01 - Wie Feuer im Blut
zurück, den Blick auf Damiens Gesicht geheftet. »Ich kann
nicht glauben, dass Sie so grausam sein können, ihn aus dem Haus zu werfen.
Das hier ist sein Heim, und er hat nichts anderes getan, als mir seine
Freundschaft zu beweisen. Was ist das für ein Verbrechen? Lieber verlasse ich
Braithwaite, als mitansehen zu müssen, dass er meinetwegen sein zu Hause
aufgeben muss. Er hat kein anderes. Wie können Sie nur so herzlos sein?«
Ohne
seine Antwort abzuwarten, drehte sich Bonnie der Tür zu.
»Bonnie!«
Sie
stürmte davon.
»Geh
nur!« rief er hinter ihr. »Ihr verdient einander! Bonnie! ... Bonnie, verdammt
noch mal!«
Kate
stand an der Treppe, die Hände in den Falten ihres blauen Kleides vergraben.
Sie sah Bonnie bekümmert an, als sie näher kam.
»Gehen
Sie mit Miles?« fragte Kate. Als Bonnie sich weigerte, ihr zu antworten,
packte Kate sie am Arm und sagte: »Weil er Ihnen seine Freundschaft anzubieten
scheint, halten Sie ihn für einen noblen Charakter und glauben, Damien hätte
kein Recht, euch beiden einen Fehltritt vorzuwerfen?«
»Miles
hat sich mir gegenüber immer wie ein Gentleman benommen! Von einem Fehltritt
kann keine Rede sein!«
»Miles
war der Mann, den Damien mit Louisa am Vorabend seiner Hochzeit zusammen im
Bett fand.«
Bonnie
erstarrte.
»Wenn
mein Bruder nichts für Sie empfindet, wie Sie meinen - warum regt ihn
dann der Gedanke, dass Sie mit Miles geschlafen haben könnten, so auf?« Kate
ließ Bonnies Arm los. Bonnie drehte sich um und lief die Treppe hinunter. Dort
fand sie Miles, der sie mit einem schiefen Lächeln musterte.
»Sie
gehen fort?« fragte Bonnie.
»Ich
habe kaum eine andere Wahl. Mein Bruder'... verlangt, dass ich das Haus
verlasse, wenigstens so lange, bis er wieder in London ist.«
Als er
die Hand hob, um ihre Wange zu tätscheln, wich, Bonnie vor ihm zurück. »Ist es
wahr, was Kate mir soeben erzählt hat?«
Es
folgte ein langes Schweigen, ehe er erwiderte: »Mir scheint, sie haben jetzt
die schweren Geschütze aufgefahren.«
»Dann ist es also wahr.« Bonnie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich hätte
Ihnen das niemals zugetraut. Wie konnten Sie ihm nur so etwas Gemeines antun?«
»Ich
habe keine Entschuldigung dafür.«
»Und
das Pferd? Sie haben es mir geschenkt, um ihm weh zu tun, nicht wahr?«
»Nein.«
»Ihr
seid Narren«, sagte sie traurig. »Ich würde meine Seele dafür hergeben, wenn
ich eine Familie hätte, und ihr beide tut alles, um euch gegenseitig zu
zerstören.«
Ohne
noch ein Wort zu sagen, drehte sich Miles um und ging.
Bonnie
rief. »Miles!«
Er
blieb stehen und sah zurück.
»Gott
behüte Sie.«
Kate stand an
Damiens Seite, als Miles in die Bibliothek kam. »Falls es jemanden interessiert
- ich werde das Haus vorläufig verlassen.«
»Gut«,
schnaubte Damien.
Miles
wollte sich schon wieder abwenden, als ihm ein Gedanke kam. Ȇbrigens -
nur für das Protokoll: Ich habe nichts mit Bonnie gehabt. Und noch etwas.
Louisa ist damals uneingeladen und unerwartet in mein Zimmer gekommen. Sie hat
mich gebeten, ihr Liebhaber zu sein.«
»Du
hättest dich weigern können«, mischte sich Kate ein. »Aber du lässt natürlich
keine Gelegenheit aus, Damien zu verletzen, nicht wahr?«
»Vielleicht.
Aber ich glaube, dass mir die Vorstellung, dass eine begehrenswerte und schöne
Frau wie Louisa etwas für mich empfand, zu Kopf gestiegen ist. Schließlich musste
ich mich ja immer mit der zweitbesten Wahl begnügen. Das kannst du nicht
leugnen. Und wenn du es schon wissen musst: Ich habe Louisa schon immer verehrt
und manchmal sogar davon geträumt, dass sie mich dir vorzieht, Dame. Aber als
du in mein Schlafzimmer kamst, wußte ich sofort, dass sie mich nur benützt hat,
um dich abzuschrecken. Da sie über unsere Differenzen unterrichtet war, wußte
sie, dass sie dich so am meisten erzürnen konnte.«
»Das
ist keine Entschuldigung für das, was du getan hast«, sagte Kate.
»Nein,
wahrscheinlich nicht. Aber ich darf zur Verteidigung von Louisa anführen, dass
sie zu diesem Zeitpunkt schon alles in ihrer Macht Stehende getan hatte, um die
Hochzeit zum Platzen zu bringen, nicht wahr, Dame? Sie hat dich nicht geliebt,
aber du wolltest sie partout nicht freigeben.«
Damien
wandte sich ab.
»Adieu«,
sagte Miles und ging.
Damien
sah Kate nicht an, als sie ebenfalls die Bibliothek verließ. Er dachte über
seine Vergangenheit und die Gegenwart nach. Warum konnte er plötzlich so
jähzornig werden, dass er jede Vernunft
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