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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Mrs. Carrington bekam hier die Erfrischungen
umsonst, wenn sie dem Salon neue Gäste zuführte. Obgleich sie immer noch eine
sehr wohlhabende Frau war, auch wenn sie Tausende an den Spieltischen verlor,
tat sie sich viel auf ihre Sparsamkeit zugute, das heißt, sie sparte an allem,
nur nicht am Kartenspiel.
    Aus irgendeinem
Grund hatte Fiona Mr. Sinclair nicht mitgeteilt, wo sie hinging, oder genauer
gesagt, sie hatte Mrs. Carringtons Lüge, es handle sich um weiter nichts als
eine Teestunde für Damen, nicht widersprochen.
    Beim Anblick des
Earl dachte Mr. Sinclair erneut, dass seine arme Fiona auf diesem Terrain
bestimmt keine Chancen hatte. Der Earl blickte streng drein, sah gut aus und
wirkte abweisend. Er schien fast erleichtert, als er erfuhr, dass Fiona das
Haus verlassen habe. Mit kalter Höflichkeit sagte er, dass er nur gekommen sei,
um den Sinclairs seine Aufwartung zu machen und sich zu vergewissern, dass es
keine weiteren Überfälle gegeben habe.
    Mr. Sinclair
versicherte ihm, dass dies nicht der Fall gewesen sei, und fügte dann zum
größten Ärger des Earl überraschend hinzu: »In London verbreitet sich Tratsch
offenbar mit Windeseile. Wie haben Sie denn so schnell von dem Überfall auf
Fiona erfahren?«
    »Ich war dabei«,
erwiderte Lord Harrington frostig. »Ich verfolgte sogar den Angreifer und lud
dann Miß Sinclair zu einer kleinen Erfrischung in mein Haus ein.«
    »Davon hat sie mir
kein Wort gesagt«, erwiderte Mr. Sinclair. »Nun ja, ihrem Spatzenhirn ist das
wahrscheinlich entfallen.«
    Lord Harrington
wußte nicht, dass Mr. Sinclair mit stärkerem schottischen Akzent sprach und
eine rauhe Herzlichkeit an den Tag legte, wenn er verlegen oder bekümmert war.
So hatte er das unangenehme Gefühl, sein Rang und Vermögen bedeute Mr. Sinclair
offenbar ebenso wenig wie seiner Tochter. Nach vielen höflichen Fragen über die
Eindrücke von, London entstand vor ihm das Bild eines einsamen alten Mannes,
der sich danach sehnte, so schnell wie möglich nach Schottland zurückzukehren.
    Die Erfrischungen,
die dem Earl geboten wurden, waren im Hinblick auf Mr. Sinclairs Ruf als
Geizkragen erstaunlich. Der Wein war vom Besten und das Gepäck so leicht wie
Flaum. »Werde ich Miß Sinclair bei Almack sehen?« fragte er, als er sich
endlich erhob, um sich zu verabschieden.
    »Ich glaube
eigentlich nicht, dass sie eine Eintrittskarte bekommt«, erwiderte Mr.
Sinclair. »Ich habe zwar welche erbeten, kenne aber keine der Damen, die die
Festsäle gemietet haben, und die Saison hat bereits begonnen.«
    »Vielleicht kann
ich da etwas für Sie tun«, sagte der Earl leichthin und verfluchte sich im
selben Moment, denn er war sich in diesem Augenblick sicher, dass er die
Bekanntschaft mit den Sinclairs nicht fortsetzen wollte. Beim Verlassen des
Zimmers fiel ihm plötzlich ein, welche Äußerung Fionas ihn so aus der Fassung
gebracht hatte. »Ist Miß Fiona in einem Waisenhaus aufgewachsen?« fragte er
unvermittelt.
    Die Wirkung seiner
Worte auf Mr. Sinclair war erschreckend. Der alte Mann faßte sich ans Herz und
wurde aschfahl im Gesicht.
    »Mein lieber
Sinclair«, rief der Earl aus und half ihm in einen Sessel. »Was ist denn
passiert?«
    »Nichts«, keuchte
Mr. Sinclair. »Ich habe ein schwaches Herz. Am besten gehen Sie jetzt, Mylord.«
    »Erlauben Sie mir
wenigstens, nach einem Diener zu läuten.«
    »Nein, nein!«
schrie Mr. Sinclair so verzweifelt, dass Lord Harrington befürchtete, der alte
Mann werde einen Schlaganfall erleiden, wenn er, Harrington, nicht gleich
verschwand.
    Mit den Sinclairs
stimmt irgend etwas nicht, dachte der Earl, als er die Piccadilly Street
überquerte und in den Green Park einbog. Er hatte Besitzungen in East Lothian
in Schottland, und so beschloss er, seine Anwälte in Edinburgh auf die Spur
dieser Sinclairs zu setzen. Gewiss würden sie etwas Anrüchiges herausfinden und
feststellen, dass das Mädchen vollkommen ungeeignet war. »Ungeeignet wofür?«
höhnte eine Stimme in seinem Inneren.
    Er ging schneller,
als ob er Fiona entkommen wollte, und war froh, dass sie außer Haus gewesen
war. jedenfalls bildete er sich das ein. Es war drückend heiß geworden. Das musste
der Grund sein, dass er sich so schlapp fühlte.
    Mr. Sinclair hatte
eigentlich beabsichtigt, Fiona dafür auszuschelten, dass sie ihm nichts von
ihrem Besuch bei Lord Harrington erzählt hatte. Er wollte sie auch fragen,
wieso sich der Earl nach dem Waisenhaus hatte erkundigen können. Aber als Fiona
zurückkehrte,

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