01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
wie alle behaupten. Was für eine komische Stupsnase sie hat, und die Augen, dieses Blau ist viel zu dunkel, überhaupt nicht en vogue! Ohne die herrlichen Ohrringe wäre sie nichts.
»Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Prinzessin Belanow - oder sollte ich sagen Lady Shelton?«, fragte Elisabeth mit hochgezogener Braue. Sie konnte ihre Verachtung für Angelica, die sie als Konkurrentin empfand, kaum verhehlen. »Ich finde es so verwirrend, wenn jemand gemischter Abstammung ist.«
Man brauchte keine Gedanken lesen zu können, um zu wissen, dass die Lady eine derartige Mischung als entwürdigend empfand.
»Mein Vater war ein russischer Prinz, meine Mutter eine englische Lady. Ich finde es nicht sonderlich verwirrend, aber wenn es zu kompliziert für Sie ist, Lady Elisabeth, dann nennen Sie mich doch einfach Prinzessin Belanow.« Angelica nickte der Frau huldvoll zu. Diese war gerade im Begriff, einen Hofknicks zu machen, und geriet prompt ins Wanken.
Hat sie mich beleidigt? Dieses russische Flittchen!
Angelica juckte es in den Fingern, aber was konnte sie machen? Die Frau für etwas zur Verantwortung ziehen, das sie gedacht, aber nicht laut gesagt hatte?
Sie schluckte ihren Zorn hinunter, wie so oft in ihrem Leben, und hoffte darauf, dass die Lady so bald wie möglich wieder verschwinden würde.
Nein, so ging das nicht weiter, sie musste ihre Gefühle unter Kontrolle bekommen, sie durfte nicht nervös sein. Das war der einzige Weg, um sich vor der Gedankenflut zu schützen!
»Angelica?« Sie schaute an Lady Elisabeth vorbei und sah ihren Bruder auf sich zukommen. Seiner Miene nach zu urteilen, schien er sich Sorgen um sie gemacht zu haben.
Lady Elisabeth, deren Adlerauge ebenfalls auf Mikhail gefallen war, war außer sich vor Entzücken, den Prinzen Belanow kennen lernen zu dürfen. Sie grinste idiotisch, ja, sie schien gar nicht mehr damit aufhören zu können. Aber das war nichts Neues für Angelica: Die meisten Frauen reagierten so auf Mikhail. Angelica gab ihrem Bruder mit einem Blick zu verstehen, dass die Ursache ihrer Kopfschmerzen vor ihm stand.
Mikhail begriff sofort. Die meisten hätten den Blick, mit dem er die junge Frau bedachte, als durchaus freundlich empfunden, aber Angelica kannte ihn besser: Seine angespannte Haltung, der zusammengepresste Mund waren eindeutige Zeichen von Verärgerung.
An Lady Dewberry gewandt, bat er: »Tante, würdest du uns bitte vorstellen?«
Lady Dewberry runzelte zwar die Stirn über seine Forschheit, tat ihm aber den Gefallen. »Prinz Belanow, dies ist Lady Elisabeth Barrows. Lady Barrows, Prinz Mikhail Belanow.«
Mikhail machte eine elegante Verbeugung, und Lady Elisabeths Gedanken schossen ab wie Feuerwerksraketen.
Mein Gott, das ist der aufregendste Mann im ganzen Saal. Diese verbotenen blauen Augen, das kantige Kinn … oh, und dieser Körper! Ich wette, alle Frauen sind hinter ihm her. Den muss ich haben, egal wie!
Angelica wusste nicht genau, was sie von einer derart aggressiven Einstellung halten sollte, hielt es aber für angebracht, ihren Bruder sicherheitshalber zu warnen. Sie wollte nicht, dass ihn diese kapriziöse Lady in eine kompromittierende Situation brachte.
»Meide besser dunkle Ecken und leere Zimmer, Mikhail«, sagte Angelica auf russisch, was ihr einen feindseligen Blick von Lady Elisabeth einbrachte.
Ihr Bruder nickte. Dann nahm er Elisabeth am Arm und führte sie ohne weiteres auf die Tanzfläche.
»Ich sage es ja nur ungern, meine Liebe, aber man unterhält sich nicht vor anderen Leuten in einer fremden Sprache. Das ist unhöflich«, schalt Lady Dewberry sanft.
»Ach, das tut mir leid, Tante. Ich habe es einfach vergessen. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
»Ist schon gut, Liebes.« Die robuste Lady tätschelte begütigend Angelicas behandschuhte Hand. »Ach, da ist ja eine gute Bekannte von mir! Aber ich fürchte, es wäre nicht korrekt, dich allein hier stehen zu lassen. Die Männer umkreisen dich ja bereits wie die Wölfe! Sie warten nur auf eine Gelegenheit, sich dir zu nähern und deine Bekanntschaft zu machen.« Lady Dewberry lachte. Es freute sie, dass ihr Protegé so begehrt war.
Angelica, die sich nach ein paar Minuten der Ruhe und Einsamkeit sehnte, ergriff die Gelegenheit beim Schopfe.
»Mach dir um mich keine Sorgen, Tante. Ich wollte dich sowieso gerade fragen, ob du mich zum Nasepudern begleitest. Geh ruhig zu deiner Bekannten, während ich das erledige. Ich bin gleich wieder
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