01 - Wie Feuer im Blut
sich ihretwegen quälte.
Er zog
sich rasch an und verließ das Zimmer, um sich mit Christina zu treffen. Sie
hatte angedeutet, dass sie sich über einen Spaziergang am Fluss vor dem
Frühstück freuen würde. Wenn er sich beeilte ...
»Damien!«
Kate
wollte ihn aufhalten, aber er achtete nicht weiter auf sie und ging weiter.
»So
warte doch!« rief sie.
»Nein.
Ich bin mit einer Dame verabredet, die mir nicht die Augen aushacken wird. Sie
ist sanft und umgänglich.«
»Aber
Bonnie ist verschwunden.«
Er
blieb stehen.
»Ich
habe in ihrem Zimmer und im Frühstücksraum nach ihr gesucht. Auch auf der
Veranda war sie nicht.«
Damien
zog die Ärmel seiner Lederjacke über die Manschetten und lächelte. »Ich bin
sicher, du wirst sie finden - vielleicht in Mariannes Zimmer.«
Er ging
weiter.
»Trent
Halford wird ebenfalls vermisst«, rief Kate verzweifelt.
Damien
drehte sich langsam zu ihr um. Halford, dachte er, Halford, dieser Hundesohn ... »Bist du sicher?«
»Ich
habe mich umgehört - so diskret wie möglich natürlich. Aber niemand hat
ihn heute Morgen im Schloss gesehen.«
»Hast
du auch im Stall nach ihm gefragt?«
Sie
schüttelte den Kopf.
Damien
stürmte die Treppe hinunter, verließ das Schloss durch das Südtor und lief zu
den Ställen. Als er den Stallmeister befragte, erfuhr er, dass Bonnie und
Trent Halford vor zwei Stunden weggeritten waren. Damien ließ sich ein Pferd
satteln.
Fast
eine Stunde trabte er über das Gelände und wollte schon wieder umkehren, als er
Bonnies Lachen hörte. Er trieb sein Pferd in ein Wäldchen, das den Reitweg
säumte, und als er sich umsah, entdeckte er zwei gesattelte Pferde, die an
einem Baum festgebunden waren.
Er
glitt aus dem Sattel und schlich lautlos durchs Unterholz, bis er zu einer
Wiese kam, die sanft zum Fluss hinabfiel. In der Nähe des Ufers lag Bonnie auf
dem Rücken, Halford saß neben ihr und lächelte sie an. Damien beobachtete
erstarrt, wie Trent seinen Mund auf ihre Lippen senkte und sie küsste.
Sie
erwiderte seinen Kuss und legte ihre schlanken Arme um seinen Nacken.
In
diesem Moment wieherte ein Pferd, Halford sah auf, und sein Blick fiel auf
Damien. Er flüsterte Bonnie etwas zu. Sie stand auf und drehte sich rasch zu
Damien um. Ihr Gesicht war wachsbleich. Gras klebte an ihrem Kleid und ihr Haar
war zerzaust. Ihre Augen wirkten glasig
ob aus
Leidenschaft oder Angst, konnte Damien nicht erkennen.
Halford
erhob sich langsam. Er trug kein Jackett, und sein Hemd war am Hals
aufgeknöpft. Mit einem betretenen Lächeln sagte er: »Sie haben uns erschreckt,
Warwick.«
»So
scheint es.«
Halford
wischte sich ein paar Grashalme von den Ärmeln, und das darauffolgende
Schweigen wurde nur von einem Brachvogel unterbrochen, der kreischend aus dem
Schilf aufflog.
Schließlich
sagte Halford: »Du liebe Güte - es besteht kein Grund, dass wir uns wie
zwei Erzfeinde gegenüberstehen. Sie haben doch selbst gesehen, dass es nur ein
harmloser Kuss war.«
Damiens
Blick heftete sich erneut auf Bonnie. Vor seinem inneren Auge sah er Halfords
Körper gegen den ihren gepresst, seinen Mund auf ihren Lippen, und plötzlich empfand
er rasenden Zorn.
»Steigen
Sie auf Ihr Pferd und reiten Sie weg«, befahl er Halford im barschen Ton. »Ich
werde die junge Dame zum Schloss zurückbringen.«
Ohne
ein Wort zu Bonnie zu sagen, hob Halford sein Jackett auf und ging zu seinem
Pferd. Damien ergriff seinen Arm, und einen Moment zeigte sich Bestürzung auf
Halfords Gesicht.
Damien
sagte in einem unnatürlich ruhigen Ton: »Sollten Sie es wagen, Bonnie in
Zukunft auch nur anzusprechen, werden Sie es bitter bereuen.«
»Warwick«,
erwiderte Halford ebenso ruhig, »Sie hören sich eher nach einem verschmähten
Liebhaber als nach einem besorgten Vormund an. Sie sind doch nicht etwa eifersüchtig?«
Damien
schob Halford von sich weg.
Bonnie
hatte die Auseinandersetzung mit wachsendem Unbehagen verfolgt. Sie wartete,
bis Halford fortgeritten war, und fragte: »Sie haben kein Recht ... «
»Halt
den Mund«, fauchte Damien.
Bonnie
wich zurück, als er auf sie zukam. Seine Augen blickten sie kalt an, und die
gerade Linie, die sein Mund bildete, verriet ihr, dass sie nur ein Wunder vor
seinem Zorn retten konnte.
»Er war
ein perfekter Gentleman«, rief sie, als müsste sie sich rechtfertigen. »Er ... «
»Ein
Gentleman hätte eine Lady niemals hierhergebracht, und eine Lady wäre
ihm nie hierher gefolgt.«
Ein
Schauer lief Bonnie über den Rücken, und sie sah
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