01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
ob er mich besser sehen
wollte. „Du hast Angst, stimmt's? Darum hast du mich angerufen und mich gebeten, dich hier zu treffen. Weil du richtige Angst hast.“
„Hab ich nicht. Ich hab dich angerufen, weil ich dachte, du wüsstest gerne über das letzte Opfer Bescheid.“
„Ich wusste schon Bescheid.“
„Du wusstest aber nicht, dass sie hier bei uns war.“
„Nein, aber ich wüsste auch nicht, inwiefern das in dieser Situation von Bedeutung sein sollte.“
Ich auch nicht, aber in dem Augenblick, als ich ihr Bild auf dem Fernsehbildschirm aufleuchten gesehen hatte, war es mir von Bedeutung erschienen, und ich hatte ein geradezu überwältigendes Gefühl des Verlusts verspürt. Ich hatte etwas tun wollen. Etwas sagen wollen. „Okay, vielleicht ist es das auch gar nicht. Aber man weiß schließlich nie, welcher Hinweis wirklich nützlich ist und welcher nicht. Ich dachte nur, du könntest dir vielleicht ein besseres Bild von ihr machen, wenn du wüsstest, dass sie hier war. Und dass sie auf Gratisscheiß steht. Und dass sie einsam genug war, um mehr als eine Partnervermittlung aufzusuchen.“
„Genau genommen war sie einsam genug, um drei aufzusuchen, diese hier nicht mitgezählt. Alle drei haben ihr Dates verschafft, und wir sind gerade dabei, das zu untersuchen.“
„Machst du Witze? Glaubst du wirklich, dass der Kidnapper ebenfalls bei allen dreien war?“
„Vielleicht.“
Was bedeutete, dass die Chancen nicht schlecht standen, dass er auch hier bei Dead End Dating auftauchen würde.
Ich fand diese Vorstellung jetzt nicht mehr halb so aufregend wie vor Ty Bonners Kuss in der letzten Nacht. Ich versuchte mir einzureden, dass das daran lag, dass mir die Gefahr inzwischen sehr viel realer erschien. Und nicht etwa daran, dass ich nicht mehr plante, mich als Heldin aufzuspielen und Ty mit Esther zu verkuppeln.
Oder mit sonst jemandem. Oder weil ich ihn für mich selbst haben wollte.
Auf gar keinen Fall.
Er sah mich an. „Du hast Angst.“
„Ich bin ein Vampir. Ich habe keine Angst. Ich bin nur besorgt.“
„Vampire sind nicht besorgt.“
Gutes Argument. „Hör mal, ich hab dir doch schon einmal gesagt, dass ich schließlich eine Firma habe, an die ich denken muss. Wenn meine Kundinnen jetzt anfangen zu verschwinden, ist alles kaputt, was ich mir aufgebaut habe.“
Ich wusste, dass wir dieselbe Diskussion schon einmal geführt hatten, aber es klang jedenfalls wesentlich besser als: „Du hast recht, ich mach mir vor Angst bald in die Hose.“ Es war eine Sache, ein anonymes Bild im Fernsehen zu sehen - wie das erste Opfer -, aber eine ganz andere, jemandem tatsächlich von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden zu haben, der dann auf einmal verschwand. Das machte es so ... real.
„Die Firma, was?“
„Genau.“
„Deswegen läufst du hier, seit du durch die Tür gekommen bist, auf und ab wie ein Tiger im Käfig. Weil du dir Sorgen um die Firma machst.“
„Ich laufe nicht auf und ab.“
„Du rennst so schnell, dass deine Schuhe schon anfangen zu glühen.“
Ich blickte hinunter und sah weiße Rauchwölkchen, die meine Knöchel umkreisten. „Na gut, ich laufe auf und ab. Aus lauter Frust, aber nicht aus Angst.“ Er machte den Mund auf, um mal wieder auf das Offensichtliche hinzuweisen - Vampire waren nicht frustriert -, aber ich hielt eine Hand hoch.
„Behalt's für dich. Halt einfach nur die Klappe.“ Ich nagelte ihn mit einem Blick fest. „Also, was wirst du jetzt tun?“
„Was ich schon die ganze Zeit tue. Ich werde ihm auf den Fersen bleiben, bis er einen Fehler macht.“
„Und wenn er keinen macht?“
„Das wird er aber. Irgendwann machen sie immer einen Fehler.“
„Aber was ist, wenn das noch eine Weile dauert?“, bohrte ich weiter. „Was ist, wenn er immer weiter damit durchkommt? Was, wenn er noch eine Frau entführt? Was, wenn er beschließt, sich an eine meiner Kundinnen heranzumachen? Er könnte einfach mit Melissa oder Action-Girl losmarschieren oder mit irgendeiner der anderen netten Frauen, die zu mir gekommen sind, damit ich ihnen helfe.“
Ich wollte, dass er mir versichert, dass dies nicht passieren würde. Dass er den Kerl vorher finden und ihm kräftig in den Arsch treten würde und all den anderen Macho-Mist, den die meisten Männer genauso großzügig verteilen wie eine Katze ihre Haare.
Stattdessen sah er mich einfach nur an. „Das ist eine sehr reale Möglichkeit.“
Langsam drangen seine Worte in mein Bewusstsein und es bildete sich
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