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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Wange passiert, Dominick?" fragte sie.
    Er sah sie durchdringend an. „Ich bin gestürzt."
    „Brauchst du einen Arzt?"
    „Wahrscheinlich." Mit steifen Schritten kam er näher, und sie merkte, daß er hinkte.
    „Hattest du einen Unfall?" rief sie.
    Dominick lächelte spöttisch. „Wenn du einen brutalen Polizeiinspektor und zwei Konstabier als Unfall bezeichnen willst, kann man es so nennen. Dann hatte ich einen Unfall."
    „Was haben sie mit dir gemacht?" fragte Anne entrüstet.
    „Ich werde es schon überleben. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest...
    Ich möchte nach oben."
    Anne merkte plötzlich, daß sein rechter Arm schlaff herunterhing. Dominick hatte ihn bis jetzt nicht benutzt. Sie warf Caldwell einen raschen Blick zu und erklärte: „Dr. Mansley soll sofort kommen." Dann sah sie Dominick wieder an und fuhr fort: „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"
    „Ja. Laß Canfield und Hirsch Newman benachrichtigen, einen weiteren bekannten Anwalt. Teile den beiden mit, daß ich sie heute nachmittag um drei Uhr sprechen möchte."
    „Es ist noch nicht vorbei, nicht wahr?" fragte sie leise.
    „Nein, es ist erst vorbei, wenn Fairhavens wahrer Mörder gefaßt worden ist."
    Anne strich nervös mit der Zunge über ihre Lippen. Domi-nick hatte Fairhaven nicht umgebracht, das wußte sie tief im Herzen. Aber wer war es dann gewesen? Und weshalb behauptete jemand, er hätte Dominick nachmittags mit Fairhaven streiten sehen? Was war, wenn er doch in Covent Garden mit Fairhaven zusammengetroffen war?
    Seine Miene verfinsterte sich. „Was ist los, Anne? Bist du immer noch nicht anderen Sinnes geworden? Hältst du mich weiter eines Mordes für fähig?"
    Anne schluckte trocken. „Nein. Ich ... Das tue ich nicht." Sie sah ihn hilflos an. Es mußte ein unglücklicher Zufall sein, daß Fairhaven ausgerechnet jetzt ermordet worden war. Anders war es nicht möglich.
    Dominick sah sie grimmig an und wandte sich abrupt ab. Mit steifen Schritten stieg er die Treppe hinauf. Sein Hinken war jetzt noch deutlicher zu erkennen.
    „Ich habe eine gute Nachricht für dich", rief sie hinter ihm her.
    Er blieb stehen und sah gleichgültig zu ihr hinab.
    Anne zuckte innerlich zusammen. „Rutherford ist gegen Morgen aufgewacht. Er ist zwar gelähmt und kann nicht sprechen. Aber wir können uns durch Zeichensprache verständigen. Doktor Mansley war schon hier. Er sagte, es wäre ein gewaltiger Fortschritt. Allerdings riet er uns dringend, nicht allzuviel zu erwarten." Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Trotzdem ist es eine Verbesserung. Rutherford ist voll bei Bewußtsein, Dominick."
    Dominicks Blick hellte sich auf, und er lächelte ein wenig. „Das ist die beste Nachricht, die ich an diesem verteufelten Tag gehört habe. Ich sehe sofort nach Großvater."
    „Er schläft jetzt", sagte Anne. „Ich fürchte, ich habe ihn ziemlich erschöpft. Aber da ist noch etwas."
    Dominick wartete.
    „Wir haben einige Papiere gefunden. Philip hat dich an deinem ersten Geburtstag adoptiert und zu seinem einzigen gesetzlichen Erben bestimmt."
    Dominick sah sie ungerührt an. Falls er einen Triumph empfand oder wenigstens erleichtert war, ließ er es sich nicht anmerken.
    „Begreifst du nicht, Dominick? Du bist Philips gesetzlicher Erbe. Rechtlich bist du ein St. Georges. Ich bin zwar kein Anwalt, aber ich bis sicher, daß du das Herzogtum eines Tages erben wirst", stieß sie hervor.
    „Wenn man mich vorher nicht hängt", erklärte Dominick barsch.
    „Dich beschäftigt noch etwas, nicht wahr?" flüsterte Anne.
    Dominick sah an ihr vorüber. Erst dachte Anne, er würde blind auf die Wand hinter ihr starren. Doch als er den Blick nicht löste, drehte sie sich um und bemerkte das eindrucksvolle Porträt jenes Mannes, von dem sie angenommen hatte, daß es seinen Ur-Ur-Ur-Urgroßvater zeigte, den vierten Duke of Rutherford.
    „Ich habe nur eine einzige Frage", erklärte Dominick tonlos. „Wenn ich nicht Dominick St. Georges bin, wer, zum Teufel, bin ich dann?"
    Rutherford war unendlich müde.
    Mit geschlossenen Augen lag er da und nahm nur wie von fern wahr, daß die Morgensonne durch das Fenster in sein Schlafzimmer schien und sein Gesicht wärmte. Eine frische Brise fächelte über seine Haut, und draußen auf der Fensterbank sang fröhlich ein Vogel. Sonst war alles still im Raum.
    Er wußte, daß er sterben würde. Aber er hatte keine Angst davor. Der Tod war nicht das Ende. Es gab eine Art von Leben danach, denn sie wartete auf

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