01 - Wie Feuer im Blut
Ihres Angesichts erbaut haben?«
»Ich
glaube, dein Urteil über mich ist, zu streng, Bonnie. Warum wartest du nicht
damit, bis du mich ein bisschen besser kennengelernt ... «
Sie
fiel ihm zornig ins Wort: »Ich will Sie gar nicht kennenlernen. Tatsächlich
kam mir gerade der Gedanke, dass ich von hier weggehen sollte. Ich fühle mich
schon viel besser, und es gibt wirklich keinen Grund für mich, in Ihrem Haus
zu bleiben.«
Bonnie
wich einen Schritt zurück, als sich Damien erhob. Selbst aus dieser Distanz
betrachtet, wirkte er gewaltig und furchterregend. Sie starrte sein Gesicht ah
und fühlte sich vor ihm hilfloser als Birdie Smythe gegenüber. Plötzlich ging
etwas Seltsames in ihr vor, das sie die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren ließ
- ein gefährlicher Zustand, zumindest in ihrer Welt. Dennoch war es nicht
einfach für sie, sich nicht daran zu erinnern, wie sich seine Arme auf ihrem
Körper angefühlt hatten. Himmel, wie lange war es schon her, seit sie zum
letzten Mal so etwas wie Zärtlichkeit erlebt hatte! Wenn sie ehrlich war, musste
sie sich sogar eingestehen, dass sie in den letzten Tagen viele Stunden
wachgelegen und davon geträumt hatte, dass Damien die Arme um sie legte.
Diese
Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Der Gedanke, dass sie die letzten Minuten
vor diesem Mann gestanden und sich danach gesehnt hatte, dass dieser verdammte
Aristokrat mehr in ihr sehen sollte als nur eine Göre aus dem Arbeitshaus, war
für sie unglaublich demütigend.
»Warum
verschwinden Sie nicht aus meinem Zimmer?«
Er
bewegte sich nicht.
»Sind
Sie taub? Ich sagte, Sie sollen aus meinem Zimmer gehen! Ihnen mag dieses
verdammte Yorkshire gehören, aber ich gehöre Ihnen nicht. Ich will Sie nicht
näher kennenlernen. Verstehen Sie, Warwick? Ich mag Sie und das, was Sie sind
nicht. Je eher ich dieses verdammte Mausoleum verlasse, um so besser.«
Damiens
Augen wurden hart, und sein Mund verzog sich zu einem Strich. Seine Hände
ballten sich zu Fäusten. »Da du mich als eine Art Popanz zu betrachten
scheinst, möchte ich dich daran erinnern, dass das mein Zimmer ist. Mein
Haus. Und ja, auch das verdammte Dorf ist mein Eigentum. Selbst die Luft, die
du atmest, solange du in diesem Haus wohnst, gehört mir. Desgleichen das
Essen, das du hier verzehrst, und das Wasser, das du trinkst.«
Bonnie
hob das Kinn und schaute Damien trotzig ins Gesicht. Das war nicht einfach. Sie
kam sich vor wie ein kleiner Hase, der von einem Hund in die Enge getrieben
worden war. Sie hatte nun Zweifel, ob es klug gewesen war, ihn herauszufordern.
Aber sie konnte nicht anders. Sie durfte nicht dem Wahn erliegen, dass das, was
eben noch zwischen ihr und Warwick vorgegangen war, etwas zu bedeuten hatte.
So
leidenschaftslos wie möglich fragte sie: »Da dieses Haus ihnen gehört, das Dorf
und sogar die Luft, die wir atmen - was bin ich dann für Sie?«
»Gesindel.«
Das
Wort tat weh. Bonnie erstarrte. Sie wußte sich nicht mehr zu helfen und fauchte
deshalb: »Bastard.«
Sein
Gesicht blieb unbewegt. Nur der Hauch eines Lächelns spielte um seine
Mundwinkel, als er sagte: »Hat deine Mama, als sie dir das Lesen beibrachte,
nicht gesagt, dass junge Damen niemals fluchen?«
»Was
ich sage, und wie ich es sage, bestimme ich allein!«
Da
verlor sich dieses Lächeln, und sein Gesicht nahm die ihr vertrauteren harten
Züge an: »Irrtum, Mädchen. Da du die Güte hattest, mich an meine privilegierte
Stellung im Leben zu erinnern, erinnere ich dich jetzt daran, dass ich als Herr
von Braithwaite die Regeln bestimme. Wir haben dich nicht in dieses Haus
eingeladen. Entweder befolgst du meine Anweisungen, oder du gehst.«
»Das
habe ich ja vor!« rief Bonnie. »Lieber lasse ich mich von diesem elenden Birdie
Smythe schikanieren, als Ihre blödsinnige Vornehmtuerei auch nur eine Sekunde
länger zu ertragen.«
»Was
hält dich dann noch?« erwiderte er trocken.
»Dann
gehe ich jetzt!«
Er zog
eine Braue in die Höhe.
Ohne
die Tragweite ihrer Handlung zu bedenken, stürmte sie zur Tür, riss sie auf und
ging den Flur hinunter. Sie hatte bereits die Galerie erreicht, ehe sie
begriff, was sie eigentlich tat. Es war lange nach Mitternacht. Wo sollte sie
hingehen? Sie hatte keinesfalls die Absicht, nach Caldbergh zurückzukehren und
sich den teuflischen Plänen von Smythe zu unterwerfen.
Sie
zögerte und schaute über die Schulter zurück. Warwick war nicht zu sehen. Was
hatte sie erwartet? Dass er ihr nachrennen und sie bitten würde, zu
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