01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
Partnervorschlägen, die ich heute Nacht erarbeitet hatte.
„Es ist wirklich zu schade, dass Mrs Wilhelm nicht an meinem Onkel interessiert ist. Er hat sich jedenfalls köstlich amüsiert.“ „Er hat die meiste Zeit geschlafen.“
„Mit dreiundneunzig ist das auch die beste Unterhaltung.“ „Guter Einwand.“
Wir unterhielten uns noch ein Augenblickchen, bevor sie Schluss machen musste - die Werbung war vorbei (ihr Premiere funktionierte immer noch nicht, deshalb musste sie normales Fernsehen gucken) und sie brauchte mehr Eis.
Stürz dich in die Arbeit, sagte ich zu mir selbst. Vergiss Ty. Vergiss den Kuss.
Vergiss einfach alles.
Kein Problem.
Ich las meine E-Mails, betrachtete ein Weilchen sabbernd den süßen kleinen Rock von Ann Taylor - in A-Form -, den ich seit einer ganzen Weile online im Auge behielt. Dann zerbrach ich mir noch ein wenig den Kopf über mögliche neue Märkte, die ich meiner ständig wachsenden Liste hinzufügen könnte: Lebensmittelläden, die die ganze Nacht hindurch aufhatten, Geldautomaten, Kinos.
Gut, vielleicht hatte ich nach wie vor ein winzig kleines Problem. Zu diesem Schluss kam ich, als ich meinen Laptop zuklappte und mir meine MUDD-Jeansjacke mit den Perlen schnappte (nicht so teuer, aber richtig süß). Meine Lippen prickelten immer noch.
Ach ja, an anderen Körperstellen, die ungenannt bleiben sollen, ging auch noch einiges in Sachen Prickeln ab.
„Wohin?“, fragte der Taxifahrer, als ich meinen prickelnden Körper auf den Rücksitz beförderte und mich bemühte zu ignorieren, wie verführerisch der Puls an seinem Hals pochte.
Hallo?! Das ist ein dicker, fetter Hals. Und daran befestigt ist ein noch fetterer, ungefähr fünfzigjähriger Kopf mit einem buschigen grauen Schnurrbart und fleckigen gelben Zähnen.
Bist du vollkommen übergeschnappt, Mädchen? Denk da noch nicht mal dran!
Aber ich dachte daran.
„Hoboken“, brachte ich mit erstickter Stimme hervor. „Sofort.“
Für gewöhnlich lasse ich mich in Jersey genauso wenig sehen wie in Brooklyn, aber ich musste wirklich dringend reden. Wenn ich hätte einkaufen müssen, wäre ich ins Waldorf gegangen und hätte Nina Eins überredet, ihren Job ein Weilchen zu vernachlässigen. Aber wenn es um Linguistik und eine anständige Portion Mitgefühl ging, brauchte ich eher Nina Zwei. Während der Fahrt zu jener Firma für Hygieneprodukte, in der sie die Buchhaltung leitete, versuchte ich meine Panik niederzukämpfen und mich auf andere Gedanken zu bringen.
„Es kann einfach nicht gesund sein, an so einem Ort zu arbeiten“, sagte ich zu Nina, als ich eine Stunde später in ihr Büro kam.
Nur so nebenbei: Es war mir gelungen, meine Fangzähne bei mir zu behalten und den Taxifahrer nicht zu belästigen. Mit Mühe und Not.
Nina Zwei blickte von ihrem Schreibtisch auf, wo sie an ihrem Computer arbeitete. Ihr braunes Haar trug sie in einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie hatte nur wenig Make-up aufgetragen und natürlich ihren üblichen ernsthaften Gesichtsausdruck. „Hier werden keinerlei Toxine in die Luft abgelassen. Bei uns finden ausschließlich die Lagerung, Verpackung und Verschickung statt.“ Sie klang, als hätte sie eine Werbebroschüre zu viel gelesen. „Die Herstellung geht in unserer Anlage in Philadelphia vor sich. Anschließend wird alles zu einem letzten Kontrollgang hierher transportiert, bevor man es der Öffentlichkeit präsentiert.“
„Ich rede nicht von der Luft. Ich rede vom Dekor.“ Ich blickte mich um und verzog das Gesicht. „Es ist beige.“
„Oh.“ Sie folgte meinem Blick. „Ich mag beige.“
„Und dieses Karomuster. So was hat man heutzutage überhaupt nicht mehr.“
„Die Karos sind gelb und orange: unsere Firmenfarben.“ Sie stand auf. „Wieso kommst du denn den ganzen weiten Weg hierher gefahren?“ Panik stieg in ihre Augen. „Es ist doch nicht etwa was mit Nina, oder? Sag mir, dass sie nicht noch ein Armband bei Tiffany gekauft hat.“
„Sie hat sich ein Armband bei Tiffany gekauft?“ Ich vergaß all die Probleme mit meinen Hormonen, mein Herz klopfte aufgeregt. „Wann?“
„Vor zwei Tagen. Hat sie dir gar nichts davon erzählt?“
„Ich hatte ziemlich viel um die Ohren und hatte keine Gelegenheit für ein richtiges Gespräch.“ Ich lächelte. „Und, wie sieht es aus? Wozu will sie es tragen? Wie viel hat es gekostet?“ Die nächsten Minuten verbrachte ich damit, mir sämtliche Einzelheiten über Nina Eins' Neuerwerbung mitteilen zu
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