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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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geriet er beim Anblick des Geldbetrages, den sie aus ihrem
Handtäschchen hervorholte, vollkommen aus der Fassung. »Du bringst uns noch
beide um«, keuchte er. »Du hast wieder gespielt!«
     »So ist es. Und
wie erschöpft ich bin«, erwiderte Fiona seufzend. »Sie brauchen gar nicht so
ärgerlich zu schauen, Papa., Ich kann nichts dafür, wenn sie mich zum Tee
einladen und dann beinahe zwingen, Karten zu spielen. Igitt! Was für lederne
Geschöpfe diese Damen sind! Sie waren furchtbar wütend auf mich, weil ich so
viel gewonnen habe. Eigentlich kann ich das nicht verstehen, denn diejenigen,
die nicht mit mir gespielt haben, haben auch so Tausende verloren.«
    »Hast du wieder
falsch gespielt?«
    »0 nein«, erwiderte
Fiona und öffnete ihre Augen ganz weit. »Falschspielen ist eine Sünde.«
    »Das hier ist
genug, sogar mehr als genug, damit wir bleiben können«, sagte Mr. Sinclair.
»Spiel jetzt nicht mehr! Ich spüre, dass es gefährlich ist. Sieh, es ist nicht
natürlich, dass Frauen an Glücksspielen teilnehmen. Es macht sie lasterhaft!«
    »Ich will Mr.
Rainbird noch etwas Geld für das Personal geben«, erklärte Fiona. »Die Armen!
Sie haben so wenig.«
    »Du hast sie doch
nicht etwa verwöhnt?« fragte Mr. Sinclair.
    »Nein, aber
dankbare Diener können nützlich sein.«
    »Harrington war
hier«, berichtete Mr. Sinclair.
    Fiona zeigte kein
Interesse.
    »Durch ihn hätte
ich beinahe einen Schlaganfall erlitten. Als er schon im Gehen war, drehte er
sich noch einmal um und fragte: >Ist Miß Fiona in einem Waisenhaus
aufgewachsen?<«
    »Und wie begründete
er diese seltsame Frage?«
    »Gar nicht. Ich
fiel aus allen Wolken. Was hast du zu ihm gesagt, Mädchen?«
    Fiona runzelte die
Stirn. »Ich habe nur mein Erstaunen geäußert, warum niemand in der Gesellschaft
mit mir über etwas wirklich Wichtiges sprach - wie Politik, den Krieg
oder so etwas.«
    »Halt! Hör auf, dir
den Anschein von Klugheit zu geben. Dein Bekannter aus der guten Gesellschaft
verabscheut nichts mehr als eine intelligente Frau.«
    Fiona lachte.
»Dabei nennst du mich immer einen Trottel. Dir scheint also Dummheit nicht zu
gefallen.«
    »Lass mich aus dem
Spiel! Die Herren mögen so etwas nicht bei einer Frau. Harrington bildet da
keine Ausnahme-. Ich habe sagen hören, er verabscheue kluge Frauen«,
erklärte Mr. Sinclair, ohne wirklich etwas dergleichen vernommen zu haben. Er
war nur überzeugt, Fionas Heiratschancen würden schnell sinken, wenn sie
anfing, die Kluge zu spielen.
    Fiona kniff die
Augen zusammen und verstummte. Dann erklärte sie: »Ich bin sicher, dass Lord
Harrington überhaupt nichts von einem Waisenhaus gesagt hat. Wir sind beide so
besorgt, man könne uns auf die Schliche kommen, dass es nur natürlich ist, wenn
wir manchmal etwas falsch verstehen.«
    »Ja, aber -«,
begann Mr. Sinclair.
    »Haben Sie schon zu
Abend gegessen?« unterbrach Fiona ihn.
    »Ich habe auf dich
gewartet.«
    »0 weh! Ich habe so
viel Kuchen und Sandwiches in mich hineingestopft, dass ich keinen Bissen mehr
hinunterbringe.«
    »Der Koch hat den
ganzen Tag mit den Töpfen geklappert und sich abgerackert. jedenfalls behauptet
das Rainbird. Versuche daher um Himmel willen, etwas zu essen!«
    »Also gut«,
erwiderte Fiona. »Ich lasse nicht gern etwas umkommen.«
    Das Abendessen
erwies sich als das reinste Kunstwerk. Der erste Gang bestand aus Fisch mit
Austernsoße, Suppe und Geflügel, Roastbeef und Gemüse, der zweite aus Ragout á
la francaise, Sellerie, Wild, Blumenkohl, Makkaroni und Pasteten. Zum Dessert
gab es Walnüsse, Äpfel, Rosinen, Mandeln, Birnen, Orangen und Kuchen.
    Beim letzten Bissen
platzte Mr. Sinclair ein Knopf von der Weste ab und schoss wie eine Kugel durch
den Raum.
    »Sie haben das
ausgezeichnete Dinner zu würdigen gewusst, Papa«, meinte Fiona. »Ich hoffe,
mein mangelnder Appetit bleibt unbemerkt.«
    »Dieser MacGregor
ist ein Genie.« Mr. Sinclair seufzte. »Am besten laden wir ein paar Leute ein
und beeindrucken sie mit seiner Kochkunst.«
    »Dann verlieren Sie
aber Ihren Ruf als Geizkragen. Außerdem will ich vielleicht gar nicht heiraten.
Und dann, wovon sollen wir leben, wenn wir wieder nach Schottland
zurückkehren?« gab Fiona zu bedenken.
    »Du wirst schon den
richtigen Mann finden«, entgegnete Mr. Sinclair. »Unsere erste
gesellschaftliche Verpflichtung haben wir bereits in ein paar Tagen. Die
Abendgesellschaft bei den Bascombes.« Und er holte aus, um seine Weisheiten bei
Fiona anzubringen. Von den Besuchern,

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