01 - Wie Feuer im Blut
ich nicht.«
»Aber
ich habe erst kürzlich mit Henry Bessemer geredet, als er in London war. Wir
sprachen über den Ankauf von einer seiner Bessemerbirnen …«
»Die
Eisenhütten wären eine Fehlinvestition, Onkel. Meiner Meinung nach sollten wir
sie lieber ganz schließen und den wenigen Arbeitern, die noch bleiben, eine
faire Abfindung zahlen.«
Richard
lachte verunsichert. »Das hört sich aber so an, als hättest du die Bücher doch gründlicher
studiert, als du zugeben willst, Damien.«
»Gründlich
genug, um zu wissen, dass wir es uns nicht leisten können, Bessemerbirnen zu
kaufen.«
Richard,
der das ihm peinliche Thema wechseln wollte, sagte: »Verrate mir doch mal, ob
Marianne sich endlich dazu entschlossen hat, sich von Sir Harry Lyttleton und
seiner Schar junger Männer scheiden zu lassen und mit dir auf deine Plantage
nach Vicksburg zu fahren.«
Damien
lehnte sich lässig gegen den Kaminsims, die Arme locker vor der Brust gekreuzt.
»Du musst senil geworden sein Onkel, wenn du auch nur eine Sekunde annimmst,
dass Marianne auf die Freiheiten verzichtet, die sie dank ihrer Ehe mit
Lyttelton genießt, oder dass ich sie heiraten würde, wenn sie frei wäre.«
»Pardon.
Ich habe dieses Glitzern in deinen Augen als Liebe gedeutet. Nun sehe ich, es
war lediglich die Lust. Habe ich mich wirklich so getäuscht?«
»Das
Alter und der viele Port.«
Sitwell
schnaubte. »Ich dachte, dass du vielleicht dieses Mädchen heiraten würdest -
warte mal, wie hieß sie doch gleich? Du erwähntest sie in dem Brief, den du mir
letztes Jahr geschrieben hast ... «
»Charlotte.
Nein, ich habe auch nicht vor, diese Dame zu heiraten.«
»Mit
welcher Dame willst du dich dann häuslich niederlassen und eine Familie
gründen?«
»Mit
keiner.«
»Pah!
Natürlich wirst du das tun. Suche dir ein süßes, unschuldiges Ding und heirate
es.«
Ein
träges Lächeln spielte um Damiens Lippen, als er sich dem Schreibtisch näherte.
»Und dieser Vorschlag kommt von einem dreiundfünfzigjährigen Mann, der nie
verheiratet war?«
»Das
bedaure ich jetzt, wenn ich sehe, wie meine Freunde von Enkelkindern umringt
sind. Du bist meine letzte Chance, Damien. Ich wäre dir überaus dankbar, wenn
du mich mit einer Schar von Großnichten und Großneffen beglücken würdest, bevor
ich zu alt werde, mich an ihnen zu erfreuen. Du hast Kinder immer gerngehabt.«
»So?
Daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Natürlich
hattest du sie gern. Und das gilt auch noch heute. Bedenke, was du für dieses
Caldbergh-Mädchen im ersten Stock getan hast. Verleugne nicht deine
Schwäche für diese jungen Dinger.«
Damiens
Gesicht verdüsterte sich plötzlich, und Richards Neugierde war geweckt. »Stimmt
vielleicht etwas nicht?« fragte er. »Jedes Mal, wenn ich diese Göre erwähne,
umwölkt sich deine Stirn. Marianne hat mir erzählt, dass das Mädchen reizend
ist.«
»Reizend?«
Damien lachte unfroh. »Sie ist eine Plage, eine Pest, und ich würde sie lieber
heute als morgen wieder mit ihren unterernährten Hintern auf einer Bank in
Caldbergh sitzen sehen.«
»Und
warum bringst du sie nicht dorthin zurück?«
»Das
werde ich tun«, wich Damien aus, »sobald sich eine Gelegenheit dazu bietet.«
»Und
weshalb nicht gleich? Ich werde dich begleiten, wenn es dir nichts ausmacht.
Ich hätte nichts gegen ein paar, Stunden in frischer Luft einzuwenden.« Richard
leerte sein Glas, stellte es auf den Schreibtisch und erhob sich.
Doch
Damien blieb mit leicht gegrätschten Beinen stehen, und sein Gesicht zeigte
diesen verschlossenen Ausdruck, den sein Onkel nur zu gut an ihm kannte. So
hatte er immer als Junge ausgesehen, wenn ihm etwas nicht passte.
»Was
ist?« fragte Richard. »Hast du dir für die nächsten paar Stunden vielleicht
etwas anderes vorgenommen?«
»Ja«,
erwiderte Damien trocken.
»Dann
vielleicht gleich nach dem Lunch?«
»Vielleicht.
Ich werde dir Bescheid geben.«
»Ich
habe das Mädchen gestern abend flüchtig kennengelernt. Ich könnte mir
vorstellen, dass man sich gut mit ihr unterhalten kann. Wenn sie noch eine
Weile hierbliebe, würde ich das mal ausprobieren.«
Damien
Lippen kräuselten sich amüsiert. Er nahm einen kristallenen Briefbeschwerer vom
Tisch, drehte ihn hierhin und dorthin und sah zu, wie sich das Licht darin
brach. »Und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand auch nur eine Sekunde
seiner kostbaren Zeit an diese Göre verschwenden möchte. Sie ist entwaffnend.«
»Wie
meinst du das, Damien?«
»Im
unguten
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