade eine blendende Schönheit, aber sie wusste, wie sie ihre besten Züge betonen musste. Respekt! Das musste ich schon sagen: kein Lippenkonturenstift oder grelle Farben. Sie trug hellbeigen Lipgloss und hatte die Augen nur dezent geschminkt. Sie hatte rotblondes Haar mit auffälligen roten Strähnchen und hübsche Zähne sowie eine Spur von Hoffnungslosigkeit in den Augen, die verriet, dass sie wusste, wie es sich anfühlt, Samstagabends allein zu Hause zu sitzen.
    Ich dachte an meine wachsende Kundenliste. Sie beinhaltete inzwischen eine ganze Reihe von Männern und Frauen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Sie unterschieden sich in Bezug auf Größe und Gewicht; einige waren blond, andere brünett, wieder andere rothaarig. Aber sie alle hatten eines gemeinsam: Sie waren EINSAM.
    Ich schluckte den Kloß hinunter, der sich auf einmal in meinem Hals gebildet hatte, und zwang mich, die Augen zu schließen. Bald schon würde die Sonne wieder untergehen. Also musste ich mich dringend erholen und meine Gedanken sortieren. Vor allem aber musste ich Ty Bonners Bild loswerden, das sich in meinem Kopf festgesetzt zu haben schien und meine Brust vor Sehnsucht zusammenzog.
    Ich geb's ja zu, es ging nicht unbedingt um meine Brust. Das Gefühl betraf eigentlich eine Region, die ungefähr dreißig bis vierzig Zentimeter weiter südlich gelegen war.
    Ganz egal. Ty war tabu.
    Denk gar nicht über ihn nach.
    Und Träumereien sind erst recht verboten.
    Du verspürst weder Verlangen noch Begierde.
    Nichts.
    Ich weiß, ich weiß. Ich mach mir was vor. Aber immerhin bemühte ich mich, an meinen Prioritäten festzuhalten. Eindeutig eine Eins in Leistungsbereitschaft.

10

    „Sie sind aber früh dran“, meinte Evie, als ich am Abend kurz nach Sonnenuntergang ins Büro marschiert kam und ihr den wie üblich dampfenden Latte überreichte.
    „Ich hatte einen harten Tag.“ Hart? Wohl eher unerträglich. Grauenhaft.
    Katastrophal.
    Ich hatte nicht ein Auge zugetan.
    Ich konnte es immer noch nicht fassen. Seit fünfhundert Jahren hatte ich nicht einen schlaflosen Tag gehabt. Es existiert kein gebürtiger Vampir, der Schlaftabletten schluckt. Das war einfach niemals nötig gewesen. Wenn es Zeit zum Schlafen war, kippten wir einfach aus den Latschen und schliefen wie die Toten (räusper). Weder Krankheit noch Stress noch Sorgen konnten einen Vampir vom Schlaf abhalten. Ich hatte einige Pestepidemien, zwei Weltkriege und

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