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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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kräftigen Polizisten streckte seine gewaltige Hand aus und drückte Dominick auf den Stuhl zurück.
    Dominick holte tief Luft und rang um seine Fassung. Gatling wartete nur darauf, daß er die Beherrschung verlor. Das war ihm klar. Der Inspektor wollte ihm die beiden riesigen Polizisten auf den Hals jagen. Es würde ihm eine gewaltige Befriedigung verschaffen, wenn er ihn zusammenschlagen lassen könnte. Wahrscheinlich würde er sich persönlich daran beteiligen.
    „Ein Geständnis könnte Ihre Situation möglicherweise verbessern", sagte Inspektor Hopper.
    Dominick zog eine Braue in die Höhe. „So? Ist die Strafe für Mord geändert worden?
    Das letzte, was ich hörte, war Erhängen durch den Strang."
    Hopper errötete ein wenig. „Wir sind alle müde, Sir. Wenn Sie gestehen, könnten wir das Gespräch beenden und ein wenig ruhen. Morgen früh können Sie dann mit Ihrem Anwalt reden."
    Dominick warf ihm einen stechenden Blick zu, und Hopper duckte sich unwillkürlich.
    „Sehen Sie sich den Kerl an", fuhr Gatling auf. „Er hält sich immer noch für einen mächtigen Mann. Aber das ist er nicht. Er ist nichts als ein kümmerlicher Bastard. Sie sind nicht der Enkel des Herzogs", höhnte er und wandte sich wieder an Dominick.
    „Sie sind kein Lord. Sie sind ein Niemand, junger Mann."
    „Meine Mutter war zumindest nicht die Hure eines Fischhändlers", erklärte Dominick kühl.
    Gatling verzog das Gesicht und schlug zu. Dominick hatte die Schlagringe an seinen Fingern vorher bemerkt. Er sprang auf, doch die Faust landete auf seinem Kinn. Ihm war, als würde sein Kiefer zersplittern. Er taumelte an die Wand und mußte sich zusammenreißen, um nicht umzusinken.
    Im nächsten Moment traf ihn ein schwerer Stockschlag auf die Schulter. Dominick keuchte vor Schmerz. Er stürzte zu Boden und hielt sich die Seite.
    „Sofort aufhören!" rief Hopper. „Dazu besteht kein Grund."
    „Halten Sie das Maul!" fuhr Gatling ihn an. Er richtete sich vor Dominick auf und reckte drohend die Faust in die Luft. „Gestehen Sie!"
    Dominick starrte zu ihm auf. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn und tropften ihm in die Augen. Sie brannten entsetzlich. „Nein", sagte er.
    Anne hatte dem Herzog alles erzählt. Obwohl er sie nicht hörte und nicht antwortete, war es eine große Erleichterung gewesen. Jetzt war sie so erschöpft, daß sie sich nur noch mühsam aufrecht halten konnte. Es war nach halb vier Uhr morgens. Das Zimmermädchen, das ihr in Beiles Abwesenheit helfen sollte, sah sie mit trüben Augen an. Irgendwie gelang es dem jungen Mädchen, ihr die Abendrobe auszuziehen, die Nachtkleider anzulegen und sie ins Bett zu bringen. Sie schlief auf der Stelle ein.
    Es klopfte an der Tür, aber Anne wollte nicht aufwachen. Sie versteckte sich unter dem Kissen, denn sie fürchtete, daß der neue Tag nichts Gutes bringen würde.
    Das Klopfen wurde stärker.
    Stöhnend öffnete Anne ein Auge. Sie hatte den Kopf zum Fenster gedreht, und die Vorhänge waren nicht ordentlich zugezogen. Die graue dunstige Dämmerung schaute herein. Und das Klopfen an der Tür hörte nicht auf.
    „Geh weg", flüsterte sie.
    Plötzlich fiel ihr alles wieder ein: der Ball im Haus von Lord Harding, Fairhavens Ermordung und Dominicks Verhaftung.
    „Mylady", rief Caldwell und trommelte mit der Faust an die Tür. „Bitte, werden Sie wach!"
    Anne setzte sich auf. Ihre Benommenheit verflog und machte einer tiefen Besorgnis Platz. Sie stieg aus dem Bett, zog ihren Morgenmantel über und öffnete die Tür. Sie war sehr blaß.
    Caldwell stand auf der Schwelle. Sein schwarzer Anzug war zerknittert, seine Krawatte saß schief, und sein Haar war zerzaust.
    „Was ist passiert?" fragte Anne erschrocken.
    Der Butler strahlte sie an. Er faßte sie bei den Schultern und schüttelte sie aufgeregt.
    „Der Herzog ist wach!" rief er viel zu laut.
    Anne sah ihn sprachlos an.
    „Er ist aufgewacht. Ich glaube, er möchte etwas sagen!"
    Anne blickte einen Moment in Caldwells glückliches Gesicht. Dann warf sie sich an seine Brust und umarmte ihn heftig. „Meine Güte, bin ich froh." Sie war nicht sicher, ob sie eine weitere tragische Nachricht ertragen hätte. Um so willkommener war dieses Wunder.
    „Ja, ich auch, Madam", stimmte der Butler ihr zu. Sie strahlten sich gegenseitig an.
    „Ich komme sofort", erklärte Anne. Plötzlich wurde ihr bewußt, wie sie aussah. „Wo ist Belle?" fragte sie und erinnerte sich unbehaglich, daß die Zofe gestern nirgendwo zu finden

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