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010 - Die Bestie mit den Bluthänden

010 - Die Bestie mit den Bluthänden

Titel: 010 - Die Bestie mit den Bluthänden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nicht.«
    Während sie sprach, schlich Sandos um die junge Französin herum, warf sich
dann blitzschnell auf die Tür zu, riss den Schlüssel heraus, drückte die Tür in
das Schloss – und steckte den Schlüssel ein.
    »So, nun sind wir ganz unter uns, ungestört.« Seine Stimme wurde um eine
Nuance schärfer, und ein leises Lachen stieg aus der Tiefe seiner Kehle. »Wir
können über alles sprechen. Und Sie fürchten sich gar nicht vor mir?«
    Sie wich seinem Zugriff aus. Der kleine Revolver in ihrer Hand ruckte ein
paar Zentimeter hoch. »Ich fürchte mich nicht, nein! Ich bin gekommen, um Ihnen
zu helfen, aber ich würde auch nicht zögern – keine Sekunde zögern – mein eigenes Leben zu verteidigen! Dieses Haus
birgt ein Geheimnis, es zieht Sie mit magischer Gewalt an. Seit jener Stunde,
in der Sie es aufspürten, sind Sie wie verwandelt. Irgendetwas saugt Sie aus,
zerstört Sie von innen heraus. Lösen Sie sich von dem Bann, versuchen Sie es!
Ich will Ihnen dabei helfen.« Ihre Stimme war mit den letzten Worten leiser und
zärtlicher geworden. Sandos fühlte förmlich die Zuneigung, die ihm von diesem
hübschen Geschöpf entgegengebracht wurde. Sie war fähig, ihr eigenes Leben in
Gefahr zu bringen – nur um seines zu schützen. Sie verehrte ihn! Er hatte es
immer geahnt, aber er war sich dessen nie so bewusst geworden wie in diesen
Sekunden, in dieser kahlen, ein wenig makabren Umgebung.
    »Mir ist Ihre Veränderung nicht gleichgültig! Werden Sie wieder so wie
früher. Vertrauen Sie sich mir an, Doktor!«
    Sandos schluckte. Wie viel Überwindung musste es sie kosten, so zu
sprechen, so zu handeln. Oder merkte sie nicht einmal, welch unglückselige
Rolle sie in seinen Augen spielte? Sie war blind – blind vor Liebe. Aber war er
ihrer Liebe würdig?
    Merkwürdig, wie verworren seine Gedanken waren.
    »Ihren Patienten verordnen Sie Ruhe – gönnen Sie sich diese auch einmal!
Sie brauchen selbst einen Arzt, vertrauen Sie sich einem Kollegen an!«
    Sandos lachte. Diesmal lauter. Es hallte schaurig durch den kahlen
Kellerraum. »Sie haben vieles erkannt, Sie sind eine gute Beobachterin,
Nicole.« Er kam auf sie zu und wischte sich mit der Rechten über sein
schweißnasses Gesicht.
    In dem Augenblick wich sie mit einem leisen Aufschrei einen Schritt zurück.
»Sie haben Blut an Ihren Händen. Wie kommt es daran? Was haben Sie getan,
Doktor?« Ihre Stimme zitterte mit einem Mal.
    Sandos betrachtete seine Finger, als habe er sie niemals zuvor in seinem
Leben gesehen.
    »Ich habe geahnt, dass Sie etwas von den unheimlichen Verbrechen in dieser
Gegend wussten«, stieß Nicole hervor. Ihre Stimme bebte.
    »Aber ich …«
    »Nein!« Sandos' Stimme war ein einziger Aufschrei. Er riss der jungen
Französin die weiteren Worte förmlich von den Lippen. »Es ist nicht so! Ich bin
es nicht! Das Blut – es klebte an der Haustür. Jemand muss den Türgriff vor mir
in der Hand gehabt haben, und …«
    Mit schreckgeweiteten Augen wich sie vor ihm zurück. »Ich habe nicht
gewusst, dass es so ist. Sie sind sehr krank, Doktor, ich …«
    »Ich bin überanstrengt, das ist alles. Ich bin nicht krank. Es ist das
Geheimnis, das mich beschäftigt, das mich nicht loslässt. Sie haben es richtig
erkannt – es saugt mich aus wie ein unsichtbarer Vampir. Das Bild, Nicole, es
ist das Bild! Ich muss das Rätsel des teuflischen Bildes lösen! Deshalb bin ich
hier, deshalb bin ich immer wiedergekommen. Wenn ich den Schleier des
Geheimnisses lüfte, dann bin ich auch in der Lage, die Verbrechen zu
unterbinden, die sich sonst immer wieder in dieser Gegend ereignen werden.
Immer wieder!«
    »Was wissen Sie darüber?« Die junge Französin hatte sich erstaunlich
schnell gefasst. Doch sie ließ Dr. Sandos keine Sekunde lang unbeobachtet. Der
entsicherte Revolver in ihrer Rechten hielt den Psychotherapeuten davon ab, ihr
auch nur einen Schritt zu nahe zu kommen.
    »Vieles – und doch kaum etwas. Sie sollen wissen, weshalb ich hier bin und
teilhaben an dem Geheimnis, das mein Leben verändert hat. Vielleicht begreifen
Sie dann, Nicole …« Seine Stimme wurde zwingender, fester und klang monoton wie
bei den Sitzungen, wenn er seine Patienten in Hypnose versetzte. Seine Augen
glänzten. Es war ein fiebriger, unnatürlicher Glanz. Es war das Licht des
Wahnsinns!
    Sie konnte es nicht mehr verhindern.
    »Das Bild«, sagte er nur, und in dem Augenblick krallten sich die Finger
seiner linken Hand in das schwarze Abdecktuch, rissen es blitzartig

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