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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Sie spürte seine Lippen auf ihrer Wange und schmeckte das Salz ihrer Tränen an den Mundwinkeln.
    „Bitte, weine nicht", wiederholte Dominick. Er hob den Kopf und sah ihr tief in die Augen. Dann beugte er sich wieder hinab und küßte ihre Tränen fort.
    Nie hatte Anne ihn so geliebt wie in diesem Moment. Verzweifelt klammerte sie sich an ihn. Sie liebte den Mann mit jeder Faser ihres Wesens. Sie liebte ihn so sehr, daß es weh tat, auch wenn er sie nicht so stark liebte wie sie ihn.
    Sie mußte diese Chance nutzen.
    Sie würde Dominick vertrauen.
    Sie konnte ihn nicht bitten, wieder zu gehen.
    Sie fuhren nicht direkt nach Waverly Hall. Dominick forderte den Kutscher auf, einen Augenblick anzuhalten, bevor sie das Haus erreichten, und half Anne, ihre Kleider und das Haar zu richten. Seine Miene war ziemlich grimmig. Anne wollte ihm sagen, was sie beschlossen hatte. Doch er kam ihr zuvor.
    „Wir reden zu Hause weiter", erklärte er und mied ihren Blick.
    „Dominick ..." versuchte sie es erneut.
    Er weigerte sich, sie anzusehen, und ließ den Kutscher anfahren.
    Anne lehnte sich erschöpft zurück. Dominick hatte recht. Ihre Unterhaltung hatte noch Zeit. So wichtige Dinge durfte man nicht überstürzen.
    Die Kutsche kam in der halbkreisförmigen Einfahrt vor dem Haus zum Stehen. Zwei livrierte Bedienstete halfen Anne hinaus. Dominick folgte ihr. Bennet stand auf der Veranda. Seine Miene war gleichmütig wie immer. Doch Anne kannte ihn gut genug und merkte, daß er froh war, sie wieder zu Hause zu wissen. Bevor sie den Butler begrüßen konnte, legte Dominick besitzergreifend den Arm um ihre Taille und führte sie die Stufen hinauf.
    Anne war so glücklich, daß er seine Zuneigung öffentlich zeigte, daß es ihr die Sprache verschlug.
    „Mylord und Mylady ..." Bennet verbeugte sich ehrerbietig.
    „Guten Tag, Bennet", sagte Dominick. „Ist mein Großvater noch in Waverly Hall?"
    „Nein, Mylord. Seine Gnaden hat das Haus verlassen, kurz nachdem Sie und Ihre Ladyschaft nach Schottland abgereist sind."
    „Sind Belle und Verig gut angekommen?" wollte Dominick wissen. Sie hatten die beiden Bediensteten einen Tag früher losgeschickt.
    „Ja, Sir. Ihre Suite ist gerichtet, und das Wasser für die heißen Bäder steht bereit."
    „Sehr gut." Dominick sah Anne kurz an und wandte sich erneut an den Butler. „Sind die Sachen Ihrer Ladyschaft in meine Räume gebracht worden, wie ich es angeordnet hatte?"
    „Ja, Mylord."
    Anne unterdrückte einen erstaunten Ausruf. Bennet wich beiseite, damit sie eintreten konnten. Diesmal gelang es ihm nicht, sein glückliches Lächeln zu verbergen.
    Anne sah Dominick an. Er tat, als bemerke er es nicht. Offensichtlich hatte er ihre Entscheidung nicht abgewartet, sondern die Angelegenheit von Tavalon Castle aus selber in die Hand genommen. Eigentlich mußte sie ihm jetzt böse sein. Doch sie bebte vor freudiger Erregung.
    Plötzlich wurde ihr klar, daß Dominick ihre Bitte höchstwahrscheinlich nicht beachtet hätte, wenn sie zu dem Ent-Schluß gekommen wäre, daß er Waverly Hall verlassen müßte. Er hätte seinen Teil der Abmachung nicht eingehalten. „Dominick", begann sie. Doch es klang nicht wie ein Protest.
    Er sah sie fest an. Seine Augen waren hart und glänzend wie Diamanten. „Wir haben eine Menge zu besprechen. Wollen wir es bei einer Tasse Tee in der Bibliothek tun, nachdem du Gelegenheit hattest, zu baden und dich ein wenig auszuruhen?" schlug er vor.
    Anne nickte. Sie nahm ihm seine Förmlichkeit nicht übel. Dominick konnte nicht wissen, daß er längst gewonnen hatte. Dabei war sie die eigentliche Siegerin. „Um vier Uhr?"
    „Einverstanden", sagte er. Seine Augen wurden dunkel, und er küßte sie vor dem Kutscher, den beiden Bediensteten, Bennet und allen anderen Umstehenden auf den Mund.
    Anne ging direkt zu den ehelichen Gemächern. Im Badekabinett war die Porzellanwanne bereits mit duftendem heißen Wasser gefüllt. Auf einem kleinen Tisch im Salon standen Erfrischungen für zwei Personen. Belle machte sich im Nebenzimmer zu schaffen, das traditionsgemäß von der Marchioness bewohnt wurde, und packte die Sachen ihrer Herrin aus.
    Anne wäre am liebsten vor Freude über die luxuriös eingerichteten Räume wie ein kleines Kind in die Luft gesprungen. Nachdem sie sich für Dominick entschieden hatte, fühlte sie sich unglaublich frei und leicht. Es war, als wäre eine große Last wie von Zauberhand von ihren Schultern genommen worden. Während sie aus dem großen

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