01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
verstellter Stimme hinzu und drückte sofort die Ende-Taste, bevor sie dazu kam zu antworten.
Ich schob das Handy in meine Tasche zurück und stellte meine Sinneswahrnehmungen auf den Mann in meiner Nähe ein. „Hätten Sie etwas dagegen, damit aufzuhören, mir Ihren Atem in den Nacken zu pusten?“
„Also, erstens atme ich nicht, Süße.“ Das tiefe Timbre seiner Stimme hallte in meinem Kopf wider. „Zweitens stehe ich fast zehn Meter von Ihrem Nacken entfernt.“
Leider.
Ich verdrängte den Gedanken und bemühte mich, das plötzlich einsetzende Hämmern in meinem Schädel sofort zu beenden.
„Schleichen Sie sich immer so an ahnungslose Frauen heran?“
„Sie sind ein Vampir. Das Thema Ahnungslosigkeit berührt Sie also nicht.“
Nein, aber Sie schon ..
Noch ein Gedanke, der verdrängt werden musste.
Ich drehte mich um und blickte auf den Bürgersteig hinunter. Er stand ein paar Häuser entfernt, den Rücken gegen einen Baum gelehnt, die Arme verschränkt, und starrte in meine Richtung.
„Also, was führt Sie in diese Gegend?“
Er grinste, breit und sexy, und ich spürte ein kleines Beben in meiner unteren Körperregion.
Verdrängen, verdrängen, verdrängen!
„Sie.“ Er stieß sich von dem Baum ab, stand im Bruchteil einer Sekunde vor mir und starrte mir mit dunklem, hypnotisierendem Blick furchtbar tief in die Augen. „Ich brauche Sie, Lil.“
„Ich muss mit Ihnen reden“, verbesserte er sich, als ihm klar wurde, was er gerade gesagt hatte.
Zum Glück, dachte ich. Sonst hätte ich ihn fortschicken müssen, weil ich nun mal grundsätzlich nichts mit gewandelten Vampiren anfange, nicht mal mit solchen, die mich brauchen. Nicht mal mit großen, gut aussehenden, die nach frischer Luft und Freiheit riechen.
Ich wollte gerade auf die Knie sinken und losheulen, als mir noch etwas einfiel, und ich lächelte. „Sie haben also Ihre Meinung geändert.“
Er zog seine Augenbrauen zusammen. „Worüber?“
„Wegen der Partnervermittlung. Ihnen ist klar geworden, wie recht ich habe und wie einsam Sie sind - und Sie haben beschlossen, Ihren kleinen Dickkopf aufzugeben und das Schicksal seine Arbeit tun zu lassen.“
Er blickte mich misstrauisch an. „Sie sind doch ein Vampir, oder nicht? Denn wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt schwören, dass Sie eine von diesen Möchtegerns sind.“
„Die Fangzähne sind absolut echt, Kumpel.“ Ich warf ihm meinen allerbesten verletzten Blick zu, trotz des seltsam warmen Gefühls, das irgendwo tief in mir aufstieg. Natürlich war ich ein Vampir. Immer schon gewesen. Und würde es immer sein. Für alle Zeit.
Ich ignorierte diesen deprimierenden Gedanken und konzentrierte mich auf Mr Groß, Dunkel und Verboten. „Sie brauchen ein Sozialleben.“
„Und Sie müssen dringend auf Ihre Kundinnen aufpassen.“ „Was wollen Sie damit sagen?“
„Wanda Ellen Shriver. Neunundzwanzig. Single. Keine Kinder. Ist letztes Jahr von Wisconsin hergezogen, um einen Job bei einem Verlag anzunehmen. Am Mittwoch ging sie aus, zu einer Verabredung, die Meet and Match für sie getroffen hatte. Seither hat niemand mehr etwas von ihr gehört. Ihr Chef dachte, sie wäre krank, aber als er heute Morgen bei ihr vorbeifuhr, um nach ihr zu sehen, war sie nicht zu Hause. Also hat er die Polizei alarmiert.“
“Meet and Match?“ Ich kannte den Namen dieser Partnervermittlung auf der Lower East Side, deren Anzeigen ich schon in verschiedenen Lokalzeitungen gesehen hatte. „Die sind so was von out. Die benutzen ja nicht mal ein Persönlichkeitsprofil. Sie laden einfach ein paar Singles zu so einer Kennenlern-Party ein und vertrauen darauf, dass sieh die Kunden von allein zusammenfinden.“ Ich schüttelte den Kopf. „Wenn die Leute das selber könnten, dann brauchten sie doch keine Partnervermittlung.“
„Sie haben noch nicht begriffen, worum es geht.“
„Oh doch, und ob. Die schmeißen einfach alle in einen Topf, ohne Sinn und Verstand, und warten ab, was sieh dann so ergibt. Von wegen alte Schule.
Darum habe ich wochenlang daran gearbeitet, den Dead End Dating-Fragebogen zu vervollkommnen. Um meinen Kunden diese Zeitverschwendung und den Ärger, am Ende mit irgendeinem Loser dazustehen, zu ersparen. Oder in diesem Fall mit einem Kidnapper oder eventuell Mörder, der vom FBI gesucht wird.“
Er sah aus, als ob er mich fast genauso gern erwürgen wie lächeln wollte.
„Das war ein ganz schöner Umweg, aber ich denke, Sie haben's kapiert.“
„Sie hatten
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