01 - Wie Feuer im Blut
wartete, dass sie ihre Worte wiederholte.
»Meine
Bänder.« Tränen rollten über ihr Gesicht. »Sie haben mir meine Bänder
gestohlen.«
Fünfundzwanzig
Damien saß an
Bonnies Bett und hielt ihre Hand. Ihre Wangen waren hochrot vom Fieber, aber
Kinn und Stirn grau wie Asche. Kate trat hinter ihren Bruder und legte ihm
behutsam eine Hand auf die Schulter.
»Du
solltest dir jetzt etwas Ruhe gönnen«, flüsterte sie. »Du musst schlafen und
etwas essen. Du hast drei Tage an ihrem Bett gesessen. Wenn ihr Zustand sich
verschlimmert ...
«
»Das
wird er nicht«, antwortete er rauh.
»Nein,
natürlich nicht. Ich meinte nur, dass du stark sein musst, wenn ... « Kate entfernte
sich einen Schritt. »Der Arzt sagt, dass ihre Lunge schwach ist. Es könnte
sein, dass sie es überlebt, aber das Baby ... «
»Sie
wird nicht sterben. Bonnie ist eine Kämpferin.«
»Sie
ist nicht mehr zu sich gekommen, seit wir sie hergebracht haben.«
»Kate.«
Er schloss die Augen. »Lass uns allein.«
Kate
ging schweigend aus dem Zimmer und machte leise die Tür hinter sich zu. Stille erfüllte den
Raum. Damien
erinnerte sich an Bonnies letzten Kampf mit dem Tod. Damals hatte sie die
Schlacht gewonnen ...
Aber
das war nicht mehr die kesse, aufbrausende Göre aus dem Arbeitshaus, die
meinte, der ganzen Welt trotzen zu können. Das Mädchen vor ihm war gebrochen,
und er war schuld daran. Sie hatte ihn geliebt ... einmal. Bitter erinnerte er
sich an seine eigene Erfahrung mit Liebe und Liebesleid, und der Gedanke, dass
er Bonnie den gleichen Schmerz zugefügt hatte, brachte ihn fast um.
Er
legte vorsichtig seinen Kopf neben Bonnies Schulter und spürte, wie die Hitze
ihres Körpers sein Gesicht wärmte. Er schloss die Augen und flüsterte: »Lieber
Gott, Bonnie, du darfst nicht sterben. Ich brauche dich. Ich liebe dich ... Ich
liebe dich so sehr, so sehr. . .«
Ihre
Hand berührte sein Haar, die Fingerspitzen teilten die dichten schwarzen Haare
über seiner Stirn. Er hob rasch den Kopf. Ein schwaches Lächeln spielte um
Bonnies Lippen, und ihre fieberglänzenden Augen waren eine Winzigkeit
geöffnet. Sein Herz machte einen Satz.
»Verdammt«,
flüsterte sie so leise, dass er ihre Worte kaum verstehen konnte. »Ich habe
geträumt, ich hätte einen Schafzüchter geheiratet.«
Er
grinste. »Würdest du dich auch mit einem arroganten, übellaunigen Grafen
begnügen, der zu halsstarrig und zu dumm war, um zugeben zu können, dass er
dich liebt?«
Bonnies
Augen waren geschlossen, aber sie lächelte noch immer.
Damien
barg sein Gesicht an ihrer Brust und weinte.
Noch in
der gleichen Woche begann Damien Pläne für seine Hochzeit zu schmieden. Er
beantragte bei den zuständigen Behörden eine Heiratslizenz, aber das Aufgebot
konnte nicht eher bestellt werden, bis Bonnie ihren vollen Namen preisgegeben
und ihren Geburtsschein vorgelegt hatte. Das schuf ein neues Problem. Damien
war es herzlich gleichgültig, wie Bonnie mit Nachnamen hieß oder woher sie
stammte, aber der Kirche von England war es nicht egal *
Er saß
in Williams Arbeitszimmer und dachte über dieses Handikap nach, als Kate den
Raum betrat. »Ich komme von Bonnie«, sagte sie. »Sie ist wach. Willst du sie
besuchen?«
»Ja.«
Kate
nahm in einem Sessel ihm gegenüber Platz. »Du bist sehr schweigsam, seit du vom
Pfarramt zurückgekommen bist.«
»Man
hat mir gesagt, dass ich ohne Bonnies Geburtsschein kein Aufgebot bestellen
kann.«
»Oh.
Das ist allerdings ein Problem.«
»Ich muss
sie wieder nach ihrer Vergangenheit fragen.«
»Was
hält dich davon zurück?«
Er
runzelte die Stirn.
»Ich
habe sie ein paarmal danach gefragt, und sie hat sehr aufgeregt reagiert.«
»Ihre
Herkunft könnte sich als unwichtig erweisen.«
»Was
willst du damit sagen?«
»Du
hast sie ja noch gar nicht gefragt, ob sie dich überhaupt heiraten will.«
Er hob
eine Braue. »Sie wird mich heiraten. Sie bekommt ein Kind von mir.«
Kate
sah ein wenig verträumt aus. »Ein Baby ... « Sie seufzte. »Wie sehr wünschte
ich, auch ein Kind zur Welt zu bringen. Sag mal - wie fühlt man sich
eigentlich als werdender Vater?«
Er
dachte einen Moment nach und grinste. »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich
war in den letzten Wochen so sehr um Bonnie besorgt, dass ich kaum an das Kind
gedacht habe.«
»Das wird
sich bald ändern.«
Als
Warwick sich eine Zigarre anzündete, griff Kate in ihre Tasche und holte eine
kleine, mit Samt überzogene Schatulle hervor. »Bist du bereit, deine Sorgen
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