01 - Wie Feuer im Blut
höllisches
Temperament geht zuweilen mit mir durch. Himmel, ich hätte mir so etwas bei dir
sonst niemals erlaubt.«
Damien
strich seine Jackenaufschläge glatt und fuhr sich dann mit der Hand durch die
Haare. Er war schon oft Zeuge von Richards aufbrausendem Temperament gewesen,
aber ihm gegenüber hatte er sich noch nie so vergessen. Der Vorfall hatte ihn
erschreckt, und er zwang sich, normal zu atmen.
Richard
beobachtete ihn. »Bist du verletzt?«
Damien
schüttelte den Kopf.
»Es ist
dieser verdammte Portwein. Er bringt mich dazu, Dinge zu tun, die ich im
nüchternen Zustand niemals machen würde. Es tut mir ehrlich leid.« Er richtete
sich auf, knetete das Taschentuch mit beiden Händen und seufzte. »Ich bitte
dich - bitte dich inständig, mir noch eine letzte Chance zu geben. Ich
schwöre, dass ich keinen Tropfen Portwein mehr trinken werde. Und dass ich nie
mehr spiele oder wette.«
Damien
wußte, dass er ein Narr war, wenn er auf seinen Onkel hörte, aber er konnte
nicht anders. »Ein allerletztes Mal, Onkel. Wenn du jedoch rückfällig wirst ...
«
»Werde
ich nicht.«
»Und da
ist noch die Kleinigkeit von zweitausendfünfhundert Pfund, die du mir
schuldest, ganz zu schweigen von den Summen, die du veruntreut hast. Hast du
eine Vorstellung, wie viel das gewesen ist?«
Richard
zupfte nervös an seinem Hemdkragen. »Das kann ich nicht so auf Anhieb sagen.
Ich habe ein paar Liegenschaften in Wales und Schottland. Es wird zwar eine
Weile dauern, bis ich sie verkauft habe, aber du bekommst dein Geld zurück,
Damien. Das verspreche ich dir.«
Jewels
Stimme ertönte von der Tür her.
»Mylord,
die Post ist gerade gekommen. Briefe aus London.«
Damien
nahm die Briefe entgegen und ging damit aus dem Zimmer. Er drehte ein Kuvert um
und starrte auf das Siegel des Parlaments. Also war die Nachricht, auf die er
so lange gewartet hatte, endlich eingetroffen. Tatsächlich hatte er in den
letzten Wochen die von ihm so gefürchtete Auseinandersetzung mit dem Parlament
aus seinem Bewußtsein verdrängen können, während er sorgfältig daran gearbeitet
hatte, die Manipulationen seines Onkel in den Kontobüchern aufzudecken. Er
konnte jetzt aus Braithwaite abreisen und alles, wofür es stand, hinter sich
lassen ...
wenn
er es wollte.
Der Teetisch wurde
im Hof auf der Südseite unter einem Kastanienbaum vorbereitet. Bonnie stand
neben Kate, während Stanley frisch geschnittene Blumen auf dem Tisch arrangierte
und dann eine Platte mit Petits fours in die Mitte stellte. Bonnie entging
nicht der bewundernde Blick, den der Butler ihr schenkte, während er sich
beeilte, das silberne Tafelbesteck und das Porzellan auf dem Tisch zu
verteilen.
»Das
scheint eine Menge Aufwand für eine Tasse Tee zu sein«, sagte Bonnie zu Kate.
Kate
sah zum Haus und runzelte die Stirn. »Damien kommt wie immer zu spät. Weißt du,
wo er stecken könnte, Stanley?«
»Ich
habe ihn zuletzt mit ihrem Onkel in der Bibliothek gesehen. Soll ich Seine
Lordschaft daran erinnern, dass er mit Ihnen verabredet ist, Lady Katharine?«
»Nein,
vielen Dank. Ich vermute, dass er jeden Moment hier erscheinen wird.«
Als
Stanley sich entfernte, sagte Bonnie: »Sie haben mir nichts davon gesagt, dass
Ihr Bruder mit uns Tee trinken wurde.«
»Ich
habe auch Damien nichts davon gesagt, dass Sie hier mit uns Tee trinken würden.«
Kate warf einen kritischen Blick auf den Tisch. »Ich denke, Sie sollten hier
sitzen. Die roten Rosen passen besser zu Ihrem Kleid als die gelben dort.«
Kate
führte Bonnie auf die andere Seite des Tisches und bot ihr dort einen Stuhl an
»Perfekt. Denken Sie daran, dass Sie die Beine nicht übereinander schlagen
dürfen. Halten Sie den Rücken immer ein Stück von der Rückenlehne entfernt, und
falten Sie die Hände mit den Handflächen nach oben locker auf dem Schoss.«
Bonnie
verdrehte die Augen. »Und wie soll ich dann Tee trinken, wenn ich meine Hände
auf dem Schoss falten muss?«
»Nein -
vielleicht sollten Sie besser Ihre Hände mit irgend etwas beschäftigen ... « Kate sah sich um
und bemerkte, dass ihr Buch noch auf der Bank lag. Sie hob es auf.
»Perfekt.«
Bonnie
stöhnte. »Nur nicht wieder eines von diesen verdammten Büchern ... «
»Eine
Novelle.« Kate schlug das Buch an der Stelle auf, wo sie ein Seidenband als
Lesezeichen eingelegt hatte. »Natürlich werden Sie so sehr in Ihre Lektüre
vertieft sein, dass Sie gar nicht merken,
Weitere Kostenlose Bücher