Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
ihre Beine bewegten sich in vollkommener Harmonie.
    Plötzlich veränderte sich die Musik, und ein lebhafter Rhythmus löste die romantischen Walzerklänge ab. Dominick blieb stehen und ließ den Arm um Annes Taille liegen. Sein Gesicht war ernst, und seine goldbraunen Augen funkelten.
    Anne begriff. Wären sie in Tavalon Castle, würde Dominick sie jetzt nach oben ins Schlafzimmer tragen. Ihr Herz pochte heftig.
    Aber sie waren nicht in Schottland. Sie waren im Harding House in London. Langsam führte Dominick sie von der Tanzfläche.

    Gesichter tauchten vor ihnen auf. Eine rothaarige Lady starrte sie mit unverhohlenem Abscheu an. Ein untersetzter kahlköpfiger Mann sprach hinter der vorgehaltenen Hand mit einem anderen Gentleman. Eine hübsche Blondine spitzte die Lippen für Dominick und warf Anne einen boshaften Blick zu. Sie kümmerte sich nicht darum. Die Menge teilte sich vor ihnen, und die Leute gingen ihnen aus dem Weg. Niemand - kein einziger Mann und keine einzige Frau - wagte es, heranzukommen und Dominick St. Georges zu begrüßen.
    Anne verachtete sie allesamt.
    Plötzlich erstarrte sie, denn sie näherten sich dem einzigen Menschen, der nicht zurückwich, sondern ihnen wütend entgegenblickte. Es war Patrick.
    Etwas an seiner Miene machte Anne angst, und sie griff unwillkürlich nach Dominicks Hand.
    „Guten Abend, Anne", sagte Patrick und versperrte ihnen den Weg, als wollte er sie zur Rede stellen.
    Dominick zog Anne fest an seine Seite und legte den Arm besitzergreifend um ihre Taille.
    „Guten Abend, Patrick."
    Patrick drehte sich zu Dominick. „Guten Abend, St. Georges."
    Dominick nickte.
    „Ist St. Georges noch richtig? Benutzt du den Namen überhaupt noch? Oder gibt es inzwischen einen anderen, mit dem du lieber angeredet werden möchtest?"
    „Ich wurde Dominick St. Georges getauft", antwortete Dominick barsch.
    „Welch ein Glück für dich", meinte Patrick.
    „Bitte, Patrick, laß das", flehte Anne.
    Er sah sie spöttisch an. „Na, amüsierst du dich gut? Zweifellos verbringst du einen wunderschönen Abend."
    Anne wußte, daß sie Patrick nicht reizen durfte. Er war schon verärgert genug.
    Andererseits sie war fuchsteufelswild. Deshalb beachtete sie Dominicks warnenden Druck auf ihre Taille nicht. „Ja, du hast recht. Genauer gesagt, der Abend war wunderschön, bis du kamst und dich derart flegelhaft benahmst."
    Patrick riß erstaunt die Augen auf und betrachtete sie mit unheilvoller Miene. Dann schoß er Dominick einen wütenden Blick zu, wandte sich ab und stolzierte davon.
    „Gut reagiert, Anne", sagte Dominick leise.
    Anne blieb ernst und löste sich von seinem Arm. Was war mit ihr los, daß sie sich erneut von Dominick verzaubern ließ? Diesmal konnte seine Anziehungskraft fatale Folgen haben. Ihr Leben war kein Ball. Der verzauberte Tanz mit Dominick war vorbei. Romantik gab es für sie nicht, nur harte, kalte, häßliche Wirklichkeit. Es war außerordentlich gefährlich, sich mit Dominick zu vergnügen und wieder in seinen Bann zu geraten. Er würde ihr erneut das Herz brechen, daran zweifelte sie nicht.
    „Ich möchte nach Hause, Dominick", sagte sie leise.
    Er richtete sich ein wenig auf. „Das ist nicht möglich."
    „Natürlich ist es das. Es macht mir nichts aus, einen Moment zu warten, bis die Kutsche vorgefahren ist", antwortete sie.
    „Ich brauche dich, Anne", flehte Dominick. „Ich brauche dich hier an meiner Seite."
    Anne erstarrte.
    „Bitte bleib."
    Sie sah ihm tief in die Augen.
    „Verlaß mich nicht", sagte er.
    Felicity betrachtete ihr Spiegelbild über dem Frisiertisch und spitzte zierlich die Lippen. Sie öffnete ihr perlenbesticktes Reticule und nahm einen kleinen Tiegel mit Rouge heraus. Vorsichtig tupfte sie etwas Farbe auf ihre volle Unterlippe, prüfte das Ergebnis, und gab auch ein wenig auf beide Wangen. Endlich lächelte sie zufrieden, denn ihr gefiel, was sie sah. Mit beiden Händen strich sie den altrosa Seidensatin ihres Kleides glatt. Sie liebte das sinnliche Gefühl des seidigen Stoffs unter ihren Fingerspitzen. Deshalb strich sie erneut darüber, und ihre Knospen wurden fest.
    Verblüfft sah Felicity sich im Spiegel an. Das Oberteil saß sehr eng und hatte weder Rüschen noch andere Verzierungen. Ihre großen Knospen zeichneten sich deutlich darunter ab. Sie waren fest und hoch aufgerichtet. Auf eine Untertaille hatte sie absichtlich verzichtet.
    Sie kniff die Augen ein wenig zusammen und rückte das Mieder zurecht, damit der Ausschnitt

Weitere Kostenlose Bücher