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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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stämmigen Pferden zu dem kleinen Dorf Falkirk hinab.
    Dominick hatte Anne zum Mittagessen ins „Red Deer Inn" eingeladen, und sie hatte hocherfreut zugestimmt. Es war ihr Vorschlag gewesen, lieber zu reiten, als mit der alten Kutsche zu fahren, die zur Burg gehörte.
    Sie führten die Pferde über das Kopfsteinpflaster der kurzen Hauptstraße. Ein untersetzter Bäcker in einem dicken Wollmantel trat auf die Schwelle, als sie vorüberritten, und rief ihnen einen Gruß zu. Eine Frau mit einer Schürze voller Eier blieb ebenfalls stehen, knickste und lächelte zu ihnen hinauf. „Guten Tag, Mylord und Mylady."
    „Guten Tag", antwortete Dominick freundlich.
    Anne lächelte ebenfalls. Wie sollte sie nicht? Sie war so glücklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Es war passiert. Trotz der Schatten der Vergangenheit und der ungewissen Zukunft hatte sie sich bis über beide Ohren in ihren Ehemann verliebt.
    Schon vor einigen Tagen hatte sie beschlossen, nur noch an die Gegenwart zu denken. Mit der Wirklichkeit würde sie sich erst befassen, wenn sie durch ihre Rückkehr nach Waverly Hall dazu gezwungen wurde.

    Im Augenblick war sie nichts als eine verliebte und geliebte junge Frau.
    „Du bist eine ausgezeichnete Reiterin, Anne", sagte Dominick.
    „Ich mag Pferde", antwortete sie und freute sich über das unbedeutende Kompliment. Dominicks Stimme hatte genau jene Wirkung auf sie, die er zweifellos beabsichtigte. Ihr wurde richtig warm ums Herz.
    Er ließ sie nicht aus den Augen. „Vielleicht haben wir mehr gemeinsam, als uns bisher bewußt war."
    Annes Wangen röteten sich ein wenig. Ja, sie hatten einiges gemeinsam, darunter auch die Liebe zu Pferden. Am wichtigsten war jedoch ihre beiderseitige Bindung an Waverly Hall -und die erschreckende Leidenschaft, die sie erfaßte, wenn sie sich in den Armen lagen.
    Dominick stieg von seinem Pferd. Er schlang die Zügel um einen Holzpfeiler und ging zu Anne. Liebevoll legte er die Hände um ihre Taille. „Ich möchte wissen, was du jetzt denkst", murmelte er.
    Anne errötete noch stärker. Doch sie wandte den Blick nicht ab. In den letzten Tagen war sie ziemlich kühn geworden. „Ich denke an all das, was wir gemeinsam haben", antwortete sie.
    Er lächelte sinnlich, und sein Grübchen vertiefte sich. „Du bist eine Frau ganz nach meinem Herzen, Anne", sagte er und half ihr vom Pferd. „Ich habe nämlich an genau dasselbe gedacht."
    Einen Moment lag Anne in seinen Armen. Ihr Puls flatterte und begann zu rasen. Sie fühlte Dominicks feste Beine durch die schmalen Röcke ihres Reitkleides an ihren Schenkeln. Sein Mund war ganz nahe. Dominick hatte einen schönen, äußerst verlockenden Mund. Anne sehnte sich nach einem Kuß. Aber sie waren auf einer öffentlichen Straße. Andererseits konnte niemand sie sehen, denn sie standen zwischen ihren beiden großen Pferden.
    Ja, sie war wirklich kühn und schamlos geworden.
    Als könnte Dominick ihre Gedanken lesen, verstärkte er den Griff um ihre Arme.
    „Anne ..." flüsterte er und senkte den Kopf.
    Anne schloß die Augen. Sie klammerte sich an die Aufschläge seines Tweedjacketts und ließ sich von ihm küssen. Es war ein kurzer, zärtlicher Kuß. Trotzdem wurde ihr von Kopf bis Fuß glühend heiß.
    „Wir benehmen uns wirklich schamlos", sagte sie atemlos.
    „Nein", antwortete er und lächelte unbekümmert. „Ich halte nichts von der heutigen Moralvorstellung, nach der man sich nur bekleidet und mit geschlossenen Augen lieben darf. Hättest du auf Anstand und Schicklichkeit bestanden, hätte ich alles daran gesetzt, dich davon abzubringen."
    Und es wäre dir bestimmt gelungen, dachte Anne. „Nun, du mußt zugeben, daß unser Verhalten skandalös ist", sagte sie laut.
    „Das ist mir egal. Außerdem beobachtet uns niemand." Dominick lächelte erneut.
    Anne wollte ihm gerade zustimmen. Da erstarb ihr Lächeln, denn sie erinnerte sich plötzlich an das offene Fenster vor zwei Tagen. Entweder spukte es wirklich in Tavalon Castle, wie Belle befürchtete, oder jemand hatte ihr Zimmer betreten, während sie unten bei Dominick war - vielleicht auch schon vorher, als sie noch schlief. Beide Möglichkeiten waren empörend und absurd. Und außerordentlich beängstigend.
    „Anne?" fragte Dominick eindringlich.
    „Ich mußte gerade an unser Schlafzimmerfenster denken, das vorgestern nacht offen gewesen ist", gab sie zu.
    Zärtlich strich er ihr mit der Hand über den Kopf. Anne trug heute eine geflochtene Haarkrone. „Ich dachte, das

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