01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
geben. Wir treffen uns also in einer halben Stunde auf einen Drink vor dem Schlafengehen.“
„Verstehe“, sagte ich, während ich innerlich die ganze Zeit über lauthals sang:
Wilson mag Nina, Wilson mag Nina . . .
„Das stimmt doch gar nicht.“ Offenbar war die Singerei doch nicht nur innerlich vor sich gegangen. „Ich habe es nicht auf ihn abgesehen und er mit Gewissheit auch nicht auf mich. Unsere Beziehung ist rein geschäftlicher Natur.“
„Dann hast du also nichts dagegen, wenn ich ihn mal anrufe.“
„Natürlich nicht.“
„Gut.“
„Gut.“ Sie gab ihr Bestes, unbeteiligt zu wirken, während sie ihren Computer herunterfuhr und nach ihrer Handtasche griff. Dann zog sie einen Lippenstift hervor und fuhr sich damit über die Unterlippe, als sie mein breites Grinsen bemerkte. Sie stopfte den Lippenstift wieder in die Tasche und stand auf.
„Und, was hast du jetzt noch so vor?“
„Ich dachte, ich statte noch ein paar Fitnessclubs einige Besuche ab, bevor ich nach Hause gehe. Du weißt schon, Crunch Fitness, The Sports Zone.“ Ich hatte mir das Gehirn zermartert auf der Suche nach Treffplätzen gewandelter Vampire, wo es weder Alkohol noch eine Tanzfläche gab. Irgend so ein gut besuchter Ort, wo ein netter, anständiger, seriöser gewandelter Vampir (sollte es so etwas geben) hinging, um etwaige Kandidatinnen fürs Abendessen auszukundschaften. Und nachdem eine fett- und kohlenhydratarme Ernährung bei den Menschen der letzte Schrei war, warum nicht auch bei Gewandelten? Wenn ich schon ausgehen müsste, um mir mein Essen selbst zu suchen, dann würde ich sicherlich jemanden vorziehen, der gesund ist, statt, sagen wir mal, einen Besoffenen, der irgendwo bewusstlos im Rinnstein lag.
Ich verdrängte dieses Bild. Ich hätte ihn nicht gebissen.
Oder geküsst.
Oder sonst auf irgendeine Art und Weise Vorteil aus ihm gezogen.
Ich war geil. Nicht verrückt.
Das sagte ich mir zumindest immer wieder selbst.
„Fröhliche Jagd“, sagte sie. Sie griff nach einem schwarzen Ledermantel, der neben ihrem Schreibtisch hing.
„Ja, dir auch.“ Ich lächelte und sie erstarrte.
„Ich hab's dir doch gesagt.“ Sie zog den Mantel an und zupfte am Kragen. „So ist es nicht.“
„Natürlich nicht.“ Ich ging um den Tisch herum, zog an dem Band, das ihren Pferdeschwanz zusammenhielt, und plusterte ihr Haar ein bisschen auf.
„Aber nur weil es nicht so ist, heißt das noch lange nicht, dass du nicht superscharf aussehen und ihm zeigen kannst, was er verpasst.“
„Mir ist vollkommen egal, was er denkt, solange er mir nur ein paar gute finanzielle Ratschläge gibt.“
„Und ich habe diese tolle kleine Eigentumswohnung auf Hawaii, direkt am Strand, die immerzu deinen Namen ruft.“
Sie verzog das Gesicht. „Du bist manchmal wirklich eine richtige Nervensäge.“
Mein Grinsen wurde breiter. So viel Spaß hatte ich die ganze Nacht noch nicht gehabt - natürlich abgesehen von einem Vampir, der für mich tabu war, und jeder Menge Knutscherei. „Das ist ein harter Job, aber irgendjemand muss ihn ja machen.“
Die nächste Nacht verbrachte ich damit, Waschsalons nach dem perfekten Gefährten abzusuchen. Natürlich nicht für mich.
Diese Idee hatte ich letzte Nacht aufgegeben. Nachdem ich mit dem Taxi wieder aus Jersey nach New York zurückgekehrt war und in vier verschiedenen Fitnessclubs, die rund um die Uhr geöffnet hatten, meine Visitenkarten verteilt hatte, war ich nach Hause gegangen und ins Bett gekrochen. Mir war klar geworden, dass ich einigermaßen überreagiert hatte.
Was mir die Augen geöffnet hat? Ein Wort: Multi-Geschwindigkeits-Vibrator.
(Eigentlich sind das natürlich drei Wörter, aber wenn ich mich recht erinnere, hat mein Hauslehrer Jacques immer irgendwas von wegen „der Bindestrich dient als eine Art Ehering“ gesagt, also für alle Zeit gebunden und so weiter und so fort.)
Stellen Sie sich das mal vor: Ich ziehe tatsächlich einen der Kandidaten meiner Mutter in Erwägung, nur weil ich einen guten Orgasmus brauchte. Oder ein gutes Dutzend.
Ich konnte wirklich nicht mehr ganz bei Trost sein.
Nachdem die Mitternachts-Soiree in gut einer Woche stattfinden würde, musste ich ganz dringend neue Aufträge an Land ziehen. Nicht nur, dass mir Mrs Wilhelm im Nacken saß, meine Mutter hatte noch eine Handvoll anderer Freundinnen zu mir geschickt, damit ich für sie ein Date für diese Veranstaltung fand.
Zum Glück suchte wenigstens niemand von denen einen Ewigen
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