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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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an sie.
    Anne wandte sich erneut an Patrick. „Dich verstehe ich ebenfalls nicht."
    „Nein, das tust du nicht", stimmte er ihr zu und zog sein Hemd an. „Du hast mich zurückgewiesen, Anne. Und du verwehrst mir sogar den Trost, den eine andere Frau mir bieten kann."
    „Belle ist meine Zofe!" rief Anne entrüstet. „Du hast sie benutzt und ihr weh getan.
    Es hätte sie ihre Stellung kosten können."
    „So schlimm ist es ja nicht gekommen, oder?"
    Sie sahen sich einen Moment fest an. Anne konnte ihren Zorn kaum noch beherrschen. Sie drehte sich um, blieb an der Tür noch einmal stehen und erklärte:
    „Wenn du angezogen bist, kannst du gehen."
    „Wirfst du mich etwa aus dem Haus?" fragte Patrick verblüfft.
    Anne zögerte einen Moment. Ihr fiel ein, daß Dominick den Vetter schon zweimal des Hauses verwiesen hatte. Gleichzeitig erinnerte sie sich an die Freundschaft, die Patrick und sie einmal verbunden hatte. „Nein", antwortete sie. „Ich bitte dich nur zu gehen. Wir haben einige Familienangelegenheiten, die dringend erledigt werden müssen."
    Patricks Miene wurde hart, und er trat näher. „Ich gehöre ebenfalls zur Familie, Anne. Du kannst mich nicht hinauswerfen. "
    „Ich will jetzt nicht mit dir streiten." Sie kehrte ihm den Rücken zu und wandte sich an ihre Zofe. „Wenn du angezogen bist, kümmere dich wie üblich um meine Sachen, Belle. Ich gehe inzwischen zum Herzog." Sie verließ das Zimmer und fühlte sich wie zerschlagen.
    Patrick war ein Schuft. Sie hatte ihn bisher überhaupt nicht gekannt.

    Der Herzog lehnte an zahlreichen Kissen, die Caldwell hinter seinen Rücken geschoben hatte. Seine bernsteinfarbenen Augen waren geöffnet, und er blickte Anne flehend entgegen.
    Anne eilte zu ihm und nahm seine Hand. Zu ihrer unend-liehen Freude drückte er sie ganz leicht. „Euer Gnaden! Bin ich froh, daß Sie das Bewußtsein wiedererlangt haben!"
    Der Herzog antwortete nicht, sondern sah sie verzweifelt an. Anne merkte, daß er nicht sprechen konnte, ihr aber etwas sagen wollte.
    Tiefe Bestürzung vertrieb ihre Freude. Insgeheim hatte sie gehofft, den Herzog wieder im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten vorzufinden. Sie setzte sich neben ihn auf das Bett. „Können Sie sich bewegen, Euer Gnaden?"
    Rutherford rührte sich nicht. Wie furchtbar mußte dies für sein ihn.
    Anne zwang sich zu einem Lächeln und sagte so unbekümmert wie möglich: „Bitte, bewegen Sie Ihre Finger, falls Sie es können. Tun Sie es für mich."
    Sie starrte auf seine Hand, die schlaff auf dem golddurchwirkten Bettüberwurf lag.
    Plötzlich merkte sie, daß der kleine Finger zuckte, und sie lächelte erneut. „Das ist ja wunderbar, Euer Gnaden. Mir scheint, Sie sind auf dem Weg zur Besserung."
    Rutherford sah sie mit großen Augen an. Anne hatte keine Ahnung, ob ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Der Herzog war wach und erkannte seine Umwelt. Aber er war beinahe vollständig gelähmt. Sie konnte nicht feststellen, wieviel er begriff.
    Sie versuchte, ihre fröhliche Miene beizubehalten, und wandte sich an den Butler.
    „Lassen Sie bitte Dr. Mansley holen, Caldwell."
    Der Butler nickte und verließ das Zimmer.
    Plötzlich merkte Anne, daß Patrick hinter Caldwell gestanden hatte. Sie sah ihren Vetter streng an, und er erwiderte ihren Blick trotzig. Die Dreistigkeit dieses Mannes war kaum glauben. Aber sie wollte den Herzog nicht zusätzlich belasten, indem sie einen Streit mit Patrick anfing. Deshalb drehte sie sich zu Rutherford zurück und bat:
    „Bitte, Euer Gnaden, blinzeln Sie einmal mit den Augen, wenn Sie mich hören können."
    Der Herzog schlug die Lider nieder und öffnete sie wieder.
    Anne war unendlich erleichtert und strahlte über das ganze Gesicht. „Wunderbar.
    Und wenn Sie nein sagen möchten, blinzeln Sie zweimal. Einverstanden? Auf diese Weise können wir uns verständigen."
    Der Herzog blinzelte einmal.
    „Bin ich froh", fuhr Anne fort. „Ich muß Ihnen nämlich etwas erzählen, Euer Gnaden.
    Dominick steckt furchtbar in der Klemme. Fairhaven hat überall erzählt, daß Ihr Enkel nicht Philips Sohn ist. Gestern wurde er ermordet, und am späten Abend hat man Dominick verhaftet."
    Der Herzog riß die Augen weiter auf. Er verzog keine Miene, sondern sah Anne nur entsetzt an.
    Patrick keuchte leise und trat näher. „Wie bitte?" rief er. „Man hat Dominick verhaftet und beschuldigt ihn des Mordes an Fairhaven?"

    „Ja", sagte Anne kühl. Der Herzog schaute auf etwas hinter

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