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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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hatte sich in dunklen Striemen Staub angesammelt, und die burgunderrote Tapete begann an mehreren Stellen abzublättern.
    Er war seit über zehn Jahren nicht mehr hier gewesen.
    »Prinz.« Kiril trat ein.
    »Ja?«
    »Eine Nachricht vom Herzog.«
    Alexander nahm den Brief entgegen. »Danke, Kiril, du kannst jetzt zu Bett gehen.«
    Kiril nickte und ging, während Alexander die Nachricht las.
    Wie es schien, war die Nacht noch längst nicht vorbei.

 
3. Kapitel
     
    Im Ballsaal herrschte großes Gedränge. Rüschen, Taft und Spitze, wohin man blickte, dazu weiße Handschuhe in allen Längen, vom Handgelenk bis zum Ellbogen. Man trug, der derzeitigen Mode entsprechend, tief ausgeschnittene, schulterfreie Seiden- oder Samtkleider mit eng anliegendem Mieder und hoch angesetzter Taille. Angelicas schulterfreies blaues Seidenkleid und ihre Handschuhe waren also perfekt, und das Tüpfelchen auf dem i bildeten die Ohrringe ihrer Großmutter.
    Obwohl sie makellos angezogen war, blickte sie auf die Menschenmenge vor sich und schauderte. Der Lärm, das Gedränge und die Hitze wurden immer unerträglicher. Auch war ihr schwindelig von ihrem Tanz mit dem Viscount. Sie hatte ihre Meinung geändert, was eine Heirat mit ihm betraf, nachdem sie ein, zwei sadistische Gedanken ungebeten mitbekommen hatte. Nein, er kam nicht mehr in Frage.
    Nervös schaute sie sich nach ihrem Bruder um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Ihr Unbehagen und ihre Nervosität führten dazu, dass die Gedanken rund um Angelica sie zu überwältigen drohten. Wo steckte er nur?
    Wo steckt bloß Henry?
    Könnte jetzt wirklich einen Port vertragen.
    Hoffentlich regnet es morgen nicht.
    Biest! Das zahl ich dir heim.
    Ich bin so müde, so hundemüde.
    Angelica machte eine Bewegung, wie um sich die Ohren zuzuhalten, aber sie wusste, das wäre zwecklos. Sie konnte die Stimmen nicht zum Schweigen bringen, indem sie sich die Ohren zuhielt. Ihr wurde übel, alles drehte sich um sie. Sie brauchte dringend frische Luft.
    »Angelica, meine Liebe, warum stehst du hier allein herum?«, flüsterte ihre Tante, die unversehens neben ihr aufgetaucht war. Angelica war zutiefst dankbar für diesen leisen Verweis; sie musste ihr Gleichgewicht wiederfinden, und Lady Dewberry war eine willkommene Ablenkung.
    »Mikhail müsste gleich wieder da sein, Tante«, versicherte sie mit einem Lächeln. Lady Dewberry aber runzelte die Stirn. Sie war eine hochgewachsene Frau mit ausgeprägten Wangenknochen und einer langen, stolzen Nase: eine einschüchternde Erscheinung, aber Angelica ließ sich nicht beirren. Lady Dewberry hatte kaum einmal einen bösen Gedanken, und sie war nach dem Tod ihrer Eltern für sie und ihren Bruder da gewesen. Sicher, sie hatte sie nicht direkt bei sich aufgenommen, aber das nahm ihr Angelica nicht übel. Sie wusste, ihre Tante war eine äußerst reservierte Person, und sie konnte mit Kindern überhaupt nichts anfangen … doch wann immer sie sich sahen - was selten genug vorkam -, war sie besonders bemüht, einen guten Einfluss auf ihre Mündel auszuüben.
    »Das spielt keine Rolle, Angelica. Eine junge Dame darf nie so allein herumstehen. Man könnte sie sonst für ein Mauerblümchen halten. Ich weiß zwar, dass du keins bist - du hast in der letzten Stunde immerhin mit fünf verschiedenen Partnern getanzt! -, aber andere könnten es denken!«
    Angelica wusste, dass es sich nicht lohnte, ihrer Tante zu widersprechen, das führte nur zu Moralpredigten und Standpauken über damenhaftes Benehmen.
    »Du hast recht, Tante. Ich werde versuchen, daran zu denken.«
    »Gut, gut. Ja, du warst immer ein gutes Mädchen, meine Liebe.«
    Angelica hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen; zum Glück schaute sich ihre Tante gerade interessiert im Ballsaal um und nicht zu ihr her. Sie wusste nämlich zufällig, dass Tante Dewberry sie für einen absolut hoffnungslosen Fall hielt. Sie hatte ihretwegen schon etliche ›Krisen‹ gehabt, wie sie es nannte. Und schuld daran war ›Angelicas Unfähigkeit, die Gesellschaft so zu lieben, wie die Gesellschaft Angelica liebte‹.
    »Ach, da ist ja Lady Elisabeth!«
    Angelica blickte der jungen Frau entgegen, die nun zu ihnen trat.
    »Prinzessin Belanow, Lady Elisabeth Barrows.«
    Angelica hatte es geschafft, die Gedanken der Menge so weit zu verdrängen, dass sie nur mehr wie ein dumpfes Brausen an ihr Ohr drangen. Aber die Gedanken der schönen Lady Elisabeth waren glasklar.
    Atemberaubend, von wegen! Sie ist nicht halb so schön,

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