Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
010 - Die Bestie mit den Bluthänden

010 - Die Bestie mit den Bluthänden

Titel: 010 - Die Bestie mit den Bluthänden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
etwas
später hinüberkommen. Nicole wird Ihnen noch Bescheid darüber geben.« Er
wartete den Protest der dicken Köchin erst gar nicht ab, sondern legte sofort
auf.
    »Sie gehen nicht zum Essen?« fragte die junge Französin überrascht. Dr.
Sandos schüttelte den Kopf. »Ich lege mich eine Stunde hin, denn ich bin sehr
erschöpft. Ich habe mich die letzten Tage übernommen.« Sie nickte. »Sie wollten
vorhin noch etwas sagen.«
    »Ja, richtig.« Er kam um den Tisch herum und ging auf sie zu. »Ich wollte
sagen, dass Sie mich außerdem daran erinnern sollen, wann Ihr nächster freier
Tag ist, Nicole. Ich möchte mein Versprechen einmal wahrmachen und Sie
ausführen.« Er zog sie langsam in die Höhe, und sie widersetzte sich der
Bewegung nicht. Sie stand so dicht vor ihm, dass sie seinen Atem fühlte. »Sie
sind schön, Nicole! Hat Ihnen das eigentlich schon einmal jemand gesagt?«
    »Nur Sie noch nicht.«
    »Wir arbeiten zusammen, und wir sehen uns doch nicht. Vielleicht wird das
bald anders werden, bald!« Er betonte dieses bald so eigenartig, dass sie dabei fror. Dr. Sandos hatte sich
verändert. Sie fühlte seine Hände auf ihren Schultern. Für den Bruchteil eines
Augenblicks sah es so aus, als ob er sie an sich ziehen wolle, doch dann löste
er sich von ihr. »Ich bin drüben im Haus«, sagte er nur und wandte sich ab. »In
einer Stunde – spätestens aber in zwei – bin ich wieder hier. Bitte nur wecken,
wenn es unumgänglich ist!«
    »Ja«, hauchte sie. Er ging, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Sie blickte ihm nach. Ihre Augen verengten sich, und sie musste schlucken.
Hatte er nicht gesagt, er wolle zum Haus hinübergehen? Er aber benutzte die
Tür, die zum Labor führte. Hatte er sich versprochen? Oder hatte er es sich
anders überlegt? Sie bemerkte, wie ihre Haut kalt wurde. Sie fühlte sich
plötzlich nicht mehr wohl in der Nähe dieses Mannes, in seinem Haus.
Merkwürdig, wie sich ein Mensch verändern konnte.
     
    ●
     
    Armand Dupont fuhr einen goldfarbenen Citroën. Es war später Nachmittag,
als er die Straße benutzte, die von Rostrenen wegführte Richtung Sanatorium.
    Armand pfiff ein leises, fröhliches Lied vor sich hin. Sein Haar war sauber
gescheitelt, er war perfekt angezogen und fühlte sich pudelwohl.
    Er war auch nicht im Geringsten nervös.
    Schließlich erfüllte Armand Dupont einen Auftrag, der mit keinerlei Risiko
verbunden war. Er fühlte sich weder schlecht, noch wie ein Gangster.
    Armand Dupont war Jean-Claude Feydeau willenlos ergeben. Er verehrte diesen
Mann. Für ihn ging er durchs Feuer.
    Feydeau verdankte er viel.
    Der Fabrikant war für ihn der erste Mensch im Leben gewesen, der sich
seiner wirklich angenommen hatte, der ihn verstand. Feydeau hatte ihm gezeigt,
was Leben bedeutete. Er hatte ihn nie verspottet, sich nie über ihn lustig
gemacht. Armand wirkte weich und zerbrechlich wie ein Mädchen. Das wusste er,
denn das hatte er auch immer von anderen zur Genüge erfahren. Er sei läppisch,
weibisch, alles, nur kein Mann, das hatte er immer zu hören bekommen.
    Aber Armand Dupont hatte Energie, Willenskraft und Fantasie. Er musste nur
Gelegenheit haben, seine Qualitäten auch unter Beweis zu stellen.
    Feydeau gab ihm Gelegenheit dazu. Diesmal eine ganz Besondere. Seine Lippen
bildeten einen harten Strich in den weichen Zügen. Er fuhr nicht schnell, nahm
sich Zeit und kam hinter einem Hügel hoch, von dem aus er einen prachtvollen
Blick über das steppenartige Land hatte. Dahinter wieder fiel es flach ab, und
kleine Wälder bestimmten die Landschaft. Ein Bach sprudelte eine Zeitlang
direkt neben dem Straßenrand her, ehe er in einem weiten Bogen ins Landesinnere
lief und dort in einem finsteren Mischwald verschwand.
    Von der Hauptstraße führte eine schmale, ebenfalls asphaltierte kleine
Nebenstraße zum Erholungsheim von Dr. Sandos.
    Schon von weitem sah man das frischgestrichene Bauernhaus, dem sich mehrere
Seitengebäude anschlossen. Patienten gingen auf den Pfaden spazieren. Auf einem
nahen Hügel standen unter alten, schattenspendenden Bäumen mehrere Bänke, die
zur Rast einluden. Von hier oben aus konnte man weit in die Landschaft blicken
und sich an der Natur erfreuen. Hier gab es sie noch.
    Ein älterer Mann, der des Weges kam, blickte dem fast lautlos
vorbeigleitenden Automobil interessiert nach. Armand Dupont fuhr bis vor das
große Eingangstor. Weiter ging es nicht.
    Er verließ den Wagen und betrat das gepflegte Anwesen. Es gab keine
besondere

Weitere Kostenlose Bücher