01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
schrecklich unangenehm, aber ich fürchte, ich muss mir dringend die Nase pudern.«
Der Lord blickte sie überrascht an, dann machte sich herablassendes Verständnis auf seinen hochmütigen Zügen breit.
»Selbstverständlich, Prinzessin. Ihr Wunsch ist mir Befehl.«
Angelica ließ sich von dem Fatzken zur Damentoilette führen. Unterwegs blickte sie sich hektisch nach den beiden Männern um. Wo war bloß ihr Bruder? Wenn er doch nur hier wäre, um ihr zu helfen.
Wo bist du, Mikhail? Allmählich kochte sie vor Wut.
Vor der Tür der Damentoilette wandte sich Angelica zu ihrem Begleiter um.
»Mylord, wären Sie so nett, mir eine kleine Erfrischung zu besorgen?«
Ganz im Bann ihres strahlenden Lächelns, vollführte er eine tiefe Verbeugung.
»Selbstverständlich, Prinzessin, selbstverständlich.«
Angelica stieß die Tür der Toilette auf, wartete ein, zwei Herzschläge, dann ließ sie sie wieder zufallen. Sie musste die beiden Männer finden, oder wenigstens ihren Bruder. Noch einen Akt in Gesellschaft dieses Fatzkes hielt sie nicht aus.
Sie blickte sich um. Gentlemen begleiteten Ladies zur Damentoilette, und vor dem Erfrischungsstand hatte sich eine lange Schlange adretter Herren gebildet.
»Und ich hatte schon Angst, dass es ein langweiliger Abend werden würde.«
Angelica fuhr herum.
»Nicholas.« Sie lächelte erfreut, wenn auch ein wenig zerstreut.
»Wie schmeichelhaft, dass Sie meinen Namen nicht vergessen haben!« Angelica schenkte ihm einen ironischen Blick, und Nicholas grinste.
»Okay, okay, ich hatte nichts anderes erwartet. Immerhin, man trifft nicht allzu viele Männer hinter großen Topfpflanzen, nicht wahr?«
Angelica lachte, suchte aber gleichzeitig den Korridor ab.
»Jetzt allerdings fühle ich mich weniger geschmeichelt. Ich glaube, ich langweile Sie. Wen suchen Sie denn so eifrig, Angelica?«
»Tut mir leid!« Sie blickte ihm in die Augen, um seine Gedanken zu lesen, die sie zwar die ganze Zeit über vage wahrgenommen, aber nicht richtig entziffert hatte.
Wen sucht sie? Diese Augen … so wunderschön. Erzähl mir deine Geheimnisse, Prinzessin. Komm mit zu mir.
Angelica fühlte, dass sie rot wurde. Aber sie hatte keine Zeit, sich darüber klar zu werden, was sie von seinen Gefühlen für sie hielt. Sie mochte ihn, fand ihn attraktiv … ach, dafür hatte sie jetzt wirklich keine Zeit! Die Männer hatten das Theater wahrscheinlich schon verlassen, aber vielleicht konnte sie sie draußen noch abfangen. Sie musste weg!
»Nicholas, es tut mir schrecklich leid, aber ich muss gehen. Mein Bruder wird schon nach mir suchen und …«
»Angelica?«
Mikhail kam mit offenem Schlips und zerzausten Haaren auf sie zugestürzt.
»Mikhail, was ist passiert? Wo warst du?« Sie streckte ihm zitternd ihre Hand entgegen und versuchte tapfer zu lächeln. Mikhail ergriff sie sofort und drückte sie beruhigend.
»Ich habe dich gesucht.«
Er warf einen vielsagenden Blick auf Nicholas, und Angelica beeilte sich, die beiden einander vorzustellen.
»Mikhail, das ist Nich … Lord Adler. Lord Adler, mein Bruder, Prinz Mikhail Belanow.«
Die Männer gaben sich die Hand und betrachteten einander interessiert.
»Freut mich, Sie kennen zu lernen, Prinz Mikhail.«
»Ganz meinerseits.«
Mikhail versuchte nicht zusammenzuzucken, als Angelica ihn nun verstohlen in die Seite kniff. Sie fürchtete, er würde anfangen, Nicholas auszuhorchen, und dafür hatten sie jetzt wirklich keine Zeit.
»Leider müssen wir uns schon wieder verabschieden. Ich habe soeben eine Nachricht von unserer Tante erhalten; Angelica und ich müssen sofort gehen.« Er warf Angelica einen Blick zu. Sie hätte am liebsten applaudiert. Ihr cleverer Bruder!
»Tja, dann sollten wir mal …« Angelica schenkte Nicholas ein bedauerndes Lächeln. »Sie entschuldigen uns?«
»Aber sicher, Prinzessin Belanow. London ist nicht so groß, wie man meinen möchte; wir werden uns schneller wiedersehen, als Sie vermuten.«
Was meinte er damit? Aber Angelica wollte sich jetzt nicht weiter aufhalten.
»Nun, dann auf Wiedersehen.« Sie hakte sich bei Mikhail unter.
»Wiedersehen.« Nicholas nickte auch ihrem Bruder zu und blickte den beiden nach, wie sie die Treppe zum Foyer hinuntergingen.
»Wo bist du gewesen, Mikhail?«, fragte Angelica, kaum dass sie außer Hörweite waren.
»Ich habe dich gesucht!«
»Mich gesucht? Du hast mich mit diesem … diesem Fatzke sitzen lassen und … ach, ist ja jetzt egal, lass uns einfach gehen,
Weitere Kostenlose Bücher