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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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abgeholt. Von sechs herrlichen Rappen gezogen, fuhren sie an der verwitterten Mauer entlang, die den eigentlichen Herrensitz umgab. Das große georgianische Backsteinhaus mit den wuchtigen weißen Säulen und den zahlreichen Außenbauten kam immer mehr in Sicht. In der Vergangenheit war Anne beim Anblick des herrlichen Gebäudes jedesmal ganz warm ums Herz geworden. Diesmal war es anders.
    Gleichgültig betrachtete sie das Bild. Seit sie heute morgen aufgewacht war, schien die Welt trüber und farbloser geworden zu sein. Sie erinnerte sich viel zu lebhaft an jenen Morgen nach ihrer Hochzeit, als Dominick den Landsitz bei Sonnenaufgang verlassen hatte. Nie im Leben war sie so niedergeschlagen gewesen. Es hatte beinahe körperlich geschmerzt.
    Die neue Anne, jene Frau, die letzte Woche überaus geliebt worden war, vertraute Dominick ganz und gar. Doch jetzt meldete sich die alte Anne mit ihren Rachegelüsten zurück, die vier Winter ohne ihren Ehemann hatte auskommen müssen. Sie hatte furchtbare Angst, war mißtrauisch und voller Zweifel.
    Doch wie sollte sie Dominick davonschicken, wenn sie ihn derart liebte?
    Aber blieb ihr etwas anderes übrig, wenn ein Teil von ihr ihm weiterhin mißtraute?
    Verstohlen sah sie ihren Mann an. Er verhielt sich wie ein Fremder, war förmlich und höflich, aber ohne jede Wärme. Im Moment preßte er die Zähne fest zusammen. Er hatte sich heute morgen nicht rasiert, und sein Bartschatten verdunkelte sein Kinn.
    Er saß korrekt auf seiner Seite des gepolsterten Sitzes und achtete darauf, daß seine Beine ihre Röcke nicht berührten. Seit er sie gestern irgendwo im Norden Englands zum letzten Mal geliebt hatte, während der Zug unter dem nachtschwarzen Himmel dahinfuhr, hatte er sie nicht mehr angefaßt.
    Anne atmete schwer und zwang sich zur Ruhe. Sie durfte jetzt nicht weinen. Sie dachte an die Woche, die sie mit Do-minick verbracht hatte, und war sicher, daß er sie ebenso liebte wie sie ihn. Wenn er sie doch in die Arme ziehen und ihr sagen würde, wie sehr.
    Aber vor vier Jahren hatte sie auch geglaubt, daß Dominick sie liebte. Das war ein gewaltiger Irrtum gewesen - trotz seiner leidenschaftlichen Umarmung am Abend seiner Verlobung mit Felicity und trotz der Tatsache, daß er sie, Anne, zwei Wochen später geheiratet hatte.
    „Anne", flüsterte Dominick plötzlich.
    Sie zuckte zusammen, und ihre Blicke begegneten sich. „Komm her", murmelte er.
    Anne zögerte keine Sekunde. Sobald er die Hand nach ihr ausstreckte, warf sie sich an seine Brust.
    Doch es wurde keine Umarmung, wie er sie sich wünschte und nach der sie sich sehnte. Mit beiden Händen strich Dominick hart ihr Rückgrat hinab und preßte sie leidenschaftlich an sich.
    Anne grub die Fingerspitzen in seinen Nacken und verschloß seinen Mund mit einem Kuß. Er drückte sie auf den Sitz und spreizte mit einem Bein ihre Schenkel.
    Sie ließ seine Zunge eindringen und gab sich ganz seinen Liebkosungen hin.
    Dominick strich mit den Lippen zu ihrem Hals, und Anne warf den Kopf zurück. Sie keuchte leise, als er ihren hohen Kragen öffnete und die empfindsame Haut küßte.
    Mit beiden Händen umschloß er ihre Brüste unter der Jacke und dem Kleid und folgte mit dem Mund der Spur seiner Finger.
    Während er die vollen Rundungen durch den Stoff liebkoste, versuchte er mit der anderen Hand ihre Röcke hochzuschieben, doch ausgerechnet heute trug Anne eine Krinoline. Frustriert riß er sie an sich und preßte sie so fest an seinen harten Körper, daß Anne leise aufschrie.
    Sie klammerte sich an Dominicks Schulter und merkte nicht, daß sie weinte. Er nahm ihre Hand und legte sie auf seinen Schoß.
    Ekstatisch stießen ihre Körper auf dem gepolsterten Sitz aneinander. Anne weinte immer stärker. Ihre Tränen benetzten seine Wangen. Sie war derart aufgewühlt, daß sie niemals Entspannung in der Ekstase finden würde.
    Plötzlich erstarrte Dominick über ihr. Er legte die Arme um sie und zog sie fest an sich. Sein Gewicht drückte sie auf den Sitz. „Anne?"
    Wenn sie jetzt etwas sagte, merkte er, daß sie weinte. Deshalb barg sie das Gesicht an seiner Schulter.
    „Nicht weinen", bat er heiser. „Bitte, nicht weinen."
    Anne schluchzte weiter.
    Die Kutsche rumpelte durch ein tiefes Schlagloch, so daß sie gegen die Polster geschleudert wurden. Dominick machte es nichts aus. Er war kein bißchen mehr erregt. Anne wollte ihn nicht freigeben. Sie hielt die Augen geschlossen und krallte sich weiter an ihn. Er zog sie enger heran.

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